Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hans-Fitze-Straße

Harburg (2003): Hans Fitze (16.4.1903 Lübeck – 25.11.1998 Hamburg), Schauspieler, Regisseur, Theaterintendant, Direktor des Harburger und auch des Altonaer Theaters.


Vor der Benennung war dies der östliche Teil der Straße Küchgarten.

Hans Fitze wurde am 16.4.1903 in Lübeck geboren und starb am 25.11. 1998 in Hamburg. Von Beruf war er Schauspieler, Pianist, Kapellmeister/Kaffeehausmusik, Regisseur und Theaterintendant. Vor dem Zweiten Weltkrieg und kurz danach wohnte er an der Eppendorfer Landstraße 58. Von 1956 bis 1994 lebte er in einem Haus in der Straße Küchgarten 33, die seit 2003 Hans-Fitze-Straße heißt.

Nach seiner Schauspielausbildung, die er 1932 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg begann, folgten Engagements an verschiedenen deutschen Theatern, so in Bonn und Köln

Fitze gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus nicht der NSDAP an. Er war von 1934 bis 1945 Mitglied der Reichstheaterkammer und der DAF.

Die Reichstheaterkammer war Teil der Reichskulturkammer. Diese war „ein Instrument nationalsozialistischer Kulturpolitik. (…) Aufgabe (…) war eine einheitliche Kulturförderung und die Regelung der sozialen und wirtschaftlichen Belange der Kulturschaffenden, die zur Mitgliedschaft verpflichtet waren. Zudem erhielt die Reichskulturkammer [Oberbegriff für die verschiedenen Kammern wie Reichsschrifttumskammer, Reichspressekammer, Reichstheaterkammer, Reichsfilmkammer, Reichsmusikkammer, Reichskammer der bildenden Künste] die Möglichkeit, Mitglieder abzulehnen und damit Berufsverbote auszusprechen. Der Propagandaminister hatte gleichzeitig den Vorsitz der Reichskulturkammer inne, der auch inhaltliche Vorgaben für die kulturelle Gestaltung erlaubt waren. Ideologisch bedeutete die Einrichtung der Reichskulturkammer die Abkehr vom demokratisch-individualistischen Kulturaufbau hin zum völkisch-einheitlichen Kulturleben unter staatlicher Lenkung. (…) Mit Hilfe der Kammern konnten Goebbels und sein Ministerium eine weitgehende Kontrolle über die Zwangsmitglieder ausüben.“ [1]

Die DAF (Deutsche Arbeitsfront) wurde am 10.5.1933 gegründet, war der NSDAP angeschlossen und „mit ca. 23 Mio. Mitgliedern (1938) die größte NS-Massenorganisation. Als Einheitsgebilde ‚aller schaffenden Deutschen‘ konzipiert, schuf ihr Reichsleiter Robert Ley ein vielgliedriges, bürokratisch aufgeblähtes Organisationsimperium, mit dem er in nahezu alle Felder der nat.soz. Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen trachtete. Entscheidender Einfluß auf materielle Belange in diesem Bereich blieb der DAF jedoch verwehrt, vielmehr musste sie sich im wesentlichen auf die allgemeine Betreuung und weltanschauliche Schulung ihrer Mitglieder beschränken. Die sich aus den Mitgliederzahlen ergebende enorme Finanzkraft der DAF (Beitragsaufkommen 1939: 539 Mio. RM) diente (…) v.a. der Finanzierung ihrer Wirtschaftsunternehmen. Hierzu gehörten u.a. Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaften, Banken, Verlags- und Druckereiunternehmen, Werften, (…) Volkswagen (…) Der zweite Pfeiler der Aktivitäten der DAF waren die unterhalb des Zentralbüros geschaffenen Ämter; hierzu zählte u.a. das Amt für Berufserziehung und Betriebsführung (…), das Amt Soziale Selbstverantwortung (…), sowie die NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘.“ [2]

Außerdem gehörte Fitze von 1933 bis 1936 der NSV an. Die NSV war „mit 17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Deutschen Arbeitsfront die größte und in der Öffentlichkeit bekannteste NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die NSV zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrt tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten, deren finanzielle Mittel zu beschneiden und auch die von den Kommunen getragene öffentliche Fürsorge einzuschränken. Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren und dort spezifische Akzente zu setzen. Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der NSV populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der NSV von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt, indem v. a. ‚rassisch wertvolle‘. Nur zeitweilig in eine Notlage geratene Bedürftige gefördert werden sollten, während ‚Minderwertige‘, ‚Asoziale‘, Alte und Kranke der (Minimal-) Unterstützung der öffentlichen Fürsorge überlassen wurden.“ [3]

Während des Zweiten Weltkriegs war Fitze von 1944 bis 1945 als Funker/Oberfunker tätig.

Im Juni 1942 war er als Schauspieler auf Gastspiel in Prag.

Seine Entnazifizierung endete mit: „no objection“, kein Einwand, keine Kategorisierung. [4]

Laut Eintrag in Wikipedia übernahm Fitze 1945 „die Leitung der Städtischen Bühne im kriegszerstörten Hamburg-Harburg (…) 1949 stellte Hamburg die Finanzierung des Stadttheaters ein, worauf Intendant Fitze nun das Harburger-Theater als Privatbühne weiterführte. Seit 1954 leitete er auch das Altonaer Theater als Privatbühne weiter. In seiner fast fünfzigjährigen Tätigkeit als Prinzipal inszenierte Fitze über 250 Bühnenstücke und trat selbst in mehr als 350 Rollen auf. Zeitweise hatten Fitze und sein Ensemble mehr als 10 000 Abonnenten. Er war mit der Stadtteilbespielung und eigenen Abonnementsreihen in Wandsbek und Berne vertreten.

Dabei legte er Wert auf traditionelle Inszenierungen: ‚Ich mache konservatives Theater, und die Alten, die einen Großteil meines Publikums ausmachen, werden in unserer Gesellschaft ja immer mehr.‘

Fitze leitete das Altonaer und Harburger Theater bis zum Jahr 1994, als er auf Druck der Kulturbehörde die Intendanz niederlegte. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und Subventionskürzungen wurden beide Theater vorläufig geschlossen. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens galt Fitze nach 49 Jahren als dienstältester Intendant weltweit.

Neben seiner umfangreichen Bühnentätigkeit trat Fitze vereinzelt auch in Film- und Fernsehproduktionen auf (…). Fitze war seit 1949 auch umfangreich als Hörspielsprecher beim NWDR Hamburg und dessen Nachfolger dem NDR im Einsatz. (…)

Hans Fitze war mit der Schauspielerin Elke Ahlf alias Elly Fitze (1905–2008) verheiratet, die ebenfalls lange Jahre am Altonaer Theater spielte.“ [5]