Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Harzensweg

Barmbek-Nord (1914): Georg Ernst Harzen (1.11.1790 Altona – 6.2.1863 Hamburg), Mitbegründer des Kunstvereins, Radierer, Kunsthändler.


Obwohl Georg Ernst Harzen der Begründer der Hamburger Kunsthalle ist, ist er nur wenig bekannt und wurde sein Name im Zusammenhang mit dieser Institution wenig genannt. Die Begründung hierfür liefert Michael Göring 2011, damals Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung Ebelin und Herd Bucerius, in seinem Vorwort zu der von Silke Reuther verfassten Biografie über Georg Ernst Harzen: „Der in Altona geborene Kaufmann und Sammler Georg Ernst Harzen führte ein zurückgezogenes Leben. Er ging seiner Sammelleidenschaft im Stillen nach und verbrachte viel Zeil damit, seine Erwerbungen zu erforschen, zu gliedern und geschickt zu ergänzen. So entstand über die Jahre eine unvergleichliche Sammlung, die das Fundament für ein solches Haus bilden sollte. Hartnäckig verfolgte er das Ziel, der Öffentlichkeit seine großartige Sammlung zugänglich zu machen. Testamentarisch vermachte er seine Kunstschätze dem zukünftigen Museum der Stadt Hamburg – mit der Auflage, die sorgfältig verpackten Kisten erst zu öffnen, wenn es in Hamburg zu einem Museumsbau mit Kupferstichkabinett gekommen sei. Damit gab er die entscheidenden Impulse für den Bau der Kunsthalle.“ 1)

Bei Harzens Sammlung handelte es sich u. a. um ca. 30 000 Handzeichnungen und Druckgraphik aus der Zeitepochen des 15. bis 17. Jahrhunderts sowie um ausgewählte Gemälde und illustrierte Bücher.

Georg Ernst Harzen stammte aus einer dänischen Familie. Seine Mutter war Johanna Catharina Francisca Harzen, geborene Winklern, sein Vater Georg Nicolaus Harzen. ein gutverdienender Beamter (Finanz und Cammersekretär). Die Familie lebte in Altona.

Bereits in der Schulzeit am Christianeum interessierte sich Georg Ernst Harzen besonders für Kunst. Nach dem Schulbesuch, den er 1805 ohne Abitur beendet hatte, erlernte er zwar einen kaufmännischen Beruf im Finanzbereich, in dem er auch nach der Ausbildung tätig wurde, aber seine Liebe galt der Kunst.

1819 unternahm Harzen eine fast zweijährige Reise über Deutschland, Österreich nach Italien. „Er knüpfte im Verlauf der Reise Kontakte zum Kunsthandel, zu Sammlern und Künstlern. So entstand ein Netzwerk freundschaftlicher wie geschäftlicher Beziehungen, die er in tragfähige Allianzen wandelte. Im Verlaufe dieser Reise konkretisierte sich sein Wunsch nach Veränderung: dem Wechsel in den Kunsthandel und der kreativen Gestaltung von Hamburgs Kunstleben“2), schreibt Silke Reuther in ihrer Biografie über Harzen.

Nachdem Harzen 1820 nach Hamburg zurückgekehrt war, ließ er sich im Hamburger Kunstauktionshaus des Johannes Noordt anstellen und konnte bereits ein Jahr später eine eigene Kunsthandlung eröffnen. Sie befand sich damals in der Großen Johannisstraße 48. 1821 konstituierte sich dort auch der Hamburger Kunstverein, dessen Gründungsmitglied Harzen war und dessen zweiter Schriftführer er wurde.

Seine Kunstauktionen, auf denen er auch Münzen und Mineralien anbot, hatten immensen Erfolg, so dass Harzen bereits mit 31 Jahren ein sehr vermögender Mann war.

1824 nahm Harzen den Kaufmann Matthias Commeter als Teilhaber in sein Geschäft auf und zog mit dem Geschäft an den Neuen Wall 131/10 in die Nähe des Görzschen Palais, wo nun auch zeitgenössische Kunst gezeigt wurde.
„Zudem ermöglichte er dem Kunstverein den Aufbau einer eigenen Sammlung von Kupferstichen und Kunstwerken. Harzens Wohnhaus entwickelte sich somit zu einem kulturellen Treffpunkt Hamburgs.“ 3)

Neben all dem Erfolg, den Harzen und Commeter mit ihrem Geschäft hatten, wurde auch Kritik an ihrem Geschäftsgebaren laut. Diese kam von Malern. Dazu schreibt Silke Reuther: „Die Kunsthandlung Commeter war und blieb der erste Anlaufpunkt, denn hierhin mussten alle einzureichenden Gemälde für die Ausstellungen gesandt werden. Auf den Versammlungen [des Kunstvereins] wurden die Einsendungen vorgestellt und traf eine Auswahl, doch den ersten Blick hatten Harzen und Commeter. Sie bildeten sich ihr Urteil und taten ihre Meinung - sehr zum Verdruss der Maler – bisweilen recht unverblümt kund. Die Machtstellung, die beide im Hamburger Kunstleben einnahmen, stieß auf Widerstand. (…). Das Aufbegehren der Künstler gegen das ‚Dioskurenpaar‘ Harzen-Commeter wuchs, trotz seiner Verdienste. Nicht zuletzt aus diesem Grunde gründete sich der Hamburgische Künstlerverein von 1832. Dessen ab 1834 regelmäßig durchgeführte Ausstellungen bildeten ein das Kunstleben der Stadt bereicherndes Gegengewicht zu den Veranstaltungen des Kunstvereins. Sie boten den Malern die Gelegenheit, ihre Werke nach persönlichem Dafürhalten vor allem ohne auswählende Gremien dem Publikum vorzustellen. Harzen und Commeter standen dieser Konkurrenz wohlwollend gegenüber und erhielten Freikarten für die Dauer der Ausstellungen.“ 4)

Durch den Großen Brand in Hamburg im Jahre 1842 wurden das Haus am Neuen Wall und auch Teile der Sammlung vernichtet.

Harzen, kurz resigniert ob dieses Unglücks, ließ ein neues Geschäftshaus erbauen, das 1844 am Neuen Wall 39 fertiggestellt war. Fortan widmete sich Harzen noch einige Jahre dem Kunsthandel, bis er sich 1847 aus dem Geschäft zurückzog. Nun widmete er sich der „wissenschaftlichen Erforschung des Kunstbesitzes, den er mit Commeter gemeinsam aufgebaut hatte. Er besuchte die prominenten Kunstsammlungen Europas und recherchierte in Rom und Florenz sowie in London und Amsterdam.“ 5) Er verfasste einige Abhandlungen über Druckgrafiken alter Meister und plante ein umfangreiches Buch über die Geschichte der graphischen Künste zu schreiben. Jedoch kam es nicht zur Vollendung des Werkes.

Harzen, der zeit seines Lebens ledig blieb, aber enge familiäre Verbindungen pflegte, unterstützte junge Hamburger Künstler, deren materielle Absicherung ihm sehr am Herzen lag. So regte er im Kunstverein an, einen „Hülfsfonds für bedürftige Künstler und Künstlerwitwen Hamburgs und Altonas“ einzurichten, was auch geschah.

Mit seinem Geschäftspartner Commeter verband ihn eine Freundschaft. Dazu heißt es bei Silke Reuther: „Da die von Harzen und Commeter gepflegte Allianz weder im Kreise der Freunde noch unter Handelspartnern je erörtert worden ist, lassen sich kaum Schlüsse über ihre Wesensart ziehen. Doch angesichts beider Entscheidung, diese Verbindung im Alter aufzulösen, ist es naheliegend, sie als eine ebenso freundschaftliche wie zweckmäßige Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zweier Junggesellen zu begreifen, deren ureigenste Wurzel die Liebe zur Kunst und das geschäftliche Engagement waren. Mit dem Wegfall dieser beruflichen Ebene wurde die Gemeinschaft verzichtbar.“ 6)

1856 vermachte Harzen sein Vermögen und die Kunstsammlung der Stadt Hamburg mit der bereits oben erwähnten Auflage, ein öffentliches Museum zu errichten. „Fünf Jahre nach seinem Tod beraumte Harzen als Frist ein, andernfalls seien Zinsen und Zinseszinsen anzusparen, um ein Haus für diese Sammlung zu errichten, ein Museum der graphischen Künste. (…) Man berief zwar ein Komitee ein, dass die Erfordernisse an das zukünftige Haus bestimmen sollte, doch konnten die Mitglieder keinen Konsens erzielen, so dass man sich entschloss, um die Kompetenz des Gremiums zu stärken, weitere sachkundige Köpfe hinzuzuziehen und auch Harzen zählte zu den Wunschkandidaten. Wenig später waren dann vor allem dank seines Engagements die Richtlinien für den Museumsbau festgeschrieben,“ 7) so Silke Reuther.

Ebenso 1856, als Harzen seine testamentarische Verfügung verfasste, beendeten Harzen und Commeter ihre Geschäftsbeziehung.

Nachdem Georg Ernst Harzen 1863 gestorben war, regelte Commeter den Nachlass und übergab auch seine Kunstsammlung dem Museum.