Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hasencleverstraße

Hummelsbüttel (1945): Wilhelm Hasenclever (19.4.1837 Arnsberg/Westfalen – 3.7.1889 Schöneberg/Berlin), letzter Präsident des allgemeinen deutschen Arbeitervereins, Redakteur des Hamburg-Altonaer Volksblattes.


In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Verkehrsfläche Paul Keßler-Straße benannt. Gleich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Straße umbenannt in Hasencleverstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 131-14, III 2 Bd.2. Verbindungsstelle zur Militärregierung III 2 Band 2. Briefe des Bürgermeisters an die Militärregierung, Kopien für das Bürgermeisteramt 18.8.19456-19.9.1945: Der Bürgermeister der Hansestadt Hamburg 18.9.1945 an die Militärregierung. Rückbenennung von vorherigen Straßennamen, die von den Nationalsozialisten benannt waren.)

Wilhelm Hasenclever war der Sohn der Bauerntochter Helene Hasenclever, geborene vom Dahl und des Lohgerbers Johann Christoph Hasenclever.

Nachdem Wilhelm Hasenclever bei seinem Vater in die Lehre gegangen war, um ebenfalls Lohgerber zu werden, absolvierte er 1857 den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und ging danach auf Wanderschaft.

Von 1862 bis 1864 „war er Redakteur der demokratischen ‚Westfälischen Volkszeitung‘ in Hagen, nahm 1864 am Feldzug gegen Dänemark teil und trat, nachdem er sich zunehmend mit dem Sozialismus befasst hatte, F. Lassalles ‚Allgemeinem Deutschen Arbeiterverein“‘ bei, dessen Kassierer er 1868 und dessen Präsident er 1871 (…) wurde. – 1867-69 leitete er die Lohgerberei seiner verwitweten Schwester in Halver. 1869 gelangte er über eine Nachwahl in Duisburg in den Norddeutschen Reichstag und wurde zum Mitglied des Zollparlaments ernannt. 1870 wurde er Mitherausgeber des ‚Social-Demokrat‘ des Parteiorgans, (…) Ende 1869 siedelte er nach Berlin über und verschaffte sich hier in kurzer Zeit eine führende Stellung in der sozialistischen Arbeiterbewegung,“ 1) heißt es in der Neuen Deutschen Biographie.

Mit Altona kam er in Kontakt, als er – wie Holmer Stahncke schreibt – „als Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) (…) 1872 von über 10000 Anhängern am Altonaer Bahnhof begrüßt und im Triumphzug im offenen Wagen zum Versammlungslokal gefahren [wurde], wo er vor 45000 Zuhörern spricht und die Polizeiwillkür verurteilt. Wegen des Umzugs wird er verhaftet und einen Tag lang festgehalten.“2)

1873 wurde er zum Kandidaten für den 8. Wahlkreis Altona bestimmt. Er forderte u. a. die Abschaffung der Frauen- und Kinderarbeit.

„Nach der Wahl in den neuen Parteivorstand auf dem Gothaer Parteitag (1875) verlegte Hasenclever seinen Wohnsitz nach Hamburg und übernahm die Redaktion des ‚Hamburg-Altonaer-Volksblattes‘.“ 3) Zuvor hatte er 1875 in Berlin im Alter von 38 Jahren Maria Johanna Klara George (geb. 19.1.1856 Berlin) geheiratet. Das Paar bekam drei Kinder, von denen eines in jungen Jahren verstarb.

In der Neuen Deutschen Biografie steht weiter über Hasenclever: „1875 betrieb er auf dem Kongress in Gotha den Zusammenschluss der ‚Lassalleaner‘ und der marxistischen ‚Eisenacher‘ zur ‚Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands‘, deren erster Vorsitzender er wurde. 1877 sowohl für Altona (…) als auch für Berlin VI in den Reichstag gewählt, nahm er die Wahl für Berlin an. 1876-78 gab H. gemeinsam mit W. Liebknecht den ‚Vorwärts‘ in Leipzig heraus, (…).“ 4)

Hasenclever wurde noch mehrmals als Abgeordneter für den Reichstag gewählt, so 1879 für Breslau (Ost), 1884 für Breslau und Berlin (er nahm für Breslau an), 1887 für Berlin.

Zwischen 1878 und 1890, also in der Zeit des Sozialistengesetzes „wurde er mehrmals aus seinen Wohnorten ausgewiesen“5). Auch verlor er seinen Arbeitsplatz beim „Vorwärts“, da diese Zeitung verboten wurde. Hasenclever war während des Sozialistengesetzes gewerkschaftlich aktiv. Finanziell hielt ihn seine Ehefrau Clara über Wasser. Sie betrieb zwei Zigarrengeschäfte.

Ende 1887 zeigten sich bei ihm Symptome einer Geisteskrankheit. 1888 führte dies zur Entmündigung Hasenclevers, der in einer Heilanstalt in Schöneberg seine letzte Lebenszeit verbrachte.

Hasenclever und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „In seiner Schrift ‚Der Wahrheit die Ehre. Ein Beitrag zur Judenfrage in Deutschland‘ aus dem Jahr 1881 kritisierte Hasenclever einerseits die Antisemiten um Adolf Stoecker und sprach sich für die Gleichberechtigung von Juden aus, bediente aber latent-antisemitische Motive. Er weist Juden darin die Schuld für den Antisemitismus, etwa der Handwerker, Studenten oder Gutsbesitzer, zu.“6) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Forschung, Kontextualisierung.“ 7)