Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Antonie-Möbis-Weg

Eidelstedt, seit 1991, benannt nach Clara Hedwig Antonie, geb. Schmidt (5.3.1898 Spremberg/Niederlausitz - 16.8.1976 Hamburg), Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Arbeiterin, Kommunistin, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft von 1931 - 1933


Antonie Schmidt war das sechstes und jüngste Kind einer Arbeiterfamilie. Der Vater, ein Lokomotivführer, starb 1910; zwei Jahre später verstarb auch die Mutter. Antonie Schmidt musste gleich nach dem Abschluss der Hauptschule ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Sie arbeitete von 1912 bis 1917 als Hausmädchen, dann als Industriearbeiterin auf der Deutschen Werft in Kiel. Hier setzte sie sich für gewerkschaftspolitische Ziele ein, trat im Januar 1919 in die Gewerkschaft ein und war von 1920 bis Juni 1923 Mitglied der SPD und seit Juni 1923 Mitglied der KPD. Wegen ihres politischen Engagements wurde sie arbeitslos und auf die „schwarze Liste“ gesetzt. Das bedeutete: Sie fand in Kiel keine Arbeit mehr. Deshalb zog sie 1925 nach Hamburg. Hier arbeitete sie in verschiedenen Bereichen, z. B. als Hilfspflegerin in der, wie es damals hieß, „Irrenanstalt Friedrichsberg“ und als Reinmachefrau. Dazwischen wurde sie immer wieder arbeitslos. Am 1. August 1931 wurde Antonie Schmidt wegen „Zersetzungshochverrats“ inhaftiert. Weil sie aber im September 1931 in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt worden war und deshalb politische Immunität besaß, wurde sie am 4. November 1931 aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen. Bis 1933 war Antonie Schmidt KPD-Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft. Während der NS-Diktatur befand sie sich im Widerstand. Vom 16. September 1933 bis 20. März 1934 war sie im Hamburger Untersuchungsgefängnis inhaftiert, anschließend vom 21. März 1934 bis 12. Mai 1936 im Zuchthaus Lauerhof bei Lübeck, davon fünfzehn Monate in Einzelhaft. Nach der Strafverbüßung kam sie ins KZ Mooringen und wurde dort am 27. August 1936 entlassen. Im November 1939 wurde sie denunziert und daraufhin von der Gestapo verhört. Eine Inhaftierung konnte abgewendet werden. Fünf Jahre später erfolgte eine erneute Inhaftierung: vom 22. August 1944 bis 24. Oktober 1944 war Antonie Schmidt im KZ-Fuhlsbüttel. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus stellte Antonie Schmidt, die durch Heirat den Nachnamen Möbis angenommen hatte, im Dezember 1946 einen „Antrag auf Ausstellung eines Ausweises für politisch, rassisch und religiös durch den Nazismus Verfolgte“. Die darin gestellten Fragen: „Wurden Sie in den Konzentrationslagern misshandelt? beantwortete sie mit: „Ja, getreten und gestoßen.“ „Haben Sie gesundheitliche Schäden erlitten?“ „Ja. Nervenleiden im rechten Arm.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Antonie Möbis Arbeit als Stationsfrau im Hamburger Hilfskrankenhaus am Weidenstieg. Politisch trat sie nicht mehr hervor.