Henning-Wulf-Weg
Lokstedt (1948): Henning Wulf (?-?), Volksheld, Kirchspielvogt, führte 1472 die Aufständischen der Wilstermarsch gegen Christian I. von Dänemark an und wurde später erschlagen.
Vor 1948 hieß die Straße Mittelstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Henning-Wulf-Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war, und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Mittelstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
In der Kirche von Wewelsfleth befindet sich ein hölzernes bemaltes Epitaph, das den Marschhauptmann Henning Wulf zeigt, der seinem Sohn auf Befehl des Dänenkönigs einen Apfel vom Kopf schießen soll. Deshalb wird das Gemälde „Wewelsflether Tell“ genannt.
Henning Wulf fungierte als Kirchspielvogt und führte 1472 einen Aufstand der Wilstermarscher gegen Christian I. von Dänemark. Er musste fliehen und wurde schließlich in Dithmarschen erschlagen. Das Volk feierte ihn als Volkshelden.
Die Sage über Henning Wulf wird wie folgt erzählt: „In der Kirche zu Wewelsfleth in der Wilstermarsch befindet sich ein altes Gemälde auf einer langen Tafel, das auf einem großen grünen Platze einen Schützen mit abgespanntem Bogen zeigt. In einiger Entfernung vor ihm steht ein Knabe, der hat auf dem Kopfe einen Apfel, welcher von einem Pfeil durchbohrt ist. Einen andern Pfeil hat der Schütze quer im Munde. Ein Wolf oder Hund steht zwischen dem Knaben und dem Schützen und richtet auf diesen seinen Blick. Dies ist eine Erinnerung an folgende Begebenheit: In den Zeiten König Christians I. wohnte ein reicher Mann, Henning Wulf mit Namen, im Kirchspiel Wewelsfleth und hatte seinen Hof mit vielen Ländereien in der Dammducht. Als die Leute in der Marsch sich gegen den König empörten und ihn nicht anerkennen wollten, ward er ihr Hauptmann und Anführer. Weil der König aber mit großer Macht heranzog und die Hamburger ihm halfen, wurden die Marschleute geschlagen, und Henning Wulf mußte fliehen. Da verbarg er sich in einem Rethschallen, und niemand wußte ihn zu finden. Aber sein treuer Hund, der auf dem Gemälde mit abgebildet ist, war ihm nachgelaufen, und da er ihm nicht in den Sumpf folgen konnte, ward er sein Verräter. Man holte den Henning Wulf heraus und brachte ihn zum König, und da dieser wußte, daß er von allen der vortrefflichste Schütze sei, befahl er ihm höhnisch, seinem einzigen jungen Sohne einen Apfel vom Kopfe zu schießen; gelänge es ihm, solle er frei sein. Henning Wulf mußte gehorchen, holte seinen Bogen und seinen Knaben und tat glücklich den Schuß; hatte aber vorher einen zweiten Pfeil in den Mund genommen. Da fragte ihn der König, für wen denn dieser bestimmt sei, und Henning antwortete, wenn er, seinen Sohn getroffen hätte, sei der Pfeil für den König selber gewesen. Da erklärte ihn dieser in die Acht, und Henning mußte fliehen. Sein Land aber ward eingezogen und mußte bis in unsere Zeit noch schwere Abgaben tragen und heißt das Königsland. Man zeigt auch noch das Haus, wo Henning Wulf gewohnt hat. (Schleswig-Holstein).“ (G. Fr. Meyer beschreibt die Sage „Henning Wulf“ in seinem Buch „Schleswig-Holsteiner Sagen“, Jena 1929.)