Herbert-Pardo-Weg
Bergedorf/Allermöhe (1995): Herbert Pardo (20.8.1887 Hamburg – 8.2.1974 Haifa), Rechtsanwalt, Vorsitzender der Portugisisch-Jüdischen Gemeinde, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Siehe auch: Gertrud-Pardo-Weg
Herbert Pardo war der Sohn von Sophie Pardo, geb. Fränkel (1853-1931) und von Isaak Pardo (1858-1938), der eine Schirmfabrik besaß.
Nach dem Jurastudium und der Promotion zum Dr. jur. ließ sich Herbert Pardo 1912 als Rechtsanwalt in Hamburg nieder. Zuvor war er 1910 der SPD beigetreten. „Nach der Novemberrevolution 1918 gehörte Pardo dem Arbeiter- und Soldatenrat für Groß-Hamburg an. Anschließend, von 1919 bis 1931, war er Mitglied [SPD-Abgeordneter] der Hamburgischen Bürgerschaft. Dort war er u. a. Mitglied der Steuerdeputation, der Gefängnisbehörde und des Universitätsausschusses. Seit 1927 gehörte er dem einflussreichen Bürgerausschuss an.“ 1)
1913 heiratete er Ruth Neulander (23.8.1892 – 1975). Er bekam mit ihr fünf Kinder (drei Söhne und zwei Töchter), zwei von ihnen wurden 1918 und 1920 geboren.
Ab 1920 fungierte Herbert Pardo als Syndikus des Polizeibeamtenverbandes, hatte bis 1933 mehrmals den Vorsitz der Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde in Hamburg inne, gehörte dem Vorstand des Hamburger Zionistischen Verbandes an und war ebenso im Vorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold aktiv.
Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernommen hatten, emigrierte Herbert Pardo noch im selben Jahr mit seiner Familie nach Haifa. Dort eröffnete er eine Stahlmöbelfabrik und eine Verchromungsfabrik. Jedoch gingen beide Firmen in die Insolvenz. Dadurch verlor Herbert Pardo sein Vermögen.
Er arbeitete nun als Geschäftsführer der Jewish Industrial Association in Haifa. Seine Schwestern Gertrud (siehe: Gertrud-Pardo-Weg) und Angela (geb. 1895, Beruf Krankenschwester, zeitweise Vertretung der Oberin Klara Gordon im Israelitischen Pflegeheim (siehe: Gordonkehre), ab 1928 Oberin am Eitington Krankenhaus in Leipzig; ab 1939 zurück in Hamburg bei ihrer Schwester Gertrud am Rainweg 9; wollte 1939 zu ihren Brüdern nach Haifa auswandern, hatte auch schon Reisegeld bezahlt) blieben in Deutschland und wurden 1941 ins Ghetto Lodz deportiert und von dort vermutlich im Mai 1942 ins Vernichtungslager Chelmno und ermordet.
Der Bruder Manfred emigrierte in die USA, wo er 1948 in New York Suizid beging.
Herbert Pardo kehrte 1947 nach Hamburg zurück und arbeitete wieder als Rechtsanwalt. “ Er wurde in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde gewählt. Als deren Justitiar war er vorwiegend in Wiedergutmachungsprozessen und -verhandlungen tätig. Er war 1948 führend an der Forderung eines Prozesses gegen Veit Harlan beteiligt, der die Regie zu dem antisemitischen Film Jud Süß geführt hatte. Nachdem er bereits in den 1950er Jahren wieder nach Haifa gezogen war und seine Anwaltstätigkeit unter Befreiung von der Residenzpflicht trotzdem weiter ausüben konnte, gab er 1971 seine Zulassung aus Altersgründen zurück.“ 1) Auch trat er 1970/71 aus der Jüdischen Gemeinde aus. 2)