Heubergerstraße
Rahlstedt (1957): Richard Heuberger (18.6.1850 Graz – 28.10.1914 Wien), Operettenkomponist.
Der Komponist, Dirigent, Musikschriftsteller und Lehrer Richard Heuberger war der Sohn von Karoline Heuberger, geborene Richter und des chirurgischen Instrumentenmachers und Messerschmieds Joseph Heuberger aus Wien. Seine Mutter starb, als Richard Heuberger drei Jahre alt war.
Seinen ersten Musikunterricht erhielt er ab seinem zehnten Lebensjahr im Musikinstitut Buwa in Graz, studierte dann aber auf Befehl seines Vaters ab 1867 an der Technischen Hochschule. in Graz Straßen- und Wasserbau. Gleichzeitig betätigte er sich als Chormeister des Techniker-Sängerchores in Graz. 1875 beendete Richard Heuberger sein Studium mit der Staatsprüfung, zog 1876 nach Wien und ersuchte dort noch im selben Jahr um Entlassung aus dem Staatsdienst. Heuberger wurde Chormeister des Wiener Akademischen Gesangsvereins und hatte sein erstes Kompositionskonzert 1877. Ab 1878 arbeitete er als Dirigent der Wiener Singakademie. 1880 heiratete der damals 30-Jährige die damals 26-jährige Auguste Auge (1854-1881) Ein Jahr später verstarb seine Frau. Im selben Jahr wurde Heuberger Musikkritiker beim Wiener Tagblatt. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete er Johanna Herr (1858-1904). Mit ihr bekam er fünf Kinder.
1884 gab Heuberger sein zweites Kompositionskonzert. Heuberger, der mit Johannes Brahms (siehe: Johannes-Brahms-Platz) befreundet war, betätigte sich ab 1889 auch als Auslandsmusikkorrespondent der Münchner Allgemeinen Zeitung. Seine Werke wurden nun in vielen Städten aufgeführt. 1)
Im Januar 1898 wurde sein bekanntestes Werk, die Operette „Der Opernball“, in Wien uraufgeführt. Besonders das darin vorkommende Lied vom „Chambre separée“ wurde weltberühmt. Die Operette wurde mehrfach verfilmt und wird auch noch heute gespielt: Ein Verwirrspiel zwischen zwei Ehepaaren, um die Treue der Ehemänner zu testen.
In einer sexualfeindlichen Gesellschaft erschien es wohl für den Mann sehr reizvoll, das verbotene Sexuelle in einem halböffentlichen Raum, im chambre separée eines Opernhauses oder Hotels auszuleben. Und so lud der galante Herr seine Mätresse bzw. heimliche Liebschaft in ein solches Zimmer ein, in der Hoffnung, dort in den Genuss eines erotischen Abenteuers zu gelangen. So heißt es im Lied vom chambre separée: „Geh’n wir ins Chambre séparée, ach, zu dem süßen Tête-à-tête, dort beim Champagner und beim Souper man alles sich leichter gesteht!“
1902 legte Heuberger seine Tätigkeit als Kritiker bei der Neuen Freien Presse wegen Meinungsverschiedenheiten mit Hanslick nieder. „Ab Februar 1902 neben E. Kremser 2. Chormeister des Wiener Männergesang-Vereins, unternahm mit diesem viele Auslandsreisen; nebenbei Lehrer für dramatische Komposition am Konservatorium der GdM.“2)
1904 starb Heubergers zweite Ehefrau im Alter von 46 Jahren. Im selben Jahr dirigierte er Orchesterkonzerte auf der Weltausstellung in St. Louis/USA. Ein Jahr später heiratete er seine Schwägerin Louise Herr (1864-1952).
Nach vergeblichen Bemühungen, im Ausland eine für ihn adäquate Anstellung zu bekommen, trat der damals 59-Jährige 1909 als Chormeister des Wiener Männergesang-Vereins zurück.