Jungestraße
Borgfelde (1958): Hermann Friedrich Gustav Oscar Junge (31.3.1884 Hamburg – 29.3.1953 Zwingenberg bei Bentheim), Pastor an der Erlöserkirche.
Vorher hieß der Abschnitt dieser Straße Wallstraße.
Hermann Junge war der Sohn von Mathilde, Magdalene, Louise, Auguste, Josepha Junge, geborene Meyer und des Kaufmanns Georg August Junge. 1)
Junge studierte Theologie. Noch während des Studiums absolvierte er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger. Sein Studium beendete er 1907 mit der 1. Theologischen Prüfung, der 1910 die 2. Prüfung folgte. Im März 1910 wurde er Hilfsprediger in Hamburg St. Gertrud; vier Monate später Pastor an der Erlöserkirche in Hamburg Borgfelde. Im selben Monat promovierte er zum Dr. phil. 2) Ebenfalls in diesem Jahr heiratete er Erica Bertha Elisabeth Bluhm (10.10.1889 Hamburg – 26.7.1971 Hamburg). Das Paar bekam sechs Kinder (geboren: 1913, 1916, 1920, 1922, 1926 und 1927).3)
Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Junge zwischen 1915 und 1918 als Divisionspfarrer. „1922 [wurde er] in die Landessynode gewählt. Er war für seine gut durchdachten und mitreißenden Predigten und Vorträge [bekannt]. Nachdem sich Junge für die Errichtung eines Hamburger Bischofsamts eingesetzt hatte, ernannte der dann erwählte Landesbischof Simon Schöffel ihn am 19. Mai 1933 zum Propst für den Kirchenkreis Hamburg-Süd,“ 4) schreibt Iris Groschek in ihrer Biografie über Hermann Junge. Ein Jahr später, 1934, trat Junge von diesem Amt zurück.
Über Junges kirchliche Einstellung während der NS-Zeit heißt es bei Iris Groschek: „Als er 1933 während der Wahl zu den Kirchenvorständen die Gruppe ‚Evangelische Kirche‘ gründete, arbeitete Junge noch mit den Deutschen Christen unter der Leitung von Landesbischof Franz Tügel zusammen. Seine kompromissbereite Haltung verhinderte jedoch nicht, dass es zum so genannten ‚Kirchenkampf‘ kam, in dem Junge die Position der Bekennenden Kirche vertrat. Seit Herbst 1933 leitete er den Hamburger Pfarrernotbund der Bekennenden Kirche. Wiederholt wurde er von der Gestapo verhört; die Verbreitung christlicher Schriften und die Krankenhausseelsorge wurden ihm verboten. Nach Ausbombung und Zerstörung der Erlöserkirche verwaltete Junge von Oktober 1943 bis April 1946 die Pfarrstelle an der Paulusgemeinde in Hamburg-Heimfeld, wo er die evakuierten Hamburger Nord- Hannovers betreute.“ 5)
Ab 1940 arbeitete Junge auch als Lazarett-Seelsorger. Dabei musste er privat selbst großen Schmerz erleiden: seine drei Söhne wurden im Alter zwischen 21 und 25 Jahren 1941, 1944 und 1945 als Soldaten getötet. 6)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus kehrte Junge in die Erlöserkirche zurück und propagierte eine Neugestaltung der Landeskirche. Zwischen 1946 und 1948 fungierte er als Mitglied des Landeskirchenrates und gründete in dieser Zeit die Evangelische Akademie, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tode war.