Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Jungfernbrücke

HafenCity, seit 1887, Name ohne Bezug


Siehe auch: Jungfernstieg
Siehe auch: Jungfernmühle
Siehe auch: Neuer Jungfernstieg

Ganz unspezifisch nach Jungfern wurden vier Straßen in Hamburg benannt. Nach dem Pendant: den Jünglingen, heißen keine Straßen.

1887 begann es mit den Jungfern. Damals wurde die Jungfernbrücke eingeweiht. Und 1944 endete es mit ihnen, als eine Straße ihren Namen nach einer Jungfernmühle bekam.

Im Begriff „Jungfer“ spiegelt sich die Bedeutung weiblicher Jugend und Keuschheit für eine patriarchale Gesellschaft wider. „Rein“ und öffentlich verehrungswürdig erschienen nur diejenigen jungen Frauen, die noch keine sexuellen Kontakte hatten, keinem Mann „gehörten“, also potenziell von allen Passanten umworben werden konnten, wie z. B. die Jungfern, die es liebten, auf dem mit Bäumen bepflanzten Reesendamm an der Binnenalster zu promenieren, so dass der Volksmund im 17. Jahrhundert begann, den Damm Jungfernstieg zu nennen. (Offiziell wurde er aber erst 1931 so benannt.)

Doch auch Jünglinge gelten als verführerisch, unerfahren und frei von sexuell konnotierter Sünde. Ihre Androgynie, ihre vermeintlich „weiblichen“ Anteile, ihre Bartlosigkeit wecken auch das Begehren von älteren Männern. Dies darf in den vorherrschenden Künsten allerdings nur andeutungsweise thematisiert werden. Möglicherweise ist das einer der Gründe dafür, dass flanierende und Straßen benennende Männer den heterosexuellen Normen entsprechend die Jünglinge als Sehnsuchtsnamen ausklammerten. Hinzu kommt, dass es ein Kriterium von patriarchaler Männlichkeit ist, eben nicht als Objekt des Begehrens zu gelten. Diese Rolle wird den Mädchen und Frauen zugewiesen. Männer hingegen, die sich als Subjekte setzten, werden nicht angeschaut - sondern schauen. Ältere Frauen, die verliebt Jünglingen nachschauten, galten eh als lächerlich und saßen auch nicht in den entsprechenden Straßennamensvergabe-Gremien, von den Jungfern und Jünglingen ganz zu schweigen.