Jungiusstraße
Neustadt (1898): Joachim Jungius (22.10/1.11.1587 Lübeck – 23.9./3.10.1657 Hamburg), Mathematiker, Physiker, Prof. und Rektor am Akademischen Gymnasium, Forscher.

Joachim Jungius war der Sohn von Brigitte Jungius, geb. Holdmann, Tochter des Hauptpastors am Lübecker Dom und des Nicolaus Junge, Lehrer am Gymnasium St. Katharinen in Lübeck. Dieser wurde in der der Nähe seiner Wohnung ermordet, als sein Sohn drei Jahre alt war. Kurze Zeit nach diesem Mord wurde die Lehrerstelle des Vaters neu besetzt mit Martin Nordmann. Dieser wurde noch im selben Jahr auch der Ehemann von Joachim Jungius Mutter. Dadurch war die Witwe Jungius nicht gezwungen, die von der Schule gestellte Wohnung aufzugeben und mit ihren Kindern unversorgt zu bleiben. 1)
Auch Joachim Jungius kam mit dem Gymnasium St. Katharinen in Berührung, denn er wurde dort Schüler. Bereits in diesen jungen Jahren „hielt er eigenständige wissenschaftliche Vorträge und dichtete lateinische Tragödien. 1606 nahm er in Rostock ein Theologiestudium auf. 1608 ging er an die neugegründete Universität in Gießen, wo er Philosophie und Alte Sprachen studierte. Dann weckten die Naturwissenschaften sein Interesse. Nach der Promotion wurde ihm in Gießen 1609 als 22-Jährigem eine Professur in Mathematik übertragen. 1616 ging er wieder nach Rostock und begann ein Medizinstudium, das er 1618 in Padua abschloss. Zurück in Rostock gründete er 1622 die erste naturwissenschaftliche Forschungsgesellschaft. 1623 erhielt er erneut eine Professur für Mathematik [in Rostock],“ 2) schreiben Ingaburgh Klatt und Christian Rathmer.
Im Februar 1624 heiratete er Catharina Havemann, Tochter eines Brauers aus Rostock und ging noch im selben Jahr mit seiner Frau nach Helmstedt, wo er den Lehrstuhl für Medizin übernahm. Joachim und Catharina Jungius blieben kinderlos. Catharina Jungius starb 1638.
„Durch die Wirren des 30-jährigen Krieges vertrieben, arbeitete er als Arzt in Braunschweig, (…) 1629 kehrte er auf seinen Lehrstuhl in Rostock zurück.
1629 schließlich folgte der Ruf nach Hamburg als Rektor des Johanneums und Professor der Logik und Naturlehre am Akademischen Gymnasium.“ 3)
Siegfried Wollgast berichtet über Jungius: „Die einzige größere von Jungius zu seinen Lebzeiten veröffentlichte Arbeit, die 'Logica Hamburgensis', erschien 1638. 1640 legte er das Rektorat des Johanneums nieder, nicht zuletzt, weil er wegen seiner 'Logica' Anfeindungen ausgesetzt war und als Cryptocalvinist verdächtigt wurde. Deshalb hatte er beschlossen, weitere Arbeiten zu seinen Lebzeiten nicht mehr herauszugeben. Schon 1637 war Jungius (...) des Atheismus beschuldigt worden; er hatte festgestellt, das Neue Testament enthalte kein reines klassisches Griechisch." 4) Zwei weitere Gründe für die Niederlegung des Amtes als Rektor am Johanneum äußern Heinz-Gerd Rackow und Wolf Völker: „Er wollte mehr Zeit haben für wissenschaftliche und Lehrtätigkeit und sich nicht zu sehr in leitender Tätigkeit erschöpfen.“5) Aber auch die Abhängigkeit des Johanneums vom Kirchendienst und der Geistlichkeit spielte eine Rolle. "Nicht genug, daß ein Mann wie Jungius an der Spitze der Schüler die Leichenzüge anführen mußte, auch wurde er von der Geistlichkeit mit dem schärfsten Tadel belegt, weil er der Leiche einer Frau reformierten Bekenntnisses mit Schülern gefolgt war ,'“ 6) berichtete G. E. Guhrauer.
Als Jungius Lehrer und Rektor am Johanneum war, legte er in seiner Rede bei der Einführung des Subconrektors Bernhard Stryck dar, was er für den inneren Frieden an Schulen für wichtig erachtete. „Es geht ihm um die äußere und innere Eintracht im Leben der ihn umgebenden Menschen. Mit der Religion sehe es übel aus. Zerwürfnis und Streit, gegenseitiger Haß werde hervorgebracht. Die Menschen sollten Bürger einer einzigen Republik sein. Es ist die Zeit des dreißigjährigen Krieges, die er beklagt. Bezogen auf die 'innere Eintracht' seinen 'drei Dinge' 'in den Schulen' wünschenswert: 'die Lehre, die Unterrichtsweise und die Disziplin (...). Diese drei sind aber so innig miteinander verbunden, daß bei der Abwesenheit des einen auch die übrigen nicht bestehen können, und das ist der Grund, weshalb der Zwietracht in keinem dieser Punkte eine Stätte gewährt werden darf.' In Sachen Disziplin, (...) ist Jungius für 'feste und strenge Zucht', weil das jugendliche Alter zum Übermut neigt, durch die Zügel der Disziplin zusammengehalten werden' müsse. Allerdings ist Jungius gegen zu große Strenge gegen die Jugend, denn Jungsein bedeutet auch, sich irren zu dürfen und Fehler zu machen ....“7) so Heinz-Gerd Rackow und Wolf Völker in ihrer Abhandlung „Joachim Jungius: Wissenschaftler - Hochschullehrer – Lehrer“.
Dem Akademischen Gymnasium, an dem Jungius die Professur für Physik und später auch für Logik hatte, stand er bis zu seinem Tod 1657 als Rektor vor.