Junkersdamm
Fuhlsbüttel (1958): Hugo Junkers (3.2.1859 Rheydt – 3.2.1935 Gauting), Industrieller des Flugzeugbaus.
Über Hugo Junkers heißt es im Vorwort zu dem Buch „Im Rhythmus der Zeit. Hugo Junkers und die zwanziger Jahre in Dessau“ verfasst von Helmut Erfurth: „Hugo Junkers (1859-1935) war einer der bedeutendsten Ingenieure und Wissenschaftler in den vergangenen 100 Jahren. Neben seinen Flugzeugen (…) entwickelte und baute er Schwer- und Leichtölmotoren im Fahrzeug-, Schiffs- und Flugzeugbau, Warmwasser-Durchlauferhitzer und Meßgeräte für die Wärmemessung sowie Konstruktionen im Brücken-, Hallen- und Hausbau. (…)
Zeit seines Lebens versuchte er, Lehre und Forschung, Versuch und Erfindung in einer praxisnahen Weise zu vereinen.“ 1)
Hugo Junkers war der Sohn von Louise Junkers, geborene Vierhaus und Heinrich Junkers, Besitzer einer Baumwollweberei. Louise Junkers starb, als Hugo Junkers zehn Jahre alt war. Sein Vater heiratete erneut.
Nach dem Abitur studierte Hugo Junkers Maschinenbau in Berlin und später in Aachen. 1883 schloss er sein Studium ab. Sein besonderes Interesse galt der Fliegerei. Deshalb ging Junkers, nachdem er einige berufliche Erfahrungen als Konstrukteur in verschiedenen Firmen gewonnen hatte, zurück an die TU Charlottenburg, um Vorlesungen in Elektrodynamik und Thermodynamik zu hören.
1888 begann er bei der Deutschen Continental Gasgesellschaft in Dessau zu arbeiten, die in der Stromproduktion tätig war. 1892 hatte Junkers mit dem Technischen Firmendirektor den ersten Zweitakt-Gegenkolben-Gasmotor entwickelt.
Junkers entwickelte weitere Instrumente, so das Kalorimeter, wofür er ein Patent anmeldete.
1892 gründete er sein erstes eigenes Unternehmen. „Das Kalorimeter, das den Temperaturunterschied des erhitzten Wassers misst, stellte Junkers gemeinsam mit Paul Sachsenberg von den Sachsenberg-Werken auf der Weltausstellung 1893 in Chicago einer breiten Öffentlichkeit vor und wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.“ 2)
Junkers entwickelte auch einen Gasbadeofen und daraus den Durchlauferhitzer. „Zur wirtschaftlichen Verwertung seiner Patente gründete Junkers am 2. Juli 1895 zusammen mit dem Geldgeber Paul Ludwig die Firma Junkers & Co. und bezog ein Jahr später ein neu errichtetes Betriebsgebäude in der Dessauer Albrechtstraße. Hergestellt wurden dort Kalorimeter, Haushaltsgeräte (‚Junkers-Thermen‘) und Gasdruckregler.“ 3)
1898 heiratete der damals 39-jährige Junkers die damals 22-jährige Therese Bennhold (1876–1950) aus Dessau. Sie hatten sich beim Tennisspielen kennengelernt. Doch Thereses Vater, Professor am Dessauer Gymnasium, war von der Wahl seiner Tochter nicht erfreut, traute er doch Junkers nicht zu, seine Tochter kontinuierlich finanziell ernähren zu können. Da kam 1897 der Ruf aus Aachen, an der dortigen technischen Hochschule eine Professur für Thermodynamik zu übernehmen, sehr gelegen und der Hochzeit stand nichts mehr im Wege.
Junkers übergab die Geschäftsleitung der Firma an Hermann Schleissing und zog mit seiner Frau nach Aachen, wo er die Versuchsanstalt Professor Junkers gründete, die er neben seinen Lehrverpflichtungen betrieb. Darüber hinaus wurden seine Frau und er in den nächsten 24 Jahren Eltern von zwölf Kindern, geboren 1899, 1900, 1902, 1903, 1905, 1906, 1908, 1910, 1913, 1915, 1916. Ihr letztes Kind bekam Therese Junkers 1923 im Alter von 47 Jahren. 4)
In all diesen Jahren entwickelte und forschte Junkers weiter. Seine Ehefrau übernahm die Kindererziehung, überstand die vielen Schwangerschaften und Geburten und kümmerte sich mit entsprechendem Personal um den Haushalt.
Junkers forschte zur Wärmeübertragung. Heraus kamen dabei Heizlüfter.
„Ab 1908 arbeitete Junkers in Aachen mit Hans Reissner zusammen, der Junkers' Blickfeld auf die Aerodynamik und den Flugzeugbau richtete. (…).
1910 meldete Junkers den freitragenden, unverspannten Flügel mit dickem Profil zum Patent an, sein erstes Patent im Flugzeugbau, das richtungsweisend für die gesamte Flugtechnik wurde. Auf Initiative von Junkers wurde ebenfalls 1910 in Aachen ein Windkanal erbaut. Fast nebenbei entwarf Junkers um diese Zeit die erste Wasserwirbelbremse.“ 5)
1912 beendete Junkers seine Tätigkeit an der TU Aachen. Es gab damals einige Auseinandersetzungen um seine Forschungsintensität. Junkers ging mit seiner Familie zurück nach Dessau.
Als der Erste Weltkrieg begann, wurde die „Junkers & Co" „auf Kriegsproduktion umgestellt (…). Hier entstand 1915 vor dem Hintergrund der Flugzeugentwicklung und Rüstungsproduktion das erste Ganzmetall-Flugzeug der Welt, die ‚Junkers J 1‘. Stetige Fortentwicklungen und die zunehmende Bedeutung der Luftwaffe machten die Flugzeuge von Hugo Junkers zu einem wichtigen Rüstungsprodukt. Zwischen 1917 und 1919 kam es auf Druck der Reichsregierung unter dem Dach der ‚Junkers-Fokker AG‘ zu einer Kooperation mit Anton Hermann Fokker (1890-1939), welche der Serienproduktion von Militärflugzeugen diente.
Nach dem Ersten Weltkrieg schwenkte Junkers auf die zivile Luftfahrt um.“ 6)
Gert Behrsing schreibt in der Neuen Deutschen Biographie über den weiteren beruflichen Werdegang von Hugo Junkers: „1919 baute er in den im gleichen Jahr gegründeten Junkers-Flugzeugwerken AG in Dessau das einmotorige Verkehrsflugzeug F 13, das als erstes Ganzmetall-Kabinenverkehrsflugzeug alle wesentlichen Merkmale der modernen Verkehrsflugzeuge zeigte. (…).“7)
Seine beiden ersten Ganzmetall-Verkehrsflugzeuge F 13 nannte er nach seinen Töchtern Herta und Anneliese.
Behrsing erklärt weiter: „Ein 1921/22 bestehendes alliiertes Verbot des Flugzeugbaues sowie auch hiernach noch fortbestehende Beschränkungen bedeuteten einen gewissen Rückschlag. J. reagierte mit der Gründung von Tochtergesellschaften in der Sowjetunion und in Schweden.“ 8)
Seine Fluggesellschaft „Luftverkehr AG“ bekam jedoch finanzielle Schwierigkeiten. Die damalige Reichsregierung übte Druck aus und verlangte 1926 die Zusammenlegung mit der Deutschen Aero Lloyd. Daraus entstand dann später die Luft Hansa.
Junkers Flugzeuge wurden weltweit eingesetzt. „Die dreimotorige Ju 52 für 17 Passagiere war das letzte Flugzeug, das aus der persönlichen Initiative J.s hervorging. Sie war das Standard-Verkehrsflugzeug der Deutschen Lufthansa vor dem 2. Weltkrieg und blieb bis in die frühen 40er Jahre das meistgebaute Verkehrsflugzeug der Welt.“ 9)
Doch die Weltwirtschaftskrise traf auch Junkers und er konnte dem Bankrott nur entgehen, „(…) indem er seine Dessauer Produktionsstätten für Gasthermen, Gasbadeöfen und andere Warmwasseranlagen, mit deren Gewinn er schon in den zwanziger Jahren die Flugzeug- und Motorenproduktion aufrechterhielt, kurz entschlossen an den Bosch-Konzern verkaufte (November 1932),“ 10)
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde Junkers, der sich ausdrücklich gegen eine militärische Nutzung der Flugzeuge aussprach, gezwungen, seine Firmen dem nationalsozialistischen Regime zu übereignen und aus der Firmenleitung auszuscheiden. „Aufgrund seiner persönlichen Einstellung wurde Junkers unter Druck gesetzt. In einer Beurteilung heißt es: ‚Junkers ist Pazifist. Er ist Demokrat. Er hat stets zu den Marxisten gehalten.‘. (…) .“ 11)
Auch seine Patentrechte auf die Dessauer Werke musste er abgeben. Ihm wurde der Pass abgenommen, er durfte die Fabriken nicht mehr betreten und wurde mit seiner Familie aus Dessau ausgewiesen. Junkers durfte sich nur noch in Bayrisch-Zell und München aufhalten, wurde unter Gestapo-Aufsicht gestellt, und es war ihm nicht mehr erlaubt, sich mit Flugzeugbau zu beschäftigen.
Junkers lebte fortan mit seiner Familie in Bayrisch-Zell und widmete sich dem Bau von Hochhäusern aus Metall. „Angeregt durch die Nachbarschaft und Zusammenarbeit mit dem Dessauer Bauhaus plante Junkers eine neue rationelle Architektur komplett aus Metall für Wohnbauten inklusive deren Ausstattung wie Klimaanlagen, Beleuchtung und Mobiliar. In München gründete er dafür die Forschungsanstalt Professor Hugo Junkers GmbH. (…). Des Weiteren widmete er sich dem Hangarbau; er übernahm die von Friedrich Zollinger erdachte Lamellenkonstruktion, die dann in Hallen in über 27 Ländern Anwendung fand.“12)
Nach seinem Tod im Jahr 1935 verkaufte Junkers Witwe die noch verbliebenen stillen Anteile an den Junkers Flugzeugwerke AG an den nationalsozialistischen Staat. Die Flugzeugwerke AG wurden ein wichtiger Rüstungskonzern unter der Regie des NS-Staates.