Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Kapitän-Schröder-Weg

Langenhorn (1989): Kapitän Gustav Schröder (27.9.1885 Hadersleben – 10.1.1959 Hamburg) brachte 1939 mit dem HAPAG-Schiff „St. Louis“ 906 jüdische Passagiere in europäische Staaten.


Auf dem Nienstedtener Friedhof in Hamburg ist Kapitän Gustav Schröder begraben. Er war Kapitän bei der HAPAG und leitete während der Zeit des Nationalsozialismus zahlreiche KdF-Fahrten. Ab 1.12.1933 war er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3286996, AZ). 1)

Gustav Schröder entstammte einer bildungsbürgerlichen Familie (Vater: Gymnasiallehrer). Im Alter von 16 Jahren verließ er das Gymnasium, um zur See zu fahren. Ihn hatte das Fernweh gepackt. In Hamburg heuerte auf dem „Segelschulschiff Großherzogin Elisabeth an. Er verließ das Schiff als Leichtmatrose. Danach heuerte er als Matrose auf dem Schnelldampfer Deutschland an und es folgten mehrere Weltumsegelungen.

Nach der Segelschiffzeit fuhr er als Zweiter Offizier für Reedereien aus Hongkong. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde er von der britischen Kolonialmacht in Kalkutta interniert und kam erst 1920 wieder frei.

1921 heuerte er bei der HAPAG an und verdiente zwölf Jahre auf ‚Trampfahrt‘“ seine Streifen. (…)“ 2)
Ebenfalls 1921 heiratete der damals 36-Jährige seine langjährige Verlobte die damals 26jährige Elsa Färber (2.10.1895 – 15.8.1975). Das Paar bekam 1923 den Sohn Rolf. Elsa Schröder wurde eine Seemannsfrau und damit alleinerziehende Mutter.

„1935 wurde Gustav Schröder Offizier auf der Hansa. Im August 1936 erhielt er mit 50 Jahren das Kapitänspatent und übernahm das Motorschiff Ozeana. Schröder leitete zahlreiche KdF-Fahrten ins Mittelmeer und nach Skandinavien und übernahm Urlaubsvertretungen auf Schiffen, die zwischen Hamburg und New York verkehrten, unter anderem auf der St. Louis.“ 2)

Am 13. Mai 1939 fuhr er mit dem HAPAG-Dampfer St. Louis von Hamburg nach Kuba. An Bord waren 937 jüdische Passagiere, die vor den Nationalsozialisten auf der Flucht nach Kuba waren, wo sie die Einreiseerlaubnis für die USA abwarten wollten. Trotz vorhandener Landungspapiere durften nur 23 Passagiere an Land gehen. „Das Schiff nimmt Kurs auf Florida, doch auch in den USA dürfen die Passagiere nicht an Land. Schröder erhält den Befehl, die Rückfahrt anzutreten. Die Passagiere geraten in Panik, drohen, sich ins Meer zu werfen. Schröder erreicht nach unendlich vielen Funksprüchen und der Drohung, das Schiff vor England auf Grund zu setzen, dass die Flüchtlingsfamilien endlich, am 17. Juni 1939, in Antwerpen von Bord gehen dürfen. Etwa ein Viertel reist weiter nach England, die anderen werden in Belgien, Frankreich und den Niederlanden aufgenommen. Dass diese Länder bald unter deutscher Besatzung stehen werden, ahnen sie nicht. Sie werden gefangen, deportiert und ermordet.“ 3)

Im Alter von 55 Jahren beendete Gustav Schröder seinen Kapitänsberuf und begann 1940 eine Tätigkeit in der Deutschen Seewarte in Hamburg. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Schröder als Oberregierungsrat in den Ruhestand versetzt.4) 1949 verfasste er sein Buch „Heimatlos auf hoher See“, in dem er über die Reise der St. Louis berichtet.

1957 erhielt Kapitän Schröder das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Ein Jahr später verstarb der Sohn Rolf, der seit seiner Geburt an einer „Behinderung“ litt im Alter von 45 Jahren. Ebenfalls ein Jahr später starb Kapitän Gustav Schröder im Alter von 73 Jahren. Seine Ehefrau überlebte ihn um 16 Jahre.5)
An den St. Pauli Landungsbrücken und im Kapitän-Schröder-Park in Hamburg- Altona bei der St.-Trinitatis-Kirche befinden sich Gedenktafeln für Kapitän Gustav Schröder. Der Staat Israel erinnert an ihn im Kreis der „Gerechten unter den Völkern“.