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Liepmannweg

Hummelsbüttel (1975): Prof. Dr., Moritz Liepmann (8.9.1869 Danzig -26.8.1928 Hamburg), erster Kriminologieprofessor an der Universität Hamburg.


Moritz Liepmann war der Sohn von Jenny Liepmann, geborene Lebegott und des Bankiers/Kaufmanns Leopold Liepmann.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion zum Dr. jur., danach zum Dr. phil. sowie 1897 nach seiner Habilitation erwarb Liepmann „die Lehrbefugnis für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie. Seine erste umfangreichere Monografie war 1900 die vielbeachtete ‚Einleitung in das Strafrecht. Eine Kritik der kriminalistischen Grundbegriffe‘.“ 1)

Liepmann war ein Anhänger von Franz von Liszt, „dem Hauptvertreter der kriminalsoziologischen Strafrechtsschule.“ 2) Dieser gehörte zu den „Modernen“, die Strafe nicht als Vergeltung sahen, sondern „nach den Ursachen von Verbrechen fragten und 'Strafe ohne gleichzeitige Erziehungsbemühungen' ablehnten.“ 3)

1902 erhielt Liepmann in Kiel eine außerordentliche Professur für Strafrecht, Strafprozess und Völkerrecht. Auch unterrichtete er an der Marineakademie. Ein Jahr zuvor hatte er 1901 in Halle Helene-Marianne Robert (geb. 9.11.1879 Berlin) geheiratet. 4) Das Paar bekam vier Kinder.

1910 wurde Liepmann ordentlicher Professor und lehrte nun auch noch Zivilprozessrecht.

Liepmann war gegen die Todesstrafe, „deren Behandlung auf dem 31. Deutschen Juristentag in Wien 1912 er erzwang.“5) Sein entsprechendes Gutachten für die Abschaffung der Todesstrafe blieb fortan in der Öffentlichkeit und hat mit dazu beigetragen, dass die Todesstrafe 1949 in Deutschland abgeschafft wurde.
1919 ging Liepmann nach Hamburg und „nahm er den Ruf auf einen Kriminologie-Lehrstuhl an die neugegründete Universität Hamburg an. Seit 1920 übte er das Amt eines Hilfsrichters und Landgerichtsrats am Landgericht Hamburg aus. Seine 1921 erschienene Schrift ‚Die Reform des deutschen Strafrechts‘ und das 1928 gegen die reichsgerichtliche Hochverratsrechtsprechung gerichtete Gutachten ‚Kommunistenprozesse‘, in dem Kritik an der Justiz in der Weimarer Republik geübt wird, begründeten seinen Ruf als konsequenter Verfechter der Reformpolitik Liszts. (…)

An der Universität Hamburg gründete Liepmann das Seminar für Strafrecht und Kriminalpolitik. Er gab die Hamburgischen Schriften zur gesamten Strafrechtswissenschaft heraus, die mit seinem Tod endeten. Er war Vorstandsmitglied der Deutschen Landesgruppe der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung sowie Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft für Reform des Strafvollzuges, eines interdisziplinären Kreises von auf diesem Gebiet führenden Persönlichkeiten,“ 6) heißt es in Wikipedia.

Liepmann engagierte sich auch politisch. Er war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und vertrat seine liberalen Positionen auch in den Universitätsgremien. „fast immer gegen die Mehrheit seiner Professorenkollegen,“ schreibt Rainer Nicolaysen. Und Rainer Nicolaysen führt weiter aus: „Niemanden überzog der Geografie-Professor und notorischer Antisemit Siegfried Passarge heftiger mit antisemitischen Beschimpfungen und Hetztiraden als gerade Liepmann, der Rückendeckung nur von einzelnen Kollegen, nicht aber von der Korporation erhielt,“ 7) erklärt Rainer Nicolaysen in seinem Porträt über Liepmann.

Liepmann setzte sich für einen Erziehungsstrafvollzug ein sowie für die Selbstverwaltung der Gefangenen. „Seine Schüler Walter Herrmann und Curt Bondy setzten 1921/22 in der Jugendstrafanstalt Hahnöfersand pädagogische Leitlinien für den Strafvollzug um; dort wurde auch ein System der Gefangenen-Selbstverwaltung erprobt – ein Thema, über das Liepmanns älteste Tochter Clara Maria eine erste umfassende Studie verfasste, mit der sie 1927 in Hamburg promoviert wurde,“ 8) so Rainer Nicolaysen.
Liepmann setzte sich für eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung sowie für die Entkriminalisierung der Homosexualität und für die „Streichung des Straftatbestandes des Ehebruches“ ein. 9)