Lincolnstraße
St. Pauli (1866): Abraham Lincoln (12.2.1809 bei Hodgenville – 15.4.1865 Washington), Präsident der USA.

Abraham Lincoln „amtierte von 1861 bis 1865 als 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Jahr 1860 erstmals gewählt, gelang ihm 1864 die Wiederwahl für eine zweite Amtszeit. Er war der erste Präsident aus den Reihen der Republikanischen Partei und der erste, der einem Attentat zum Opfer fiel.“ 1)
Ein Jahr nachdem Lincoln getötet worden war, wurde in Hamburg St. Pauli eine Straße nach ihm benannt.
Abraham Lincolns Eltern waren Farmer. Die Mutter starb früh und der Vater heiratete ein zweites Mal. Zu seiner Stiefmutter Sarah Bush Johnston soll Lincoln ein gutes Verhältnis gehabt haben, da sie – im Gegensatz zu seinem Vater – seine Bildungsbestrebungen unterstützte.
Lincoln bildete sich hauptsächlich als Autodidakt weiter, da die Möglichkeit des Besuches von Schulen damals sehr eingeschränkt war. Bis zu seinem 19. Lebensjahr arbeitete er auf der Farm seines Vaters, später absolvierte er eine Kaufmannslehre und arbeitete in verschiedenden Berufen, so als Flößer, Landvermesser, Posthalter. Dann schlug er die politische Laufbahn ein und wurde Parlamentarier. Über ein Selbststudium der Rechtswissenschaften wurde er Anwalt.

1842 heiratete Abraham Lincoln Mary Todd (13.12.1818 Lexington – 16.7.1882 Springfield). Sie kam aus einer reichen Familie von Pflanzern und Sklavenhaltern, hatte allerdings früh ihre Mutter verloren und kam mit ihrer Stiefmutter nicht zurecht, die die Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes vernachlässigte. Marys Vater aber ermöglichte seiner Tochter eine ausgezeichnete Bildung.
Mary Todd und Abraham Lincoln hatten sich auf einem Wohltätigkeitsfest in Springfield kennengelernt, wohin Mary Todd gezogen war, weil dort ihre Schwester lebte und sie so von der gehassten Stiefmutter sich entfernen konnte.
Obwohl Lincoln „kaum seinen eigenen Lebensunterhalt verdiente, schmiedete er bald Heiratspläne. (…) Das junge, verwöhnte Mädchen, an Bildung und geistigen Interessen ihren Altersgenossinnen weit überleben, fand in Lincoln ‚einen ihr geistesverwandten Menschen, wie sie noch keinen begegnet war.‘ Neider und Intriganten brachten es zuwege, dass die Verlobung gelöst wurde – erst nach Jahren fanden die Liebenden wieder zusammen, diesmal für immer.“ 2)
Ein Jahr nach der Hochzeit wurde das erste Kind geboren, es folgten 1846, 1850 und 1853 noch drei weitere Kinder.
Mary Lincoln hatte stets den Mut, ihre Meinung öffentlich zu vertreten, auch wenn sie damit aneckte. Sie vertrat auch frei ihre politischen Ansichten. Damit entsprach sie durchaus nicht dem Rollenbild, das die damalige Gesellschaft von einer Frau erwartete. Mit dieser Lebensauffassung machte sich Mary Lincoln nicht überall Freunde.

„Den Sieg Abraham Lincolns bei den Präsidentschaftswahlen des Jahres 1860 feierte Mary wie einen persönlichen Triumph, obwohl die Washingtoner Gesellschaft der ‚First Lady‘ mit beinah feindseliger Zurückhaltung begegnete; denn die ehrgeizige Frau geriet durch ihren aufwendigen Lebensstil [ z. B. ließ sie das Weiße Haus kostspielig renovieren, kaufte sich kostbare Kleidung, R. B.] bald in drückende und peinliche Schulden.“ 3) Während des Sezessionskriegs galt sie sogar bei einigen in der Gesellschaft als Spionin für die Südstaaten bzw. Verräterin, da sie aus Kentucky stammte.
Mary, die seit ihrer Jugend politisch interessiert war, wurde von ihrem Mann häufig als Ratgeberin in politischen Fragen, herangezogen. Beide besprachen oft die Tagespolitik. In der Öffentlichkeit hielt sich Mary Lincoln nicht im Hintergrund ihres politisch mächtigen Mannes, so wie die Gesellschaft es bis dahin von den „First Ladys“ gewohnt war. Sie trat ins Rampenlicht, zog die Aufmerksamkeit auf sich, z. B. durch ihren luxuriösen Kleidungsstil.
„In Washington litt sie unter Einsamkeit, Migräne und Stimmungsschwankungen. Ihre beste Freundin war die Schneiderin Elisabeth Keckley, eine ehemalige Sklavin. Dass diese 1868 ihre Erinnerungen an die Zeit von Lincolns Präsidentschaft, Behind the Scene, or, Thirty Years a Slave, and Four Years in the White House, mit intimen Einblicken in das Leben der Präsidentenfamilie veröffentlichte, führte zum Bruch der Freundschaft. Darin ist u. a. geschildert, wie Mary Lincoln nach dem Tod ihres dritten Sohnes Willie in Hysterie verfiel, die sie durch Kaufsucht kompensierte, was zu hoher Verschuldung führte.“ 4) (Zu Elisabeth Keckley siehe unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Lincoln)
Die Ermordung ihres Mannes erlebte Mary Lincoln direkt mit. Beide saßen damals am 14. April 1865 in der Loge des Ford-Theaters, als auf Lincoln geschossen wurde. Mary Lincoln, traumatisiert von diesem Geschehen, verfiel in tiefe Depressionen. Als Gegenmaßnahme unternahm sie ausgedehnte Reisen durch Europa. Doch als ihr jüngster Sohn 1871 starb, wurden die Depressionen stärker. In den Jahren zuvor hatte Mary Lincolm schon den Tod von zwei Kindern beklagen müssen.
„1875 kam es zu einer harten Auseinandersetzung zwischen dem einzigen überlebenden Sohn Robert Todd Lincoln und seiner Mutter. Weil ihr Sohn ihre Lebensweise als zunehmend exzentrisch empfand, strengte er 1875 ein Gerichtsverfahren gegen sie an, um Kontrolle über ihre Finanzen zu erhalten. Mary Ann Todd Lincoln wurde daraufhin in eine psychiatrische Einrichtung (…) eingewiesen, nach drei Monaten jedoch wieder entlassen, und zog zu ihrer Schwester nach Springfield. Später unternahm sie wieder Reisen nach Europa und lebte mehrere Jahre in Pau in Frankreich. Das Zerwürfnis mit ihrem Sohn war endgültig.“ 5)
Kimberley J. Largent versucht die Hintergründe für Mary Lincolns Krankheit und Verschwendungssucht zu erklären, sie schreibt: „Mary Todd Lincoln, die am meisten kritisierte und missverstandene First Lady, hat in ihrem Leben mehr als ihren Anteil an Tragödien erlebt. Ab ihrem sechsten Lebensjahr nahm ihr Leben eine melancholische Wendung, von der sie sich nie wieder erholte. Sie litt ihr ganzes Leben lang unter depressiven Episoden und Migränekopfschmerzen und verschwendete während des Jahres im Weißen Haus Geld für verschwenderische Kleider und frivole Accessoires, in der Hoffnung, Linderung von der inneren Leere zu finden.“6)