Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Linnering

Winterhude (1948): Otto Linne (2.12.1869 Bremen – 4.6.1937 Hamburg), Garten- und Friedhofsdirektor


Vor 1948 hieß die Straße Waldring. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Linnering umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Waldring. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Otto Linne war der Sohn von Wilhelmine Linne, geborene Wagener und des Kaufmanns Hermann Heinrich Linne und hatte noch acht Geschwister.

Nach dem Besuch des Gymnasiums, das er bis nach der „Prima“ besuchte, absolvierte er eine zweijährige Ausbildung in den Königlichen Hofgärten in Dresden und von 1890 bis 1892 eine Lehre an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark in Potsdam und schloss seine Ausbildung als „Gartenkünstler“ ab.

Seine ersten Anstellungen nahm Otto Linne in städtischen Gartenverwaltungen, so in Treptow, Dresden, Gablonz und Aussig. Elke von Kuick-Frenz schreibt in ihrer Dissertation über Otto Linne: „Es kann davon ausgegangen werden, dass Linne, von Beginn seiner Berufstätigkeit an, sein Tätigkeitsfeld im Bereich öffentlicher Grün- und Freiflächen sah.“ 1)

1894, da war er 25 Jahre alt, wurde Otto Linne in Magdeburg nach einjähriger Probezeit als Obergärtner fest eingestellt. In dieser Zeit plante Linne, zu heiraten. Doch sein Gehalt reichte nicht, um „eine Familie zu ernähren“. So beantragte er mit einem Kollegen eine Gehaltserhöhung mit folgender Begründung: „Wie schwer es ist, für einen Mann unserer Vorbildung und unseres Standes unter den jetzigen wirtschaftlichen Verhältnisse mit 1800 M jährlich auszukommen, brauchen wir nicht besonders hervorzuheben. Als gewissenhafte Männer können wir es bei unserem jetzigen Gehalt nicht verantworten, uns einen eigenen Herd, ein häusliches Glück zu schaffen, uns eine Familie zu gründen. Es ist uns das unmöglich, wenn wir unserem Berufe gewissenhaft leben wollen, und nicht pekuniäre Sorgen unsere Arbeitskraft schwächen sollten.“ 2)

Daraufhin wurde Linnes Gehalt um 200 Mark jährlich aufgestockt. 1898 heiratete er in Magdeburg Marta Schumann (11.3.1876 – 5.2.1959). Das Paar bekam drei Kinder.

1899 wurde Linne in Erfurt der erster Stadt-Gartendirektor, ging 1908 in gleicher Funktion nach Essen und bewarb sich schließlich 1913 um die Stelle des Gartendirektors in Hamburg und erhielt diese zum 1.1.1914. In dieser Funktion unterstanden ihm die „Unterhaltung aller staatlichen Grünanlagen, die Schulhöfe und Dienstgärten, die Pflege der Straßenbäume sowie die Projektierung aller Neuanlagen. Dies betraf 373 öffentliche Grünanlagen und 239 Schulhöfe und Dienstgärten in einer Gesamtgröße von ca. 257, 50 ha, worin der Stadtpark noch nicht eingeschlossen war“, 3) schreibt Elke von Kuick-Frenz in ihrer Dissertation.

Otto Linne gestaltete in Hamburg zum Beispiel „den Hammer Park und weitere ehemalige Privatgärten (Trauns Park, Hayns Park) zu öffentlichen Volksparks um. Auch die Ausgestaltung des – von Oberbaudirektor Fritz Schumacher entworfenen – Hamburger Stadtparks lag wesentlich in Linnes Händen.“ 4)

Im Hammer Park ließ Otto Linne einen Kleinkinderspielplatz einrichten, der durch einen hölzernen Torbogen und ein zweiflügeliges hölzernes Tor von Kindern bis zu vier Jahren mit ihren Begleitpersonen betreten werden durfte. 5)

Ebenfalls im Hammer Park ließ Otto Linne eine „Stillstube“ für Mütter und Säuglinge errichten und außerdem einen „Alte-Leute-Garten“ mit Sitzbank und Hockern sowie einem Tisch. 6)

„Nach dem Tod von Wilhelm Cordes wurde Linne 1919 zusätzlich die Leitung des Hauptfriedhofs Ohlsdorf übertragen. Der östliche Erweiterungsteil des Friedhofes (‚Linne-Teil‘) wurde ab 1919 von ihm geplant.“ 7) Dazu schreibt Norbert Fischer in seinem Porträt über Otto Linne: „Mit dem von ihm gestalteten Erweiterungsteil, (…) überwand Linne die landschaftlich-romantisierende Ästhetik seines Vorgängers und realisierte einen streng sachlichen, an geometrische Formensprache orientierten Entwurf. Mit Hilfe strikter Gestaltungsvorschriften setzte er zugleich eine – in der Öffentlichkeit umstrittene – Grabmalreform auf dem Ohlsdorfer Friedhof durch, die, orientiert an der Leitidee sozialer Gleichheit, zur Normierung und Vereinheitlichung der Grabstätten führte.“ 8)

„Aufgrund seiner politischen Haltung (Linne war Mitglied der rechtsliberalen DVP) und seines überregionalen Rufes als ‚Anwalt des sozialen Grüns‘ (Kuick-Frenz) wurde Linne von den Nationalsozialisten offen angefeindet und Ende 1933 in den Ruhestand versetzt.“ 9)