Lortzingstraße
Barmbek-Süd (1901): Albert Lortzing (23.10.1803 Berlin - 21.1.1851 Berlin), Opernkomponist, Freimaurer, Dirigent, Librettist, Schauspieler.
Albert Lortzings bekannteste Opern sind „Zar und Zimmermann“ und der „Wildschütz“. Seine große Begabung lag darin, „die schwere Kunst, populär zu schreiben [zu beherrschen], ohne sich dabei etwas zu vergeben“. 1)
Er war der Sohn von Charlotte Sophie Lortzing, geborene Seidel und des Lederhändlers Johann Gottlieb Lortzing.
Der größte Wunsch der Eltern war, als Schauspieler auftreten zu können. Deshalb gaben sie die Handlung auf und zogen als Schauspielende durchs Land. Hunger und Entbehrungen vielerlei Art brachte dieses Schauspielleben mit sich.
In diesem Milieu wuchs Albert Lortzing auf, der ab dem Alter von zwölf Jahren ebenfalls auf der Bühne stand.
Familie Lortzing schloss sich mehrmals Wanderschauspielertruppen an und trat mit diesen in den verschiedensten Städten auf. Zeitweise bekamen sie auch Engagements an Theatern, an denen sie aber auf Dauer nicht bleiben konnten, weil die Theaterunternehmen zum Beispiel pleitegingen.
Albert Lortzing trat in Kinderrollen auf, später „in den Rollenfächern Naturbursche, ‚jugendlicher Liebhaber‘ und Bonvivant, aber auch als Sänger (Tenor) (…). Das musikalische und insbesondere kompositorische Rüstzeug erhielt er als Schüler des Berliner Komponisten, Musikpädagogen und Sing-Akademie-Direktors Carl Friedrich Rungenhagen, in dessen Chor er auch als Tenor sang.“ 2)
Um die Familie finanziell zu unterstützen, betätigte sich Albert Lortzing auch als Notenkopist.
In den 1820-er Jahren trat Vater Lortzing nur noch selten als Schauspieler auf. „Um so mehr Aufgaben fanden sich dagegen weiterhin für die Mutter, die vor allem im komischen Fach zu Hause war. Ihre Glanzrolle freilich war die Zigeunermutter in Pius Alexander Wolfffs ‚Preziosa‘, die sie derart glaubwürdig dargestellt haben soll, daß man nach einer zeitgenössischen Kritik ‚die leibhaftige Hexe von Endor in ihr zu sehen‘ glaubte.“3)
Im Alter von 21 Jahren heiratete Albert Lortzing seine Schauspielkollegin Rosina Regina Ahles (5.12.1799 Bietigheim – 13.6.1854 Berlin). Sie war die Tochter von Regina Dorothea Ahles, geborene Kohlbrey und des Totengräbers Johannes Ahles. Nach dem Tod des Vaters in einem Waisenhaus aufgewachsen, ging sie bereits in jungen Jahren der Schauspielerei nach. „Um 1816 kam sie ins Rheinland, wo sie Rollen bei dem von Caroline Müller geleiteten Derossi-Theaterunternehmen (‚A-B-C-Theater‘) übernahm. Bei Josef Derossi war auch die Schauspielerfamilie Lortzing tätig, mit der Ahles am 14. November 1818 im Aachener Komödienhaus bei einer Vorstellung des Wilhelm Tell erstmals gemeinsam auf der Bühne stand. Sie hatte die Rolle der Berta von Bruneck, der junge Albert Lortzing spielte den Flurschütz Stüßi. Künftig waren die Lortzings und Ahles häufig gemeinsam auf der Bühne zu sehen, gemeinsam wechselten sie auch von Derossi zu Friedrich Sebald Ringelhardt,“ 4) heißt es in Wikipedia.
Rosina und Albert Lortzing wurden Eltern von elf Kindern, von denen allerdings fünf Kinder im Kindesalter verstarben.
Trotz der vielen Schwangerschaften und Geburten trat Rosina Lortzing weiterhin als Schauspielerin auf, und auch das Wanderleben konnte noch nicht aufgegeben werden.
„Im Jahr 1826 wechselten Albert und Regina zum Hoftheater in Detmold, während Alberts Eltern bei Ringelhardt blieben. Unter dem Detmolder Theaterleiter August Pichler spielte Rosina Ahles in insgesamt 129 Rollen. Um das Jahr 1832 übernahm Ringelhardt das Stadttheater in Leipzig und berief Albert und Rosina zu sich, wo sie wieder auf die im Ringelhardt-Ensemble verbliebenen Eltern Alberts stießen. In Leipzig verlebten die Lortzings zunächst für rund ein Jahrzehnt eine gute Zeit und dort wurden auch die restlichen Kinder geboren. Rosina Ahles zog sich im Laufe der Zeit aus der Schauspielerei zurück, um sich ihrer Rolle als Mutter zu widmen (…),“5) ist in Wikipedia nachzulesen.
Da sich der Schauspieler Albert Lortzing nicht immer an den vorgegebenen Rollentext hielt und eigene improvisierte Texte zum Besten gab, war die Theaterpolizei hellhörig geworden. „Auch seine ersten komischen Opern hatten es unter der Leipziger Zensur nicht einfach. Die Oper Zar und Zimmermann, in der es um eine bornierte Obrigkeit geht, wurde am 22. Dezember 1837 in Leipzig uraufgeführt. Lortzing sang selbst den Peter Iwanow. Doch erst die Berliner Aufführung 1839 wurde ein umjubelter Erfolg und brachte den Durchbruch.“ 6)
Damals kam fast jedes Jahr eine neue Oper von Lortzing hervor: 1842 kam der Wildschütz erstmals auf die Leipziger Bühne.
Lortzings sehnlichster Wunsch war, sich ganz der Musik widmen zu können und nicht mehr als Schauspieler auftreten zu müssen. Dieser Wunsch ging 1844 in Erfüllung: Lortzing, der inzwischen zum Komponisten avanciert war, erhielt in Leipzig eine Anstellung als Kapellmeister am dortigen Stadttheater.
Ein Jahr später erfolgte in Magdeburg im April 1845 die Uraufführung seiner Oper „Undine“, die auch in Hamburg aufgeführt wurde und deren Aufführung Lortzing dort beiwohnte. Als er nach Leipzig zurückgekehrt war, erhielt er die Kündigung als Kapellmeister. „Als fadenscheinigen Vorwand hatte man seine Krankheit genommen. In der Tat litt der Dreiundvierzigjährige seit einiger Zeit an einer Gicht. (…). Dennoch war es kein Geheimnis, daß die Direktion mit der Verpflichtung eines ‚billigeren‘ (…) Kapellmeisters Finanzmittel einsparen wollte.“7)
Nun begannen wieder Wanderjahre für die Familie. Lortzing versuchte in anderen Städten als Kapellmeister angestellt zu werden. Doch er erhielt mehrere Absagen. Seine Opern wurden zwar in verschiedenen Städten aufgeführt, aber Tantiemen kannte man damals nicht. So konnte Lortzing von solchen Aufführungen auch nicht finanziell profitieren. Um seine Familie finanziell über Wasser zu halten, arbeitete Lortzing zeitweise als Notenkopist.
Im Mai 1845 wurde seine komische Oper „Der Waffenschmied“ in Wien uraufgeführt. Der Erfolg dieser Oper brachte ihm einen Zweijahresvertrag als Kapellmeister am Theater an der Wien ein.
Als 1848 die bürgerliche Revolution ausbrach, schrieb Lortzing seine Oper „Regina“, benannt nach seiner Ehefrau. „Zum ersten Mal brauchte er bei diesem Werk nicht unter den Argusaugen unberechenbarer Zensoren zu schaffen; gerade deshalb kommt der neuen Oper eine Ausnahmestellung zu. Ein bemerkenswertes Novum war, daß in der Regina streikende Arbeiter auf der Bühne standen. Unter Androhung von Waffengewalt und mit entschiedenen Worten verlangen sie in der ersten Szene vor den Toren der Fabrik höheren Lohn.“ 8)
Im September 1848 verlor Lortzing sein Engagement am Theater an der Wien. Drei Monatsgagen hätte er noch bekommen müssen – aber vergeblich. Die finanzielle Lage war desaströs, Lortzing trug so manchen Hausrat ins Leihhaus, damit seine Familie finanziell überleben konnte.
Im Mai 1849 wurde in Leipzig Lortzings Oper „Rolands Knappen oder Das ersehnte Glück“ – eine Märchensatire auf den Militärstaat Preußen - aufgeführt. Lortzing begab sich nun auf Gastspielreise als Sänger, Schauspieler und Kapellmeister. Schließlich erhielt er 1850 eine Anstellung als Kapellmeister am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater in Berlin. Allerdings war die Gage nicht hoch und die Familie war weiterhin großen finanziellen Entbehrungen ausgesetzt.
Dies führte bei Lortzing zu Bitterkeit. „Fast versiegt war der Humor, der sich in seiner Überfülle einst ‚selbst in den ernstesten Lagen und bei feierlichen Handlungen … Luft machen mußte‘; Todesahnungen suchten ihn heim. ‚Ich weiß nicht, woher es kommt – aber es ist mir, als ob ich von Berlin nicht wieder fortkommen würde – so wenig mir meine Vaterstadt eigentlich behagt, mit ihrer kahlen Gegend und dem ekelhaften Dialekt. – Zwar, wenn ich bald wieder Berlin zu verlassen genötigt wäre, würde ich wenig Transport- und Übersiedlungskosten haben, denn noch einmal wandern müssen, könnte nur mit nacktem A. geschehen. Denn das Talent allein / bricht selten sich die Bahn, / stets kommt es mehr auf Glück und Unverschämtheit an‘, schrieb Lortzing nach den drückenden Erlebnissen der letzten Jahre im Entwurf seiner Opernprobe.“9)
Lortzing starb am 21. Januar 1851 im Alter von 50 Jahren an einem Schlaganfall.
„Benefizvorstellungen und Konzerte, die nach einem öffentlichen Aufruf zustande gekommen waren, halfen der Witwe und ihren Kindern aus der größten Not.“ 10)
Rosina Lortzing wollte zwar zu Verwandten nach Stuttgart ziehen, aber sie starb drei Jahre nach ihrem Ehemann 1854 im Alter von 54 Jahren in Berlin. Sie wurde neben ihrem Mann beigesetzt. Albert Lortzings Grab blieb erhalten, ihr Grab allerdings nicht. 11)