Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Louis-Braille-Platz

Barmbek-Süd (2009): Louis Braille (4.1.1809 Coupvray/Ile-de-France – 6.1.1852 Paris), Erfinder der modernen Blindenschrift.


Vor der Benennung war diese Verkehrsfläche ein Teil der Wagnerstraße vor dem U-Bahnhof Hamburger Straße.
„Louis Braille war ein französischer Blindenlehrer, ein Pionier der Blindenbetreuung und Erfinder des nach ihm benannten Punktschriftsystems für Blinde, der Brailleschrift oder kurz Braille“1), heißt es in Wikipedia.

Er war der Sohn von Monique Braille, geborene Baron und des Sattlers Simon-René Braille. Dieser starb, als Louis Braille 22 Jahre alt war.

Louis Braille war der Nachkömmling in der Familie, in der bereits drei Kinder lebten.

Als Louis drei Jahre alt war, verletzte er sich in seines Vaters Werkstatt mit einer Ahle am Auge. Diese hatte er in die Finger genommen, um seinem Vater beim Arbeiten nachzuahmen. Das Augenlicht konnte nicht gerettet werden, denn das Auge entzündete sich, und die Entzündung ging auf das gesunde Auge über, so dass Louis Braille im Alter von fünf Jahren vollständig erblindete.

Damals war es üblich, dass Blinde weder lesen noch schreiben lernten. Ihnen war meist nur ein Leben als Bettelnde oder ein Leben untätig im Dunkeln eines Hauses verbringend beschieden.

Louis Brailles Eltern wollten ihrem Sohn solch ein Leben ersparen. Bereits in jungen Jahren erlernte er das Alphabet, „indem er die Formen von Buchstaben ertastete, die mit Polsternägeln in ein Holzbrett geschlagen waren“. 2)

Der Pater im Dorf erkannte die Intelligenz Louis Brailles und gab ihm ein Jahr lang Privatunterricht. Dann schickte das Ehepaar Braille ihren Sohn auf die Dorfschule, später kam Louis Braille im Alter von zehn Jahren auf ein Internat in Paris, das blinde Kinder unterrichtete.

Hier entwickelte Louis Braille seine Blindenschrift. Dabei „baute [er] auf den Überlegungen anderer auf. In der Blindenschule von Valentin Hauy, die er ab 1819 besuchte, lernte er ein System kennen, das Haüy bei einem Konzert mit anschließendem Gespräch mit der blinden Komponistin, Pianistin und Musikpädagogin Maria Theresia Paradis während ihrer dreijährigen Europatournee mit Parisaufenthalt kennengelernt hatte. Für sie war ein Setzkasten entwickelt worden, mit dem sie ihre Korrespondenz und ihre Noten setzen, blinde und sehende Kinder gemeinsam unterrichten und so auch für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen konnte. Haüy war davon dermaßen fasziniert, dass er diese Gerätschaften auch für sich entwickelte, mit der sich bewegliche Lettern und Noten in Papier prägen ließen, die somit ertastbar wurden,“ 3) heißt es in Wikipedia.

Da Louis Braille Haüys Schüler war, lernte er dessen System kennen und entwickelte es weiter, um das Schriftverfahren zu vereinfachen. Von dem Artilleriehauptmann Charles Barbier lernte er die „Nachtschrift“ kennen. Aber auch dieses System war reichlich kompliziert. Und Braille konnte auch dieses System vereinfachen.

Aus all diesem hatte Louis Braille 1825 im Alter von 16 Jahren seine Blindenschrift entwickelt und vollendet. Doch es dauerte noch lange, bis diese Schrift offiziell anerkannt wurde. So glaubten die einen nicht, dass mit dieser Schrift schnell geschrieben und gelesen werden konnte. Andere meinten, „dass sich Blinde durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt sei, isolierten“. 4)

1828, nach dem Ende seiner Schulzeit wurde Louis Braille Assistenzlehrer in dem Institut für Blindenbildung in Paris, das er bisher als Schüler besucht hatte. Er unterrichtete „bis 1835 blinde und sehende Schüler in Geografie. Danach unterrichtete er nur noch blinde Kinder in Grammatik, Rechtschreibung, Geografie, Geschichte, Lesen, Arithmetik und Algebra.“ 5)

Ebenfalls 1828 „erfand Louis Braille eine ebenfalls auf den sechs Punkten basierende Notenschrift, zunächst für das Klavier. Er übertrug ganze Orgelpartituren in seine neue Blinden-Musikschrift. Sie setzte sich schnell durch und ist bis heute die perfektionierte Möglichkeit für Blinde, Musiknoten zu lesen und zu schreiben. Mittlerweile ist diese Schrift auch international standardisiert.“ 6)

Louis Braille erlernte auch das Orgelspiel, liebäugelte sogar, den Lehrerberuf aufzugeben, um eine Vollzeitstelle als Organist an der Kathedrale Saint-Ètienne in Meaux anzunehmen. Schließlich verblieb er doch als Lehrer am Institut. Daneben verdiente er sich Geld als Organist in der Pariser Kirche Saint Nicolas des Champs.
1839 dann wieder eine Erfindung von Louis Braille: Die Zehnpunktschrift (Raphigrafie). Damit konnten Blinde sowohl an Sehende schreiben, die Brailleschrift nicht beherrschten, als auch das Geschriebene selbst nachlesen.

„Als die ersten Schreibmaschinen erfunden wurden, verdrängten sie trotz der Unmöglichkeit für Blinde, deren Schrift zu lesen, schnell die komplizierte Raphigrafie. Dadurch geriet sie wieder in Vergessenheit, aber trotzdem war die Raphigrafie (bzw. Decapoint) die erste digitale Schriftart überhaupt.“ 7)

Louis Braille starb im Alter von 50 Jahren an einer bereits schon länger ausgebrochenen Tuberkulose. In seinem Testament sorgte er dafür, dass seine Mutter eine lebenslange Rente erhielt. Seiner Patentochter und Nichte sowie seinem Neffen, die Kinder seiner verstorbenen Schwester Marie-Céline Marniesse, vermachte der zeit seines Lebens ledig Gebliebene Wertpapiere.

In Frankreich wurde die Brailleschrift 1850 und in Deutschland 1879 offiziell in den Blindenschulen eingeführt.