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nach Personen benannt

Max-Herz-Ring

Farmsen-Berne (1996): Max Herz (3.7.1905 Hamburg -12.5.1965 Hamburg), Unternehmer, Gründer der „Tchibo“ Kaffee AG, förderte die Trabrennbahn Farmsen.


Max Herz ist der Gründer von Tchibo Kaffee. „Der gelernte Rohkaffeehändler stellte nach der Weltwirtschaftskrise die Importfirma seines Vaters Walter Herz wieder auf die Beine. Die Geschäftskontakte des 1905 geborenen Max überstanden den Krieg und waren nun ‚Gold wert‘. Gemeinsam mit dem armenischstämmigen Geschäftspartner Carl Tchilling-Hiryan gründete er 1949 das zukunftsträchtige Unternehmen. Vom Partner, der wenig später wieder ausstieg, blieb nur der Namensteil ‚Tchi‘, der zusammen mit der Silbe ‚bo‘ aus ‚Bohne‘ den ungewöhnlichen Firmennamen ergab.“ 1)

Max Herz hatte eine kaufmännische Ausbildung durchlaufen. Claus Gossler schreibt: „Schon während der Lehre begann Max Herz abends in der väterlichen Firma [Handel mit Malzkaffee, R. B.] zu arbeiten, in die er anschließend eintrat. Als die Firma am 8. August 1930 infolge der Weltwirtschaftskrise Vergleich anmelden musste, war es seinen Sanierungsmaßnahmen und dem Aufspüren von zusätzlichen Kapitalgebern zuzuschreiben, dass das Vergleichsverfahren in weniger als einem Monat zum Abschluss gebracht und das Konkursverfahren abgewendet werden konnte.“2)

Max Herz gründete 1929 selbst eine Firma, um Rohkaffee zu importieren. Durch die Devisenbewirtschaftung und Kontingentierung konnte das Geschäft nicht florieren. Max Herz betrieb deshalb in der NS-Zeit noch einen Lotteriehandel.

Während der NS-Zeit trat Max Herz nicht der NSDAP bei. Er, der vor 1933 für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) gestimmt hatte, „eine nationalkonservative Partei in der Weimarer Republik, deren Programmatik Nationalismus, Nationalliberalismus, Antisemitismus, kaiserlich-monarchistischen Konservatismus sowie völkische Elemente enthielt“ 3) 4), war von 1939 bis 1940 förderndes Mitglied des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK), 5) „eine paramilitärische Unterorganisation der NSDAP. Das NSKK folgte der rassenideologischen Doktrin der NSDAP und nahm nur Personen mit Ariernachweis als Mitglieder auf. Im Rahmen der Umsetzung und Legitimierung des Generalplan Ost war das NSKK in hohem Maße an den Deportationen von jüdischen Menschen in den besetzten Ostgebieten beteiligt. Auf diese Weise hat sich das NSKK in den Dienst der Judenvernichtung in Europa gestellt.“ 6)

Ebenfalls in dieser Zeit war Max Herz Mitglied der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt). Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ 7)

Kurz bevor Max Herz als Soldat in den Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde, heiratete er 1939 die damals knapp 20jährige Ingeburg König (23.2.1920 Hamburg – 30.9.2015 Hamburg). Das Paar bekam während des Krieges, als Max Herz als Soldat in Belgien und Norwegen eingesetzt war, drei Kinder (geboren 1940, 1941, 1943). Die Firma wurde in dieser Zeit von seinem Schwager Walther Runge geleitet, der gleich nach dem Krieg wieder ausschied.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus durchlief Max Herz ein Entnazifizierungsverfahren, dessen Ergebnis war „no objection“. 8)

Max Herz lebte damals mit seiner Familie im Stadtteil Eimsbüttel in der Straße Am Weiher 16, 1. Stock und konnte ab 1948, als „die ersten eigenständigen Kaffee Einfuhren begannen, wieder als Kaffeeimporteur arbeiten.
Da Import und Verarbeitung von Kaffee nicht in denselben Händen liegen durften, ließ Herz den von ihm importierten Kaffee durch die am 15. August 1949 gemeinsam mit dem befreundeten, aber branchenfremden Kaufmann Carl Tschiling-Hiryan (1910-87) als Gesellschafter gegründete Frisch-Röst-Kaffee Carl Tchilling GmbH rösten und vertreiben. Aber schon nach einem Jahr wurde Max Herz Geschäftsführer dieser Firma und sein Partner schied aus der Geschäftsführung aus. (…) Am 1. September 1953 wurde die offene Handelsgesellschaft in Frisch-Röst-Kaffee Max Herz GmbH umgegründet und am 20. Juli 1959 auf Max Herz als Alleininhaber unter dem Namen ‚Frisch-Röst-Kaffee Max Herz‘ übertragen. Am 1. Oktober 1962 erhielt die Firmenbezeichnung den vorangestellten Zusatz ‚Tchibo‘.“ 9)

Das Geschäft florierte, auch dank neuer Marketingstrategien. So wurde der Kaffee, der über den Postversand in die Wohnungen der Endverbraucherinnen und -verbraucher gelangte, in transparenten Kaffeedosen verpackt. Durch die Transparenz konnte man schnell erkennen, wann der Kaffee zur Neige ging und so rechtzeitig nachbestellen. Ab 1952 gab es das Tchibo-Magazin, wodurch die Kundinnen- und Kundenbindung intensiviert wurde.

Privat gab es auch Erfolge: 1950 und 1954 kamen zwei weitere Kinder auf die Welt.

1955 wurde die erste Tchibo-Verkaufsfiliale eröffnet, in der es auch frisch aufgebrühten Kaffee zu kaufen und zu trinken gab. Dies war ein Verkaufsschlager, und so eröffneten bald an über 400 Standorten in Deutschland solche Tchibo Filialen.

Indem der Kaffee direkt in den Filialen verkauft wurde, sparte die Firma den Zwischenhandel über die Lebensmittelläden, was kostensparend war.

Ab 1963 wurden in Bäckereien sogenannte Frische Depots eingerichtet, wo es Tchibo-Kaffee ebenfalls zu kaufen gab. Umsatz und Privatvermögen stiegen rasant an. Max Herz leistete sich z. B. eine Villa, eine Kaffeefarm und ein landwirtschaftliches Gut in Bayern, wie Claus Gossler schreibt 9). Auch erwarb er die Trabrennbahn in Farmsen und rettete damit die Bahn vor dem Ruin. Seine Erben ließen dort in den 1990er Jahren einen Wohnpark erbauen.

Max Herz starb im Alter von 59 Jahren. Das gesamte Vermögen fiel „an seine Frau und seine Kinder, allerdings regelte das Testament die Firmennachfolge nicht eindeutig. Es kam zu Streit unter den Kindern. Günter Herz als Ältester übernahm die Führung des Tchibo-Unternehmens, die Mutter und die anderen Kinder hielten weitere Anteile.

Ingeburg Herz wandte sich karitativen Aufgaben zu und gründete die Max und Ingeburg Herz Stiftung, die vorrangig Einrichtungen für die medizinische Behandlung und Betreuung älterer Menschen unterstützt, aber auch auf anderen Gebieten, zum Beispiel bei der Vergabe von Stipendien an deutsche Studenten, aktiv ist.
Anfang 2001 musste Günter Herz wegen andauernder Streitigkeiten in der Familie seinen Vorstandsvorsitz bei der damaligen Tchibo Holding AG (heute maxingvest ag) abgeben. Über Monate lähmte der Streit auch das Unternehmen und die angestrebte Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung beim Kosmetikkonzern Beiersdorf AG. Im August 2003 setzten die Familienmitglieder ihre Unterschrift unter einen Vertrag, der fortan Mutter Ingeburg Herz und die drei Brüder Michael, Wolfgang und Joachim zu alleinigen Eigentümern des Familienkonzerns machte. Der frühere Chef Günter Herz und seine Schwester Daniela wurden mit geschätzten vier Milliarden Euro ausbezahlt.“ 10)