Max-Tau-Straße
Lokstedt (1997): Dr. Max Tau (19.1.1897 Beuthen – 13.3.1976 Oslo), Lektor, Verleger, Schriftsteller, Verfolgter des NS-Regimes. Freimaurer.
Max Tau war der Sohn von Julie Tau, geborene Julius und des Kaufmanns Nathan Tau. In der Neuen Deutschen Biografie heißt es über Max Taus Werdegang: „T. wuchs in einem liberalen jüd. Elternhaus auf. Nach dem Abitur am Humboldt-Realgymnasium in Berlin-Oberschöneweide |nahm er 1921 entgegen dem Wunsch des Vaters in Berlin ein Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Kunstgeschichte und Psychologie auf, wechselte dann nach Hamburg und wurde 1927 in Kiel mit einer germanistischen Dissertation (…) zum Dr. phil. promoviert. Im folgenden Jahr wurde er Cheflektor im Berliner Bruno-Cassirer-Verlag und war zuletzt 1938 für den Universitas-Verlag tätig, bevor er noch im selben Jahr mit der Hilfe des norweg. Kunstmalers Tore Hamsun (1912–95), (…), nach Oslo emigrierte. Dort arbeitete er ebenfalls als Lektor und floh nach der dt. Besetzung 1942 nach Stockholm, wo er den ‚Neuen Verlag‘ für dt. Exilliteratur mitgründete. Als norweg. Staatsbürger (seit 1944) kehrte er 1945 nach Oslo zurück, behielt dort bis zum Lebensende seinen Wohnsitz und arbeitete für norweg. Verlage.“ 1)
In Oslo „lernte er (…) Tove Filseth [Journalistin, 1.9.1905 Lillehammer – 4.8.1994] kennen, die norwegische Repräsentantin der Nansen-Hilfe. Sie heirateten 1944.“ 2)
Über Tove Filseth wird in den Biografien über Max Tau kaum berichtet. Auf der Website „Gedenkstätte Stille Helden. Widerstand gegen die Juden in Europa 1933-1945“ ist ihr eine kurze Biografie gewidmet. Darin heißt es: „Die Journalistin Tove Filseth arbeitet als Sekretärin bei der Nansenhilfe für Flüchtlinge und Staatenlose in Oslo. Sie kennt die Familie Nansen privat. Seit Anfang 1939 hält sie sich mit Odd Nansen und seiner Ehefrau Kari in Prag auf. Die Nansenhilfe hat hier ein Büro errichtet, um vor Ort helfen zu können. Im Herbst 1939 gelingt es der Nansenhilfe, 37 jüdische und getaufte Kinder jüdischer Herkunft aus Prag und Bratislava nach Norwegen zu holen. Als Norwegen am 9. April 1940 von deutschen Truppen besetzt wird, vernichten Tove Filseth und ihre Kollegin Sigrid H. Lund die Namenslisten der Kinder. Im November 1942 muss die Nansenhilfe in Oslo ihre Arbeit einstellen und Unterlagen werden beschlagnahmt. Ein Teil der Kinder kann nach Schweden flüchten.
Ende 1942 muss auch Tove Filseth Norwegen verlassen. Sie arbeitet weiter für die Nansenhilfe in Schweden. In Stockholm lernt sie den deutsch-jüdischen Schriftsteller Max Tau kennen und heiratet ihn 1944.“ 3) Nach seinem Tod heiratete sie 1988 Haakon Natvig, Professor für Hygiene in Oslo.
1944 erhielt Max Tau die norwegische Staatsbürgerschaft.
„Trotz persönlicher Verfolgung und der Ermordung nächster Verwandter durch die Nationalsozialisten [seine Mutter Julie wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet] setzte sich Max Tau gleich nach dem Krieg für eine Verständigung mit Deutschland ein und half bei der Verbreitung deutscher Nachkriegsliteratur in ganz Skandinavien.
Erstmals verfasste er nun auch eigene Romane und autobiographische Aufzeichnungen. Die Versöhnung von Juden und Christen, der Frieden zwischen den Nationen, aber auch zwischen den Generationen, waren Thema zahlreicher Vorträge, Aufsätze, Bücher und Briefe. 1956 gründete er in Zusammenarbeit mit internationalen Verlagen eine „Friedensbücherei“ und 1960 in Oslo die Deutsch-Norwegische Vereinigung.“ 4)