Mergenthalerweg
Eidelstedt (1960): Ottmar Mergenthaler (11.5.1854 Hachtel (heute Bad Mergentheim - 28.10.1899 Baltimore), Erfinder der Setzmaschine.
Ottmar Mergenthaler war der Sohn von Rosine Mergenthaler, geborene Ackermann und des Dorfschullehrers Johann Georg Mergenthaler.
Ottmar Mergenthalers Mutter verstarb, als Ottmar fünf Jahre alt war und sein Vater heiratete erneut.
Ottmar Mergenthaler wollte gerne Maschinenbau studieren, da er sich seit seiner Kindheit für Technik begeisterte. Doch sein Vater konnte sich das Studium seines Sohnes finanziell nicht leisten. So erlernte er nach dem Besuch der Volksschule das Uhrmacherhandwerk und besuchte dabei die Abend- und Sonntagsschule.
Nach der Ausbildung ging er nach Amerika und kam 1872 in Baltimore an. Die Reisepassage hatte ihm sein Cousin August Hahl finanziert, der in Washington D.C. eine Werkstatt für elektrische Geräte und Messwerkzeuge führte. Sechs Jahre später wurde Mergenthaler Teilhaber der Werkstatt, die inzwischen nach Baltimore verlagert worden war.
1881 heiratete der damals 27-jährige Emma Lachenmaier. Das Paar bekam fünf Kinder und Mergenthaler gründete eine eigene Werkstatt, in der er sich mit der Erfindung einer Setzmaschine beschäftigte, die den Handsatz ablöste.
Als Mergenthaler 1884 eine Matritzenstabsetzmaschine mit Tastatur entwickelt hatte, eröffnete er damit und mit Hilfe von Kompagnons die Firma „National Typographic Co of West-Virginia“. 1885 wurde eine verbesserte Zeilensetzmaschine entwickelt.
„Mergenthaler konstruierte eine völlig neue Maschine und überzeugte auch seine skeptischen Geldgeber davon. Am 3. Juli 1886 wurde die erste Maschine mit jetzt frei umlaufenden Messingmatrizen fertiggestellt und bei der New York Tribune vorgestellt. Der Herausgeber Whitelaw Reid soll bei der Inbetriebnahme ausgerufen haben: ‚A line of types!‘. Damit war der Name für diese Maschine gefunden: Linotype‘. Mit ihrer Hilfe konnte die Leistung eines Setzers (jetzt: Maschinensetzers) auf etwa 6000 Zeichen pro Stunde gesteigert werden. (…) Um in Serienproduktion gehen zu können und den Preis für die Maschine niedrig zu halten, brauchte Mergenthaler einen Weg, um die Matrizen günstig zu fertigen. Mit den bisherigen Möglichkeiten konnte man die jeweils 1200 Matrizen nicht wirtschaftlich herstellen, so dass Mergenthaler eine eigene Matrizenfabrik baute und dafür verschiedene Spezialmaschinen entwickelte. (…).
Weil die National Typographic Company nicht die Mittel besaß, diese Produktion zu finanzieren, wurde 1885 eine neue Firma, die Mergenthaler Printing Company (…) gegründet. (…),“ 1) heißt es in Wikipedia.
Mergenthaler entwickelte die Maschine zur weiteren Vollkommenheit, da sich immer noch bestimmte technische Schwierigkeiten ergaben, die behoben werden mussten. Jede neue Verbesserung ging aber auch einher mit der Herstellung entsprechender Werkzeuge und mit der Schulung des Bedienpersonals. All das musste Mergenthaler allein bewältigen, was Zeit und Geld kostete. Die Geschäftsleitung aber wollte finanzielle Gewinne erzielen. Und so heißt es dazu in Wikipedia: „Mergenthaler und seine Direktoren hatten sich immer mehr voneinander entfernt. Nach einigen bitteren Briefen trat Mergenthaler am 15. März 1888 als Werksleiter zurück. Nach dem Zerwürfnis mit der Firma konnte nur diese komplette Maschinen herstellen, weil sie die Patentrechte besaß. Mit seiner eigenen Fabrik in Baltimore, ‚Ottmar Mergenthaler & Co.‘, stellte er Maschinenteile her, wie aus seinem Katalog ersichtlich.
Ottmar Mergenthaler verbesserte seine Maschine in den folgenden Jahren immer weiter. Da er während seiner Entwicklung den Bau des alten Modells anhalten wollte, überwarf er sich mit den Mitgesellschaftern und trat aus dem Unternehmen aus,“ 2) ist in Wikipedia nachzulesen.
Seine letzte erfolgreichste Maschine konnte Mergenthaler auch nur mit Hilfe fremden Kapitals herstellen. Aber es gelang und die Maschine wurde 1890 fertiggestellt.
„Nach Mergenthalers Erfolg mit dem Maschinenmodell ‚Simplex‘ kam es wieder zur Einigung mit den bisherigen Gesellschaftern. Die verstärkte Nachfrage nach den Linotype-Maschinen führte 1891 zum Zusammenschluss der Mergenthaler Printing Company mit der National Typographic Company, was zur Gründung der neuen Firma Mergenthaler Linotype Company (…) führte. (…).“ 3)
In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über die Bedeutung dieser Maschinen: „Die Linotype-Maschinen brachten eine technische Revolution im Druckgewerbe mit sich. An die Stelle des Handsetzers war in weiten Anwendungsbereichen nun der Maschinensetzer getreten. (…). M.s Setzmaschinen wurden von der Firma Linotype bis 1976 gebaut, ehe sie dem neuen elektronischen System der Textverarbeitung weichen mußten.“ 4)
Doch leider musste auch Mergenthaler wie so viele kreative Menschen, die für die Verwirklichung ihrer Erfindungen Finanziers benötigten, erfahren, dass nach Eintritt des Erfolgs, der Name des Urhebers vertuscht bzw. aus der Öffentlichkeit herausgehalten wurde, damit der Glanz allein auf die Geldgeber falle. So bekam Mergenthaler 1895 einen Brief, in dem er gebeten wurde, „dass er der Firma erlauben möge, seinen Namen aus dem Firmennamen zu entfernen mit der Begründung, dass dieser zu lang sei und auch zu zeitaufwendig, ihn auszuschreiben, und außerdem unterliege er Schreibfehlern. Mergenthaler weigerte sich und beendete seinen Antwortbrief folgendermaßen: ‚Hoping to be spared the intended humiliation, I am, Yours Truly, Ott. Mergenthaler.‘ (In der Hoffnung, dass mir die beabsichtigte Demütigung erspart bleibt, verbleibe ich …) Sein Name blieb in den nächsten 88 Jahren Bestandteil des Firmennamen – ohne dass er dem Verkauf geschadet hätte.“ 5)
Mergenthaler, der an Tuberkulose erkrankt war, starb bereits im Alter von 45 Jahren.