Meriandamm
Billstedt, seit 1948, benannt nach dem Radierer und Kupferstecher Matthäus Merian. 2001/2002 ergänzt um die ebenso bedeutende Tochter Maria Sibylla Merian. Neuer Erläuterungstext: benannt nach Matthäus M. (1593 - 1650), Kupferstecher, Verleger und Schöpfer zahlreicher Stadtansichten, und dessen Tochter Maria Sibylla M. (2.4.1647 Frankfurt a. M. -13.1.1717 Amsterdam), Forscherin, Blumen- und Insektenzeichnerin, Herausgeberin, Autorin und Illustratorin von Büchern über Insekten
Vor 1948 hieß die Straße Drosselweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Meriandamm umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Drosselweg (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946.
Bekannt als Naturforscherin wurde die Tochter des berühmten Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian der Ältere und seiner Frau Johanna Catharina Sibylla Heim durch die Veröffentlichung ihres Werkes „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ im Jahre 1679 (Teil 1) und 1683 (Teil 2).
Maria Sibylla, deren Vater starb, als sie drei Jahre alt war, erhielt ersten Malunterricht von ihrem Stiefvater, dem Stilllebenmaler J. Marell. Dieser betrieb in Utrecht noch einen Kunsthandel und hielt sich deshalb wenig in Frankfurt auf, wo Sibylla mit ihrer Mutter lebte.
Sibyllas Mutter unterstützte die künstlerische Begabung ihrer Tochter nicht. Deshalb kopierte Sibylla oft heimlich in einer Dachkammer Kunstblätter und bildete sich so selbst weiter fort. Künstlerischen Unterricht erhielt sie später von einem Schüler ihres Stiefvaters.
Sibylla begann, Seiden- und andere Raupen zu züchten. Sie malte Raupen, Käfer und Schmetterlinge und ergänzte z. B. ihre Blumenbilder damit.
Mit achtzehn Jahren heiratete sie den zehn Jahre älteren J. A. Graff, einen Schüler ihres Vaters, zog mit ihm in seine Heimatstadt Nürnberg, bekam zwei Kinder und gründete eine Mal- und Stickschule für Mädchen.
Ihr „als Frau [waren] in der Freien Reichsstadt Nürnberg beruflich enge Grenzen gesetzt. Die ‚Maler-Ordnung‘ vom Ende des 16. Jahrhunderts erlaubte es nur Männern, mit Ölfarben auf Leinwand zu malen, und sicherte ihnen damit jene Aufträge, die Ansehen und gute Einkünfte versprachen. Frauen durften allenfalls kleine Formate bearbeiten, mit Aquarell- und Deckfarben auf Papier oder Pergament. Zur Haupteinnahmequelle der Familie wurde schließlich der Handel mit Farben, Firnis und Malutensilien, den Maria Sibylla Merian betrieb. Sie übernahm daneben eine Vielzahl von Auftragsarbeiten, stickte zum Beispiel Seidendecken oder bemalte Tafeltücher für die Patrizierhaushalte der Stadt.“ 1)
1675 veröffentlichte Maria Sibylla Merian den ersten Band ihres Blumenbuches (Teil 2 folgte 1677 und Teil 3 erschien 1679).
Nachdem ihr Stiefvater 1681 gestorben war, kehrte Maria Sibylla Merian mit ihren zwei Töchtern nach Frankfurt zu ihrer Mutter zurück, um ihr zu helfen.
Vier Jahre später trennte sie sich von ihrem Mann und zog mit ihrer Mutter und den Kindern nach Schloss Waltha im niederländischen Westfriesland, wo sie in der Gemeinschaft der pietistischen Labadisten lebten und wo bereits seit einigen Jahren ebenfalls ihr Stiefbruder Caspar wohnte. Dieser war es auch gewesen, der seine Schwester auf diese Lebens- und Wohngemeinschaft aufmerksam gemacht hatte. „Das Schloss gehörte drei Schwestern des Gouverneurs von Surinam, Cornelis van Aerssen van Sommelsdijk; sie hatten es der frühpietistischen Sekte der Labadisten als Zufluchtsort zur Verfügung gestellt. Die etwa 350 Personen der Kolonie fühlten sich urchristlichen Idealen verpflichtet, jenseits der naturfernen Orthodoxie der Amtskirche. Allerdings hatte sich gerade diese Gruppe unter Leitung ihres Predigers Yvon (…) zu einer strengen, moralisch engherzigen, dabei zu schwärmerischer Übertreibung neigenden Gemeinschaft entwickelt, die Merians Wesen kaum entsprach. Sie nahm denn auch in der Kolonie eine gewisse Sonderstellung ein. Ihren Töchtern vermittelte sie eine umfassende künstlerische Ausbildung, (…) begann allmählich wieder, Schmetterlinge und Blumen zu malen und studierte die Sammlung exotischer Schmetterlinge aus Surinam, die sie in Waltha vorfand. Nach dem Tod ihrer Mutter – ihr Stiefbruder war schon 1686 gestorben – verließ sie die Gruppe der Labadisten“ 1) und zog 1691 mit ihren Töchtern nach Amsterdam, wo sie einen Handel mit gefärbten Stoffen und selbst hergestellten Farben betrieb.
Sibylla Merian war 53 Jahre alt, als sie – unterstützt durch die Stadt Amsterdam – mit einer ihrer Töchter nach Surinam segelte. Dort verbrachte sie zwei Jahre mit Sammeln, Präparieren und Zeichnen von Tieren. 1705 veröffentlichte sie ihre Ergebnisse in dem Buch „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“. Diese erste wissenschaftliche Arbeit über Surinam/Südamerika enthält 60 Kupferstiche.
Sibylla Merian wurde zu einer bedeutenden Kupferstecherin und Forscherin.
„1717 im Alter von 69 Jahren [starb sie] in Amsterdam. Zwei Jahre zuvor hatte sie einen Schlaganfall erlitten und konnte sich danach nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Im Totenregister wurde sie als ‚unvermögend‘ bezeichnet, man beerdigte sie in einem Armengrab, das heute nicht mehr aufzufinden ist.“ 1)