Middendorfstraße
Barmbek-Nord (1951): Friedrich Middendorf (20.3.1842 Bardenfleth bei Oldenburg – 12.2.1903 Berlin), Schiffbauingenieur, Direktor des Germanischen Lloyd.
Friedrich Ludwig Middendorf war der Sohn von Gesinde Middendorf, geborene Frölich und des Schiffbaumeisters Diedrich Middendorf, dem die Werft „Harmonie“ in Leer gehörte.
Auch Friedrich Ludwig Middendorf erlernte das Schiffsbauhandwerk. Er absolvierte seine Lehre auf der Werft seines Vaters. Dann studierte er Maschinenbau in Hannover. Nach dem Studium arbeitete er ab 1863 als Ingenieur auf der Hamburger Reiherstiegwerft
1865 ging er als Betriebsingenieur zur Werft C. Waltjen & Co. nach Bremen, ab 1872 „AG Weser“. Dort gewann er weitere Erfahrungen als Oberingenieur und Prokurist. „Er verantwortete in dieser Zeit die Konstruktion und den Bau sämtlicher Handelsschiffe sowie elf der 18 vorgesehenen Kanonenboote der Wespe-Klasse.“ 1)
1882 heiratete Middendorf Tibeta Bortfeldt (17.12.1857 Bremen – 1946 Bremen). 2)
1890 wurde er Vorstandsmitglied beim Germanischen Lloyd und technischer Direktor dieser Aktengesellschaft, die zuvor eine Genossenschaft gewesen war.
Der Germanische Lloyd war eine Schiffsklassifikationsgesellschaft, also ein Schiffs-TÜV und wurde 1867 gegründet. Die Gründungsversammlung fand mit rund 600 Reedern, Versicherern und Schiffbauern im Großen Saal der Börsenhalle in Hamburg statt. „Als gemeinnützige Organisation zur Förderung der Schiffssicherheit sollte er für mehr Transparenz in der Schifffahrt sorgen. Häufig erhielten Händler, Eigner und Versicherer nur wenig Informationen über den Zustand eines Schiffes. Als unabhängige Klassifizierungsgesellschaft wurde der GL beauftragt, die Qualität eines Schiffes zu bewerten und die Ergebnisse an sämtliche Stakeholder weiterzugeben.
Das erste GL-Schiffsklassifikationsregister stammt aus dem Jahr 1868 und enthält 273 Klassifikationsberichte. Bis 1877 hatte sich die Anzahl der Berichte verzehnfacht und führte zu einem rapide expandierenden Netzwerk von Besichtigern,“ 3)
Middendorf achtete auf „klare Vorschriften in Sicherheitsfragen auf wissenschaftlicher Grundlage (…). Nach dem Untergang des Schnelldampfers Elbe in der Nordsee verfasste er die 1896 von der See-Berufsgenossenschaft herausgegebenen Vorschriften über Zahl und Bauart der wasserdichten Schotte. Die Kooperation mit der See-Berufsgenossenschaft wurde fortgesetzt und mündete in Vorschriften für die Festlegung einer Tiefladelinie, bei der es um die zulässige Beladung der Schiffe ging. 1903 führte er das Bugnetz ein,“4) heißt es in Wikipedia. Im selben Jahr starb er unerwartet im Alter von 61 Jahren.
Sein Buch „Bemastung und Takelung der Schiffe“, das im Todesjahr von Middendorf erschien, ist auch heute noch ein Klassiker. „Der ‚Middendorf‘ durfte lange Jahre in keinem Konstruktionsbüro und auf keiner Werft fehlen. Und auch heute noch greifen die Sachverständigen und Bootsbauer, die mit alten Schiffen zu tun haben, zu diesem Standartwerk, (…).“5)
Middendorf war über viele Jahre auch Vorsitzender des Berliner Bezirksvereins des VDI und Gründungsmitglied der Schiffbautechnischen Gesellschaft. 6)