Mistralstraße
Altona-Altstadt/Altona-Nord (1950): Frédéric Mistral (8.9.1830 Maillane – 25.3.1914 Maillane), Dichter, Nobelpreisträger für Literatur.
Vorher hieß die Straße Stiftstraße
Über Frédéric Mistral heißt es auf der Seite der Nobelpreisträger: „Frédéric Mistral wurde in Maillane in der Provence geboren, wo er sein ganzes Leben lebte. Er stammte aus einer Familie von wohlhabenden Landbesitzern, die sich im 16. Jahrhundert in der Provence niederließen.“ 1) Seine Eltern hießen Adelaide Mistral, geborene Poulinet und François Mistral.
Mistral studierte ab 1848 – wie es auch sein Vater getan hatte - Jura in Aix-en-Provence und schloss das Studium 1851 erfolgreich ab. Mistral: „widmete sich aber ganz dem Schreiben von Gedichten in Provenzal, einer literarischen Sprache aus dem 12. Jahrhundert, die ihren Ursprung in der Region hatte.“ 2) Diesen Regionalpatriotismus, der sich in der Begeisterung für die provenzalische Literatur und Sprache ausdrückte, teilten auch Mistrals Eltern. „1854 gründete [Mistral] die Felibrige Literaturgesellschaft zur Bewahrung der provenzalischen Sprache und Kultur.“ 3)
„Das als Dialekt zum in Nordspanien und Südfrankreich verbreiteten Okzitanisch gehörende Provençal (Eigenbezeichnung: ‚Provençau‘) galt im Kulturbetrieb Frankreichs als mindere Bauernsprache, der im Gegensatz zum Französischen keine größere kulturelle Bedeutung zugemessen wurde.“ 4)
Mistral war finanziell unabhängig und konnte sich deshalb ganz seiner Neigung und Eignung widmen. „Frédéric Mistrals Leidenschaft für Poesie wurde von einem seiner Lehrer, dem provenzalischen Dichter Joseph Roumanille, ausgelöst. Die Provence durchdringt den Inhalt und das Gefühl seiner Werke sowie deren Sprache. Es wurde die Hauptfigur in all seinen Gedichten. Viele Jahre lang hat er Trésor d'u Félibrige zusammengestellt, ein Wörterbuch der provenzalischen Sprache, die von der Felibrige Literaturgesellschaft herausgegeben wurde, die er selbst gründete. Sein wichtigstes Werk, Miréio, erschien 1859, das Ergebnis von acht Jahren Arbeit.“ 5)
In diesem, aus 12 Gesängen bestehenden Gedicht, geht es um eine reiche Bauerntochter, die sich in einen armen Korbflechter verliebt hat, der nicht standesgemäß ist. Deshalb versucht der Vater seine Tochter mit einem wohlhabenden Mann zu verheiraten und sucht entsprechende Heiratskandidaten. In ihrer Verzweiflung flieht die junge Frau vor solch einer Zwangsverheiratung nach Saintes-Maries-de-la-Mer. „Dort betet sie zu den Heiligen, dass ihr Vater ihre Liebe zu Vincènt akzeptieren möge. (…).“ 6)
Die Heiligen erscheinen ihr zwar, doch sie unterstützen die junge Frau nicht, sondern verweisen sie auf das Glück, welches ihr im Paradies zuteilwerden wird. Dies akzeptiert die junge Frau und „stirbt versöhnt in Frieden.“ 7)
Mistral fand seine Liebe bei Fidele Athenais Ferreol (1835-13.7.1881 Aix-en-Provence). Mit ihr hatte er ein 1859 geborenes Kind. In zweiter Ehe war er seit 1876 mit der zwanzig Jahre jüngeren Marie Revière ((16.2.1857Dijon/Cote d’ Or – 6.2.1943 Mailane) verheiratet. 8)
Politisch setzte sich „Mistral (…) – parallel zur Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts – für eine geistige und kulturelle Unabhängigkeit der Provence gegenüber dem auch kulturpolitisch zentralistischen Frankreich ein, anfangs auch für ihre politische Autonomie. Dabei kämpfte er gegen das vorherrschende Klischee der Rückständigkeit und suchte Anknüpfungspunkte der mediterranen provenzalischen Tradition an die Antike,“ 9) heißt es in Wikipedia.
1904 erhielt Mistral mit José Echegaray den Nobelpreis für Literatur verliehen. In der Begründung heißt es: „[...] mit Bezug auf die frische Ursprünglichkeit, das Geistreiche und Künstlerische in seiner Dichtung, die Natur und Volksleben seiner Heimat getreu widerspiegelt, sowie auf seine bedeutungsvolle Wirksamkeit als provençalischer Philologe“. 10)
Mistral spendete sein Preisgeld „für den Ausbau des ‚Museon Arlaten‘, einer von ihm 1896 ins Leben gerufenen Sammlung für provencalische Ethnographie in Arles.“11)