Nikolaibrücke
Altstadt (1955), nach der Lage bei der Nikolaikirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist.
Siehe auch: Nikolaisperrwerk
In vielen Wappen von Städten und Gemeinden findet sich die Figur des Heiligen Nikolaus, so zum Beispiel auch im Wappen des Landkreises Cuxhaven. Und alle kennen natürlich den St. Nikolaus, der am 6. Dezember den Kindern Süßigkeiten bringt.
Mit Frauen hat der Heilige auch etwas zu tun. So ist er zum Beispiel in der Kirche St. Mariae in Mühlhausen (Thürigen) auf dem Altarbild aus der Zeit um 1485 zu sehen, wie er Diana entlarvt. Diese soll eine Teufelin gewesen sein, die in Gestalt einer frommen Frau einen Terroranschlag auf die Kirche mittels Öls, welches auf Stein und Wasser brennt, vorbereitet hatte. Listig soll sie die Menschen, die zur Kirche pilgerten, den Auftrag gegeben haben, die Steinwände in der Kirche mit Öl zu bestreichen. Doch Nikolaus entlarvte die Teufelin in frommer Gestalt und ließ das Öl ins Wasser gießen. Wo es verbrannt sein soll.
Auf dem Flügelaltar in Oberbobritzsch aus dem Jahr um 1521 ist Nikolaus zu sehen, wie er einen Goldklumpen in das Schlafzimmer von drei Jungfrauen wirft. Er will damit die drei Frauen vor dem Bordell retten. Hat er etwa erkannt, dass die meisten Frauen deshalb Prostituierte wurden, weil es kaum ausreichende Verdienstmöglichkeiten für Frauen aus der sozialen Unterschicht gab?
Die Bewahrung vor der Prostitution war dem heiligen Nikolaus wohl ein wichtiges Anliegen. Auch in der Würzburger Nikolaus Kapelle gibt es ein Gemälde, das betitelt wird mit: „Mitgiftspende: Bewahrung vor der Prostitution“.1) Ledigen Frauen, die aus Armut in die Prostitution abzudriften drohten, wurde eine Mitgift gespendet, damit die Frauen die Chance hatten, geheiratet zu werden. Auf diese Weise brauchten solche „verkauften Bräute“ nur noch mit dem einen Mann, der sie "gekauft" geheiratet hatte, den Beischlaf zu vollziehen.
Barbara G. Walker beschreibt, woraus sich der Heilige Nikolaus entwickelt hat: „aus dem heidnischen Meeresgott, der als Beschützer von Seeleuten und Prostituierten [galt]. (…) Nikolaus wurde außerdem mit Wotan gleichgesetzt. Als die europäischen Gottheiten der Heiden christianisiert wurden, entwickelte sich der wohltätige Aspekt von Wotan zum heiligen Nikolaus (…), der, wie es auch der Ältere Gott getan hatte, zur Zeit der Wintersonnenwende über die Dachfirste galoppierte und seine VerehrerInnen auf der Erde mit Geschenken bedachte.
In Italien verdrängte der heilige Nikolaus eine weibliche Gottheit namens ‚Großmutter‘, Pasqua Epiphania oder Befana. Sie füllte mit ihren Geschenken die Strümpfe der Kinder. Die ‚Großmutter‘ wurde aus ihrem Heiligtum in Bari vertrieben, das sich danach zum Zentrum des Kults des heiligen Nikolaus entwickelte. (…) Im 11. Jahrhundert n. Chr. wurden einige Knochen zusammengetragen, in eine Kirche gelegt, die in Bari zu diesem Zweck gebaut worden war und als die Knochen des heiligen Nikolaus ausgegeben. Das war der eigentliche Anfang des Kultes um den heiligen Nikolaus, obwohl in seiner christlichen Legende (ohne jede Grundlage) behauptet wurde, daß er im 4. Jahrhundert ein Bischof von Myra gewesen sei“, 2) äußert Barbara G. Walker und ist der Auffassung, dass seine offizielle Biographie „grotesk“ sei und erklärt dies folgendermaßen: „Nach den Angaben seiner Hagiographen fastete er als Kind und nahm die Brust seiner Mutter nur jeweils einmal am Mittwoch und am Freitag. Bischof wurde er wegen eines prophetischen Traums seines Vorgängers, da er der erste Mann war, der am darauffolgenden Tag in die Kirche gehen wollte. Er erweckte aus einem magischen Kessel Tote, besänftigte einen gewaltigen Sturm auf See, um drei ertrinkende Seeleute zu retten, und vermehrte auf wundersame Weise eine Ladung Getreide, das daraufhin zwei Jahre lang eine ganze Diözese ernährte. (…). Nach seinem Tod vollbrachte er sogar noch großartige Kunststücke. Aus seinen Knochen entsprang eine Quelle mit heiligem Öl, das jede Krankheit heilen konnte. (…).“ 3)
Auf der Website „katholisch.de“ wird beschrieben, dass es den heiligen Nikolaus tatsächlich gab: „Es gab ihn tatsächlich, doch allzu viel ist aus seinem Leben nicht überliefert: Der historische Nikolaus wurde zwischen 280 und 286 in Patara in der heutigen Türkei geboren. Mit etwa 19 Jahren wurde er zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra in der Region Lykien ernannt; (…). In Myra begannen kurz nach der Bischofsernennung die Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Galerius Valerius Maximinus (305 bis 311). Auch Nikolaus geriet der Überlieferung nach in Gefangenschaft und wurde gefoltert. Später nahm er zeitgenössischen Quellen zufolge am ersten ökumenischen Konzil der Kirchengeschichte – dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 – teil. Der Todestag des Bischofs war ein 6. Dezember zwischen 345 und 351.
Heute zählt Nikolaus zu den meistverehrten Heiligen der Christenheit und gilt als Schutzpatron zahlreicher Orte, Gruppen und Berufe. Der Kult begann jedoch erst etwa 200 Jahre nach seinem Tod in Griechenland. Von dort breitete sich die Verehrung zunächst über die osteuropäischen Länder aus. Im achten Jahrhundert war der Nikolaus-Kult vor allem in Russland stark, sodass der Heilige dort zum Landespatron erklärt wurde. Langsamer fasste die Verehrung im Westen Fuß, ab dem zehnten Jahrhundert ist sie aber auch für Deutschland, Frankreich und England nachweisbar. Zahlreiche Legenden und volkstümliches Brauchtum formten über die Jahrhunderte das Bild eines Heiligen, das sich von der ursprünglichen Figur immer mehr entfernte. Nikolaus, wie er heute verehrt wird, ist kritischen Textanalysen zufolge vermutlich eine Verschmelzung zweier historischer Personen: des Bischofs von Myra und des gleichnamigen Abts Nikolaus von Sion, der später Bischof von Pinara – heute ebenfalls Türkei – wurde und im Jahr 564 starb.“ 4)
Im ökumenischen Heiligenlexikon heißt es über Nikolaus u. a.: „Nikolaus wurde der Überlieferung zufolge von seinem Onkel, Bischof Nikolaus von Myra, im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht und als Abt im Kloster von Sion - heute untergegangener Ort, (…). Als seine Eltern an der Pest starben, erbte Nikolaus ihr Vermögen und verteilte es an Arme: so bewahrte er mehrere junge Frauen aus seiner Nachbarschaft in seiner Heimatstadt Patara, indem er heimlich Geld durchs Fenster - oder durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken - warf, so für eine ausreichende Mitgift sorgte und verhinderte, dass der Vater seine Töchter zur Prostitution hergeben musste; deshalb gilt Nikolaus als Geber guter Gaben und Freund der Kinder; (…).
Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Nikolaus ins Heilige Land, nach seiner Rückkehr wählte die Gemeinde Myra ihn zum neuen Bischof (…).
Nikolaus zerstörte mehrere Tempel der Heidengöttin Diana / Artemis, die in den Küstenorten Lykiens als Patronin der Seefahrer verehrt wurde; ihr Tempel in Myra war der größte und prunkvollste - Nikolaus' Gedenktag 6. Dezember ist Dianas Geburtstag. Während der bald schon einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert. (…)
Gesicherte historische Nachrichten über das Leben und Wirken von Nikolaus gibt es nicht. In der Überlieferung vermischten sich Nachrichten über einen Abt Nikolaus von Sion nahe Myra und solche über den Bischof Nikolaus aus dem nahen Pinara bei Minare nahe Fethiye. (…).“ 5)