Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Ohmstraße

Ottensen (1915): Prof. Georg Simon Ohm (16.3.1789 Erlangen – 6.7.1854 München), Physiker, nach ihm wurde das „Ohmsche Gesetz“ benannt.


Georg Simon Ohm war der Sohn von Elisabeth Ohm, geborene Beck und des Schlossers Johann Wolfgang Ohm. Dieser beschäftigte sich in seiner Freizeit u. a. mit Mathematik. Seine Begeisterung für die Mathematik gab er an seine beiden Söhne weiter, denen er selbst Mathematikunterricht gab.

Als Georg Simon Ohm zehn Jahre alt war, starb seine Mutter (1763-29.8.1799) „unter den Geburths-Schmertzen eines toden Soh(n)leins (…)“ 1)

Im Alter von 16 Jahren begann Georg Simon Ohm ein Mathematik-, Physik- und Philosophiestudium. Doch da der Vater die Kosten für das Studium nicht mehr aufbringen konnte, musste Georg Simon Ohm das Studium nach einem Jahr abbrechen. Dies passte dem Vater wohl ganz gut, denn Georg Simon hatte sich während seines Studiums auch dem Tanzen, Schlittschuhlaufen und dem Billard gewidmet und dabei Schulden gemacht, was den Vater sehr verärgert hatte. Georg Simon Ohm verdingte sich nun als Lehrer. Als er 22 Jahre alt war, kehrte er an die Erlanger Universität zurück und promovierte 1811 zum Thema Licht und Farben. Für drei Semester war er an der Erlanger Universität als Privatdozent für Mathematik tätig, wurde dann 1812 Gymnasiallehrer in Bamberg, ab 1817 Lehrer der Physik und Mathematik in Köln und ging 1826 an die Kriegsschule in Berlin. 2)

Ohm war fasziniert von der Elektrizität. „1827 veröffentlichte Ohm das Buch Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet. 1833 wurde er Professor an der Königlich Polytechnischem Schule in Nürnberg, die er ab 1839 auch als Direktor leitete (…).“ 3)

In der Neuen Deutschen Biographie schreibt Jürgen Teichmann über Ohm: „O.s Arbeiten wurden zunächst nicht anerkannt, mitunter auch heftig kritisiert oder mißverstanden, zum Teil deshalb, weil die Verbindung zwischen Experimentalphysik und Mathematik in Deutschland noch kaum entwickelt war.“4)

Ohm, der zeit seines Lebens ledig blieb und es liebte, mit seinem Spitz „Wackl“ im Stadtwald spazieren zu gehen, hätte gern eine Universitätsdozentur bekommen. Um sich ganz auf seine Forschungen zu konzentrieren, nahm „er 1826 einen ‚Forschungsurlaub‘ (…). 1828 verzichtete er vollständig auf seine Lehrerstelle und gab nur noch einige Stunden Mathematikunterricht an der Kriegsschule in Berlin. Er wandte sich nun in vielen Eingaben an verschiedene Institutionen, 1829 auch an Kg. Ludwig I. v. Bayern. Doch selbst sein Heimatland wies ihn ab. (…) Erst 1833 erhielt O. eine feste Stelle in Bayern, an der Polytechnischen Schule (heute FH) in Nürnberg (1839–49 Rektor).“ 5)

Erst durch den „zunehmende[n] Nationalismus des 19. Jh.,“ so Jürgen Teichmann, „erhielt Ohm größere Anerkennung. Als 1837 der Franzose Claude Pouillet (1790–1868) das Ohmsche Gesetz eigenständig nochmals entdeckte, begannen heftige internationale Auseinandersetzungen um die Priorität. Die Engländer verliehen schließlich 1841 O. die berühmte Copley-Medaille der Royal Society – als erstem Deutschen nach Gauß. O. wurden nun immer mehr in- und ausländische Ehren zuteil. Doch sein Heimatland Bayern erfüllte ihm erst 1849 den Lebenstraum einer Universitätsstelle: Er wurde zweiter Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlung des Staates und Professor an der Univ. München. Auch bekam er ein Gehalt als Ministerialreferent für die Telegraphenverwaltung. Erst 1852 wurde O. wirkl. o. Professor und Leiter des physikalischen Kabinetts.“ 6)

Von Ohms sechs Geschwistern erreichten nur zwei (Martin (1792-1872) und Barbara (1794-1872)) das Erwachsenenalter. Zu diesen und zu seinem Vater hatte Ohm ein enges Verhältnis. Seine fünf Jahre jüngere Schwester Barbara unterstützte ihn mit selbstgestrickten Strümpfen und selbstgenähten Hemden. Diese forderte er regelrecht bei ihr ein, und so schreibt er in einem Brief an sie. „Liebe Schwester! Du tritst ja so ganz im Stillen als edelmüthige und zugleich gelehrte Person auf, um mich zu beschämen; aber um das, was ich verschuldet habe, wieder gut zu machen, will ich auch gleich auf der Stelle Dir wieder antworten. Du lernst Arithmetik und Buchstabenrechnung, ersteres wird für Dich sehr nützlich seyn. Schreibe mir aber doch auch, welche Fortschritte Du im Stricken, im Nähen, Sticken, Kochen u(nd) ( d(er) g(leichen) gemacht hast, den der Nebensache wegen muß man die Hauptsache nicht vergessen. Im Schreiben hast Du ja uns beyde übertroffen und kannst uns auslachen. Mache nur so fort, damit, wenn ich wieder zu Dir komme, Du mich mit ein Paar Dutzend eigen gestrickten Strümpfen, einem Dutzend selbst gemachter Hemder, einer schön gestrickten und brodirten Weste, und mit einem recht guten selbst gekochtem Essen beehren kannst. Schau, es hüpft mir schon das Herz im Leibe, wenn ich dran denke, daß ich von Dir lauter so schöne Sachen bekommen werden. Denk ja immer daran und vergiß nicht Deinen Dich liebenden Bruder.“7) (16.11.1807).

Nach dem Tod des gemeinsamen Vaters fragte Ohm seine Schwester in einem Brief vom 8.12.1822, wie sie sich nun einrichten wolle und welche „Ausgaben sind zu decken, bis Du in eine feste Lage kommen wirst?“. 8). Es stand wohl ein Heiratskandidat vor der Tür; denn Ohm betont in dem Brief, dass sie „auf keinen Fall aus Furcht vor deiner künftigen Erhaltung übereilt einen Entschluß zu fassen nöthig [hat]; denn für das Nöthigste werde ich immer Rat schaffen wollen und können. Ich weiß, daß Du in Heiratsunterhandlungen Dich befindest, und ich habe gar nichts dagegen einzuwenden, aber ich warne Dich vor einer Wahl ohne hinreichender Prüfung (…).“9) Barbara Ohm heiratete im Sommer 1824.

27 Jahre später (1849) bot Ohm seiner nun 55-jährigen Schwester finanzielle Unterstützung an, nachdem sie keine Zimmer mehr an Studenten vermietete, was sie bis dato getan hatte, um etwas dazuzuverdienen. Barbaras Ehemann Konrad Fürchtbauer muss in dieser Zeit nicht mehr als Schlosser gearbeitet haben, denn er starb im Frühjahr 1850. 10).