Paul-Bäumer-Brücke
Fuhlsbüttel (2001): Paul Wilhelm Bäumer (11.5.1896 Meiderich (Duisburg) – 15.7.1927 Öresund), Luftfahrtpionier, Kunstflieger.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde der Vorplatz des Hamburg Airport in Fuhlsbüttel Paul-Bäumer-Platz benannt nach dem Kunstflieger und Flugzeugkonstrukteur Paul Bäumer, der während des Ersten Weltkriegs einer der erfolgreichsten Jagdflieger gewesen war. „Bis 1922 in Harburg als Dentist tätig. 1927 durch Flugzeugabsturz tödlich verunglückt. Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Luft.
1947 wurde der Paul-Bäumer-Platz umbenannt in Lütjenburger Platz.“ (Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen). Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlaßt und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

1956 erfolgte allerdings die Rückbenennung in Paul-Bäumer-Platz. Nach Aufhebung des Platzes, weil die Umgehung Fuhlsbüttel errichtet wurde, wurde 2001 die in der Nähe liegende Brücke nach Paul Bäumer benannt.
Holger Tilicki befasst sich in seinem Aufsatz „Immer auch für miltärische Zwecke: Luftschiffe und Flugzeugindustrie am Flughafen Fuhlsbüttel“ auch mit Paul Bäumer. Er schreibt über ihn und dessen Werdegang: „Bäumer begeisterte sich schon in frühester Jugend für die Fliegerei, (…). Von Beruf Zahntechniker, finanzierte er sich seine Pilotenausbildung selbst und meldete sich 1914 freiwillig zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Seit 1917 an der Westfront, erreichte er insgesamt 43 Abschüsse und war damit einer der ‚erfolgreichsten‘ deutschen Jagdflieger (…). Nach dem Krieg arbeitete er in seinem alten Beruf in Harburg, verbrachte aber seine freie Zeit als Segelflieger. So trafen sich in den 1920er-Jahren ehemalige Jagdflieger und junge Studenten auf der Wasserkuppe an der Rhön und dieses Netzwerk ermöglichte Paul Bäumer seinen beruflichen Neustart: Die Gründung der Bäumer Aero GmbH 1922 in Hamburg-Fuhlsbüttel.
Zusammen mit seinem Geschäftspartner Harry von Bülow-Bothkamp (1897-1976), ebefalls ein ehemaliger Jagdflieger, wurden Flugzeuge verschiedener Hersteller verkauft und Piloten ausgebildet. Hier entwickelte er mit seinen Konstrukteuren Walter und Siegfried Günter Sportmaschinen, wie 1924 den Motorsegler Bäumer B I ‚Roter Vogel‘, das erste in Hamburg konstruierte Flugzeug und die berühmte Bäumer B II ‚Sausewind‘. (…) Mit ihm stellte er mehrere Geschwindigkeitsrekorde (210 km/h) auf. (…)

Seine Todesmaschine war das Jagdflugzeug Rohrbach Ro IX ‚Rofix‘ der Berliner Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH, das er von deren Niederlassung in Dänemark aus fliegen sollte. Die Rohrbach-Metall-Aeroplane Co. A/S war von Adolf Rohrbach in Kopenhagen gegründet worden, um Auflagen des Versailler Vertrages zu umgehen. Bei diesem Vorführungsflug“ 1) stürzte Paul Bäumer ab in den Öresund. Sein Grab befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Holger Tilicki, der sich in seinem Aufsatz auch dem Jagdflieger Karl Caspar gewidmte hat, kommt zu dem Schluss: "Am lokalhistorischen Beispiel der beiden Jagdflieger Karl Caspar und Paul Bäumer wird deutlich, wie eine unkritische Technikbegeisterung auch schon vor und während des Ersten Weltkriegs für das imparialistische Streben des Deutschen Reiches genutzt wurde. Diese Piloten zogen aus dem Grauen des Ersten Weltkriegs keinerlei Konsequenzen und beteiligten sich willfährig am Unterlaufen des Versailler Vertrages und ebneten den Weg für die spätere Nazi-Luftwaffe." 1)