Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Porgesring

Billbrook (1975): Georg Porges (28.5.1860 Galesburg/Illinois – 2.2.1942 Suizid), Gründer der größten Fabrik ihrer Art, wegen seiner jüdischen Herkunft Opfer des Nationalsozialismus.


Georg Porges Vater stammte aus Hamburg. Die Familie kehrte bereits in Georg Porges Jugend aus den USA nach Hamburg zurück.

Georg Porges erlernte den Beruf des Speditionskaufmanns, u. a. bei Singer & Co.

Um 1885 begann er ein noch unbebautes Gelände in Hamburg-Billbrook aufzukaufen und trat 1887 als Teilhaber in die Firma J. H. C. Karstadt ein. Nur zwei Jahre später wurde er Alleininhaber und baute das Unternehmen vom Dienstleister (Lappenfärber) zum Industriebetrieb (chemische Reinigung und Färberei) mit zeitweise über 300 Angestellten aus. Er errichtete damit als erster ein größeres Fabrikgebäude auf dem heutigen Industriegelände Billbrook an der Bille.

Georg Porges gründete den „Verband deutscher Färbereien und chemischer Waschanstalten“ und trat der Gewerbekammer bei. 1887 begründete er mit einigen anderen Hamburger Kaufleuten die „Henry Jones Loge zum Gruße“. Diese hatte zum Hauptziel die Schaffung einer deutsch-jüdischen Identität und agierte vornehmlich karitativ.
1888 heiratete Georg Porges Helene Tuch. Mit ihr bekam er zwischen 1888 und 1902 sechs Töchter.
„Im Jahr 1892 beteiligten sich dann Dr. Theodor Tuch sowie seine Schwester mit jeweils für 25.000 Goldmark, die sie von ihrem Vater erhalten hatten, an dem Unternehmen. Der im Jahr 1865 in Hamburg geborene Theodor Tuch war ein Schwager von Georg Porges (…).“ 1)

Seinen Schwager Theodor machte Georg Porges 1892 zum Prokuristen der Firma, 1918 wurde die Firma J. H. C. Karstadt in eine GmbH umgewandelt. „Theodor Tuch wurde nun zum Geschäftsführer, Georg Porges fungierte als ein Stellvertreter.“ 2) Porges wandte sich dem Aufbau eines eigenen Unternehmens (Kommanditgesellschaft Porges) zu. So wurden 1928 Alfred Lehmann und Otto-Erich Blumenfeld Prokuristen der Firma J. H. C. Karstadt. Otto-Erich Blumenfeld, „der ebenso wie Porges, Tuch und Lehmann jüdischen Glaubens war, hatte vier Jahre zuvor Tuchs Tochter Edith geheiratet.“ 3)

Über die Firma heißt es weiter in dem Buch „Die Billbrook-Tour“: „In der Weltwirtschaftskrise geriet das mittlerweile um eine chemische Reinigung erweiterte Unternehmen Karstadt-Porges, wie es nun genannt wurde, durch eine Betriebsgemeinschaft mit dem bisherigen schärfsten Konkurrenten Busch in finanzielle Schwierigkeiten.“ 4)
1932 starb Porges Frau, und Georg Porges heiratete Recha, geb. Heymannson, verw. Würzburg.

Weil Porges jüdischen Glaubens war, entzogen die Nationalsozialisten ihm zunehmend die Aufträge. 1933 übernahm der „Mischling 1. Grades“ Otto-Erich-Blumenfeld, den Besitz an der J. H. C. Karstadt. Porges war nun auch nicht mehr stellvertretender Geschäftsführer. „Als Blumenfeld im Jahr 1938 nach dem November-Pogrom verhaftet wurde und nur unter der Bedingung, das Land zu verlassen, aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen freikommen konnte, bereitete er die Auswanderung seiner Familien in die USA vor.“ 5)

1939 wurde das Unternehmen „arisiert“ und kam in den Besitz von Hermann Friedrich Schneider aus Pinneberg.
Im Februar 1942 nahm sich Georg Porges das Leben. Seine Frau Recha Porges wurde im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, konnte überleben und kam im Februar 1945 „mit dem einzigen Transport in die Schweiz in die Freiheit“. 6).

In der NS-Zeit befand sich auf dem Werksgelände von Karstadt-Porges ein Zwangsarbeitslager mit der Bezeichnung „‘Russisches Lager Hamburg 48, Billbrookdeich 49‘ und bestand bis zum 1. Mai 1945. Am 28. Mai 1943 trafen hier 25 sogenannte Ostarbeiterinnen ein, nachdem bis dahin lediglich vier Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter aus dem europäischen Ausland in dem Betrieb tätig gewesen waren.“ 8)

Während der Luftangriffe auf Hamburg im Jahr 1943 wurden die Werksanlagen stark zerstört. Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau. „Außerdem wurden im Rahmen eines Restituierungsverfahrens 50% des Unternehmens an Theodor Tuchs Tochter Edith Blumenfeld zurückgegeben.“ 7)

Die Firma existierte noch bis 1965.