Prätoriusweg
Eimsbüttel (1906): Hieronymus Praetorius (10.8.1560 Hamburg – 27.1.1629 Hamburg), und sein Sohn Jakob Praetorius (8.2.1586 Hamburg – 22.10.1651 Hamburg), Komponist. Beide waren Organisten.
Gisela Jaacks schreibt in der „Hamburgischen Biografie“ über Hieronymus Praetorius: „Im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert wurde die Hamburger Kirchenmusik entscheidend von der Organistenfamilie Schulze, die sich in der lateinischen Form ‚Praetorius‘ nannte, geprägt. Mit dem aus Magdeburg gebürtigen, 1550 an die Hamburger Jacobikirche berufenen Jacob Praetorius (…) begann eine Blütezeit der Orgelkunst in Hamburg, die noch das ganze 17. Jahrhundert andauern sollte.“ 1)
Hieronymus Praetorius trat in die Fußstapfen seines Vaters Jacob Praetorius d. Ältere. Dieser erteilte seinem Sohn die erste musikalische Ausbildung. Dann studierte Hieronymus Praaetorius in Köln und nahm 1580 eine Organistenstelle in Erfurt an. Zwei Jahre später kehrte er nach Hamburg zurück und wurde nach dem Tod seines Vaters 1586 dessen Nachfolger an der Jacobikirche. Neben der Organistentätigkeit hatte er auch die Funktion des Kirchenschreibers zu übernehmen.
Hieronymus Praetorius war mit Elisabeth Stakemann (geb. 1566 Hamburg) verheiratet und Vater von vier Söhnen und drei Töchtern. Drei seiner Söhne wurden ebenfalls Musiker.
Gisela Jaacks urteilt über Hieronymus Praetorius‘ Schaffen: „Sein vielfältiges kompositorisches Schaffen, das entsprechend der in Hamburg üblichen Praxis, die auch von den Organisten Aufführungen eigener geistlicher Vokalwerke verlangte, alle Gattungen der Kirchenmusik umfasste, machte Hieronymus Praetorius bald weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt und geschätzt, zumal er mit seinem ‚Opus Musicum‘ die früheste in Hamburg veröffentlichte Sammlung polyphoner Kirchenmusik vorlegte.“ 2)
Der Praetoriusweg ist auch nach Hieronymus Praetorius‘ Sohn Jacob Praetorius benannt. Auch dieser bekam den ersten musikalischen Unterricht durch seinen Vater. Als er 18 Jahre alt war, erhielt er die Organistenstelle an der St.-Petri-Kirche in Hamburg, die er bis zu seinem Tod ausfüllte. 1606 ging er für zwei Jahre nach Amsterdam, um dort bei Jan Pieterszoon zu studieren.
1608 heiratete Jacob Praetorius Margarethe a Campis und wurde Vater von sechs Kindern, von denen der Sohn Hieronymus ebenfalls Musiker wurde.
Jacob Praetorius‘ „kompositorisches Schaffen umfasst hauptsächlich Motetten, Stücke für Orgel sowie Galliarden. Darüber hinaus machte er sich im Rahmen seiner Tätigkeit an der Hamburger Kirche St. Petri einen Namen als Lehrer für Orgel und Komposition.“ 3)
In der Allgemeinen Deutschen Biographie heißt es über Jacob Praetorous u. a.: „Jacob genoß die Gunst seiner Mitbürger in einem Maße, wie es nur selten den Sterblichen beschieden ist. (…) Nicht nur sein äußeres Benehmen, sondern auch sein liebenswürdiges Wesen erfahren das größte Lob und hohe Anerkennung. (…). Am besten lernen wir ihn in den Gelegenheitscompositionen kennen, die von 1606 bis 1635 erschienen und sämmtlich auf der Stadtbibliothek in Hamburg liegen. Wir erkennen hier P. als einen eminenten Neuerer, der mit der Vergangenheit vollkommen gebrochen hat. Die langathmigen melodischen Motive des sechszehnten Jahrhunderts haben sich in kurze rhythmische Motive aufgelöst und die so eigenartige Contrapunctik der Alten, die nicht in der Bearbeitung eines oder mehrerer Motive bestand, sondern in dem Zusammenfügen melodisch fortschreitender Stimmen, ist fast völlig verschwunden und hat einer Gliederung und einem Periodenbau auf Grundlage eines oder mehrerer Motive Platz gemacht, wenn auch noch in unvollkommener und das Uebergangsstadium bezeichnender Weise. Dabei ist freilich die Großartigkeit der Gesammtwirkung und die tiefinnerliche erhobene religiöse Stimmung verloren gegangen. Die Gedanken sind knapp und kleinlich und Instrumentalformeln sind an Stelle der alten Gesangskunst getreten. Selten erhebt er sich zu einer künstlerischen Begeisterung und das reichere harmonische Gewand, die leichtere contrapunctische Schürzung muß Ersatz für das Verlorene geben. (…).“4)