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Ziethenstraße

Wandsbek (1897): Hans Joachim von Zieten (14.5.1699 Wustrau-27.1.1786 Berlin), Reitergeneral.


„Zieten (…) kam als drittes von insgesamt sieben Kindern des Landedelmannes Joachim Matthias von Zieten und seiner Ehefrau Ilsabe Catharina, geb. von Jürgas auf Gantzer/Herrschaft Ruppin, zur Welt. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, (…). Seit er neun Jahre alt war, interessierte sich der Junge für das im Nachbarort Neuruppin stehende Militär. Auf sein Drängen erreichten seine Eltern 1715 beim Kommandierenden Generalmajor Johann Siegmund Freiherr von Schwendy, Gutsherr auf Buskow/Herrschaft Ruppin, den Eintritt ihres Sohnes als Freikorporal in das Ruppiner Regiment der Gelben Kürassiere. Als Zietens Vater 1720 starb, fiel Wustrau Zieten und seinen drei Schwestern zu. Das Gut war zu 8000 Talern geschätzt, wovon der Unterhalt der Mutter gesichert und die Erbteile der Schwestern ausgezahlt wurden. Der junge Zieten übernahm außerdem die seit Jahren geführten gerichtlichen Auseinandersetzungen des Vaters für die Erweiterung und Nutzung von Grundstücken, die er alle in den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts erfolgreich beendete,“ 1) heißt es in Wikipedia.

Und in der Allgemeinen Deutschen Biographie steht über den weiteren Lebensweg von Hans Joachim von Zieten: „1720 wurde [er] Fähnrich. Schwendy gab 1722 sein Regiment an den aus mecklenburgischen Diensten gekommenen Generalmajor Kurt Christof v. Schwerin ab welcher 1757 als Feldmarschall bei Prag fiel; dieser lobt in seinem Qualificationsberichte Z., welcher damals ältester Fähnrich war, als einen tüchtigen Officier, an dem er nichts auszusetzen hat, als daß Z. ‚gar klein von Gestalt und von schwacher Stimme für das Commandiren sei‘, aber für König Friedrich Wilhelm I. bildeten diese Mängel einen hinreichenden Grund ihn bei den Beförderungen hartnäckig zu übergehen und, als Z., von dem ihm zustehenden Rechte Gebrauch machend, sich am 28. Juli 1724 von seiner Garnison Crossen aus mit einem Immediatgesuche um Beförderung an den König wandte, erwiderte dieser kurz und bündig am Rande des Bittschreibens ‚Soll seine Dimission haben‘. Z. ging zunächst nach Wustrau, (…)“ 2)

In Wikipedia heißt es weiter über Zieten: „1725 erfuhr Zieten während eines Aufenthaltes zu einer gerichtlichen Anhörung in Berlin von der Verdoppelung des Dragonerregiments in Insterburg und erlangte bei diesem eine Anstellung als Oberleutnant. Im darauf folgenden Jahr wurde er wegen ständiger Händeleien mit seinem Rittmeister wegen Disziplinlosigkeit zu einer einjährigen Festungsstrafe (…) auf Grund des Ungehorsams verurteilt. Nach der Rückkehr aus der Festungshaft überfiel der Rittmeister Zieten hinterrücks, dem nunmehr die Schuld gegeben wurde; ein weiteres Mal wurde er aus dem Heer entlassen und ging nach Wustrau zurück.

1730 begründete der preußische König eine Ehreneskorte mit leichter Reiterei; wiederum bemühte sich Zieten um den Wiedereintritt in das königliche Militär und wurde schließlich auf Empfehlung des Generals Von Buddenbrock sowie von Flanß, ob seines Mutes und seiner unbedingten Königstreue für diesen vorgeschlagen. Zieten galt als begnadeter Reiter und für die neue Freikompanie absolut tauglich. So trat er im Rang wie vor seiner Demission in die Freikompanie der Husaren zu Potsdam ein. Am 1. März 1731 wurde eine zweite Kompanie der Husaren in Beelitz aufgestellt und Zieten am 1. Mai 1731 zu ihrem Chef sowie zum Rittmeister mit 50 Talern Monatsgehalt befördert. 1735 ernannte der König Zieten zum Chef einer Husarenkompanie, die aus Berliner und Litauer Husaren bestand, und sandte ihn zum Reichsheer an den Rhein; seit 1734 befand sich Preußen inmitten der europäischen Auseinandersetzungen um die polnische Erbfolge. (…). Zu bedeutenderen Kriegshandlungen kam es für Preußen nicht, und so bat Zieten schließlich um eine Prüfung seines Kommandos. Baronay stellte ihm die Aufgabe, nach eigener Überlegung und Anordnung den Feind zu umgehen und anzugreifen. Dieses Manöver wurde so geschickt ausgeführt, dass Baronay dem König sehr lobend über Zietens Qualitäten der militärischen Planung und der Tapferkeit berichtete; dessen nächste Beförderung zum Major erfolgte am 29. Januar 1736.“ 3)

In der Allgemeinen Deutschen Biographie ist nachzulesen: „Im J. 1737 heirathete [Zieten] ein dreiunddreißigjähriges Fräulein v. Jürgas [Leopoldine Judith von Jürgaß (1703-1756)]. Kurz vorher hatte er wiederum mit einem Vorgesetzten, seinem Regimentscommandeur, dem Oberstlieutenant v. Wurmb, einen Zweikampf ausgefochten, in welchem beide Theile nicht unerheblich verwundet worden waren. Mag auch Wurmb ein Raufbold gewesen sein, so war doch Zieten's hitzige und reizbare Gemüthsart nicht ohne Schuld an den vielen und langwierigen Mißhelligkeiten, welche vor wie nach zwischen den Gegnern bestanden.“ 4)

Aus Wikipedia ist zu erfahren: „Während des Ersten Schlesischen Krieges nahm Zieten in Rotschloß zahlreiche Gefangene eines österreichischen Kavallerieregimentes, (…). Die später so genannte ‚Rotschloß-Affäre‘ führte 1741 zur höchsten preußischen Auszeichnung, dem Orden Pour le Mérite, und noch heute erinnert eine Tafel am Zieten-Denkmal auf dem Berliner Wilhelmplatz daran. (…)

Der junge Husarenoffizier entwickelte unter dem Spott, den er wegen seiner kleinen Gestalt, den vielen gesundheitlichen Problemen wie langanhaltenden Kopfschmerzen und Gicht oft über sich ergehen lassen musste, ein starkes Selbstbewusstsein, das ihn auch in späteren Kontroversen z. B. mit dem Monarchen nicht verließ. Jedoch fand der nach den verschiedenen Raufhändeln unter Friedrich Wilhelm I. zum Rittmeister avancierte Junkerssohn zu einer soliden Dienstauffassung, (…). Hinzu gesellte sich eine im historischen Vergleich besonders hervorzuhebende Güte gegenüber den Übertretungen des einfachen Mannes: Zieten lehnte die gebräuchliche Prügelstrafe kategorisch ab und glänzte gerade als Zuchtmeister der stets unkonventionellen, ebenso verwegenen wie freiheitsliebenden und schwer zu disziplinierenden Husarentruppe durch maßvolle Strenge und gerechte, kameradschaftliche Gesinnung. Das traf auch auf den Gutsherrn Zieten zu, der die Jahre im Anschluss an den Siebenjährigen Krieg mit der Pflege seines Anwesens bei Neuruppin zubrachte. (…).

1741 brach der Erste Schlesische Krieg aus, in den Zieten als Major und Eskadronchef zog. Am 10. Mai 1741 zeichnete er sich in einem Gefecht mit den Österreichern zwischen Strehlen und Nimptsch aus. Dafür wurde er zum Oberstleutnant im Leibhusarenregiment (später H 2) befördert. Schon am 22. Juli dieses Jahres wurde er Oberst und bekam ein eigenes Husarenregiment, das in der preußischen Heerestradition bis 1918 bestehen sollte. (…).
Im Juli 1744 erfolgte in Preußen erneut Mobilmachung, und am 10. August erklärte das Königreich Preußen der Habsburgmonarchie den Krieg. Zieten [der nun Vater eines 1743 geborenen Sohnes war] rückte mit der Avantgarde des preußischen Heeres in Böhmen bis nach Budweis vor. Bei Moldauthein konnte der mit dem Generalmajor-Patent vom 1. Februar 1744 ausgestattete Zieten mit seinem rotuniformierten, bis ins 20. Jahrhundert hinein bekannten Husarenregiment Nr. 2 am 9. Oktober erstmals in eigener Regie eine größere gegnerische Streitmacht besiegen. (…). Am 20. Mai 1745 zeichnete er sich durch eine gewagte nächtliche Durchquerung eines österreichischen Korps von 20.000 Mann mit seinem Regiment bei Jägerndorf in Schlesien aus, der als ‚Zietenritt‘ in die Kriegsgeschichte einging, weil er die Vereinigung der königlichen Hauptarmee mit dem Korps des Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt ermöglichte. (…). Am 23. November rieben seine Regimenter in einem Überraschungsangriff in Sachsen ein zahlenmäßig unterlegenes kursächsisches Kontingent auf. Seitdem nannten die Zeitgenossen ihn respektvoll den ‚Zieten aus dem Busch‘.“ 5) Dies wurde zu einem geflügelten Wort für beherztes und schnelles Eingreifen.

„Der Dresdner Frieden vom 25. Dezember 1745 beendete den Krieg. Es begann wieder der Alltag des militärischen Dienstes, der Zieten nicht immer Freude bereitete; zeitweise fiel er beim König deshalb in Ungnade, der ihn seiner Ansicht nach nicht ausreichend förderte und der seinerseits die allzu lasche Disziplin der Husarentruppe bemängelte. Über lange Jahre hinweg sonderte sich Zieten vom Hofe ab und grollte auf seinem Landgut dem Monarchen. Den erbetenen Abschied erhielt er jedoch nicht. Im Gegenteil; 1747 bewilligte der preußische Monarch, Friedrich II. in Preußen, seinem Getreuen Materialien und Gelder für dessen beabsichtigten Ausbau des Gutshauses in Wustrau. Ein attraktives Wohnhaus, das der Generalmajor sein Prachtschloss nannte, mit Park und Landwirtschaft wurde bis 1750 errichtet; (…).“ 6) Dort kam 1747 das zweite Kind von Leopoldine und Hans Joachim von Zieten auf die Welt. Vier Jahre später starb das erst geborene Kind 1751 im Alter von acht Jahren.

„Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges brachte auch in der persönlichen Beziehung eine Wende zwischen dem Monarchen und Zieten. Friedrich II. warb ernsthaft und wurde persönlich vorstellig in Wustrau, um den Generalmajor zu überzeugen; der übernahm schließlich ein hohes Kommando im friderizianischen Heer. Für den 57-Jährigen gab es nunmehr wenig Grund zum Zögern; sein Ältester war tot und seine Ehefrau am 19. März 1756, also wenige Wochen vor dem Ausbruch des Krieges, nach langer schwerer Krankheit gestorben; das Gut wurde verwaltet. In den folgenden sieben Jahren war er ein verlässlicher Kommandeur und – was fast noch wichtiger war – wurde ein väterlicher Freund des Königs.

Zieten wurde zum Generalleutnant befördert, (…) In der Schlacht bei Kolin befehligte er den linken Flügel und wurde dann dem Herzog August Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern zugeteilt, der das Kommando in Schlesien erhielt. Nach dessen Gefangennahme am 24. November 1757 führte Zieten den Rest des Heeres über Glogau nach Liegnitz König Friedrich II. entgegen und kämpfte in der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember mit seinen Husaren. (…). Während der Schlacht bei Liegnitz am 15. August 1760 gelang es ihm, das österreichische Hauptheer in Schach zu halten, sodass es an der Schlacht nicht teilnehmen konnte. Dafür wurde er zum General der Kavallerie befördert. In der Schlacht bei Torgau am 3. November 1760 erstürmte er die Süptitzer Höhen und errang dadurch den Sieg.

(…). Bis zum Ende des Krieges wurde er bei Abwesenheit des Königs mehrmals mit dem Oberbefehl der preußischen Armee betraut. Am Ende des Krieges gehörte Zieten zur Elite des Königreiches und zum verschworenen Freundeskreis des gealterten Monarchen.

Am 4. April 1764 ersuchte Zieten beim König um einen Heiratskonsens und ehelichte am 23. August des Jahres die fünfundzwanzigjährige Hedwig Albertine von Platen [1738-1818, eine Nichte seiner ersten Ehefrau]. Seine Tochter aus der ersten Ehe war damals 18 Jahre alt; am 6. Oktober 1765 wurde der Sohn Friedrich Christian Ludwig Emil geboren, (…). Am 24. Oktober 1771 wurde dem Ehepaar der Sohn Hans-Joachim Albrecht geboren, der jedoch nur acht Wochen lebte. Am 28. Januar 1773 wurde Albertine Magdalene Eleonore geboren; (…).

Die sich anschließenden Friedensjahre sahen den alten Heerführer noch als Kavallerieinspekteur und unermüdlichen Ausbilder seines mittlerweile sagenumwobenen Husarenregimentes. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Zieten abwechselnd in Berlin und auf seinem Gute Wustrau, wo er sich vor allem der Wohltätigkeit widmete. Gleichzeitig arbeitete er mit großer Sorgfalt an der Hebung seines Besitzes. 1786 wurde sein Gut auf 65.057 Taler geschätzt. (…).

Am 27. Januar 1786 starb Zieten in Berlin in seinem Haus in der Kochstraße 61/62, (…). Das gesamte Mobiliar des Berliner Hauses musste nach seinem Tode versteigert werden, und seine Witwe wurde erst durch ein Geschenk König Friedrichs in Höhe von 10 000 Talern von den Schulden befreit,“ 7) ist in Wikipedia nachzulesen.

Jürgen Luh macht deutlich, dass es – wie immer wieder behauptet wurde - keine dauernde Freundschaft zwischen von Zieten und dem König gegeben habe. So schreibt er: „Tatsächlich waren Zieten und Friedrich schon nach dem Zweiten Schlesischen Krieg in Konflikt geraten, weil der Husarengeneral seiner Ansicht nach für den General von Winterfeldt, den Günstling des Königs, zurückgesetzt worden war. Friedrich hatte Winterfeldt, nicht aber dem erfahrenen Zieten die Aufstellung und Organisation aller Husarenregimenter übertragen. Der protestierte gegen diese Entscheidung. Friedrich, der mit Widerspruch sehr schlecht umgehen konnte, griff zu der Methode, die er schon gegenüber Schwerin angewandt hatte. Wiederholt verlangte er von Zieten, er solle auf seine Husaren besser Acht geben. Das war für den General beleidigend, da es seine Ehre angriff.

Auch die nächste Maßnahme des Königs war ehrabschneidend. Er verweigerte den Husaren die Auszeichnung, Pauken führen zu dürfen. Einige Jahre später dann warf der König dem General vor, mit den Husaren die Grenze zu Sachsen nicht häufig und vor allem nicht dicht genug zu überwachen, da ‘Ihr Euch‘, wie es in dem Brief hieß, ‚um nichts bekümmert und einen jeden machen lasset, was er will, welches allein daraus deutlich abzunehmen ist, daß das auf den Sächsischen Grenzen auf Postirung stehende Commando bisher noch keinen einzigen Deserteur eingebracht hat, so ohnfehlbar hätte geschehen müssen, wenn die Leute in Ordre wären und ihr devoir zu thun gehörig angehalten würden.‘

Als Mitte der fünfziger Jahre die Beförderung Zietens anstand, überging ihn Friedrich kurzerhand. Vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges wollte der General deshalb seinen Abschied nehmen, doch wurde ihm dieser vom König nicht bewilligt. So focht Zieten in diesem Krieg, wie in denen zuvor, für die preußische Sache. Am 3. November 1760 bei Torgau sicherte der General dem König den Sieg in der Schlacht gegen die Österreicher. Das war Zietens wichtigster Erfolg. Dennoch zog er nach der Schlacht erneut die harsche Kritik Friedrichs auf sich, er hätte sich nicht an die königlichen Vorgaben gehalten und sei zu spät auf dem Schlachtfeld erschienen; in seiner Geschichte des Siebenjährigen Krieges reklamierte Friedrich den Erfolg für sich.“ 8)