Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Marconistraße

Osdorf (1949): Guglielmo Marconi (25.4.1874 Bologna – 20.6.1937 Rom), Funktechniker, erfand die drahtlose Telegraphie. Nobelpreisträger für Physik.


Früher hieß die Straße Düppelstraße, benannt 1893, in Erinnerung an die Eroberung der Düppeler Schanzen durch deutsche Truppen im deutsch-dänischen Krieg 1864. 1928 wurde die Straße umbenannt in Elsässer Straße. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Gablenzstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1949 bei Elsässerstraße und wurde dann umbenannt in Marconistraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946) und (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Über Marconis Herkunft heißt es in Wikipedia: „Guglielmo Marconi wurde als zweiter Sohn des italienischen adeligen Landbesitzers Giuseppe Marconi und dessen irischer Frau Annie Jameson, Enkelin von John Jameson, dem Gründer der Whiskeybrennereien Jameson & Sons, als Guglielmo Giovanni Maria Marconi geboren. Zusammen mit seinem älteren Bruder Alfonso verbrachte er gemeinsam mit seiner Mutter die frühen Kinderjahre von 1879 bis 1881 in der englischen Stadt bedford auf einer Privatschule, kehrte dann wieder mit seiner Familie nach Italien zurück und ging bis zum Alter von 14 in Florenz, danach für zwei Jahre in Livorno, zur Schule, wo er auch zusätzlich Privatunterricht in Naturwissenschaften (…) erhielt. Im Sommer 1892 besuchte er außerordentlich einige Vorlesungen (…) an der Universität Bologna, erreichte aber nie die Hochschulreife und Zulassung für ein reguläres Studium an der Universität oder der Militärakademie. Der wesentliche Zeitraum für seine bedeutenden Arbeiten fiel in die Zeit von 1894 bis knapp nach der Jahrhundertwende“ 1).

Marconi war der (Mit)Erfinder der Funkübertragung. Dafür erhielt er 1909 zusammen mit Karl Ferdinand Braun den Nobelpreis der Physik.

In erster Ehe war Marconi seit 1905 mit Beatrice O'Brien (1882-1976), Tochter des 14. Baron von Inchiquin, verheiratet. Das Paar bekam drei Kinder. 1924 kam es zur Scheidung und 1927 zur Annotation der nach katholischen Riten eingegangenen Ehe. Danach konnten die geschiedenen Eheleute wieder neue Partner/Partnerinnen heiraten. 1926, im Alter von 52 Jahren hatte Marconi die Marquise Maria Cristina Bezzi Scali (1900-1994) kennengelernt. Sie entstammte einer römischen Familie, die traditionell einflussreich in Vatikankreisen war. Nach der Annulierung der ersten Ehe konnte das Paar 1927 nicht nur eine Zivilehe eingehen, sondern auch kirchlich heiraten. 1930 wurde die Tochter Maria Elettra Elena Anna geboren.

Marconi war nicht nur Erfinder, er konnte seine Erfindungen auch gewinnbringend vermarkten. Dazu wurde eine Firma gegründet. „Die Marconi Company war 1922 an der Gründung des britischen Senders BBC beteiligt. Dieser war zuerst in der Marconi-Fabrik in London untergebracht. 1924 verfügte der faschistische Diktator Benito Mussolini auf Anraten Marconis das staatliche Sendemonopol damit war er der Herrscher über die Wahrheit im Äther. Und 1931 baute Marconi einen Sender für Radio Vatikan die erste Ultrakurzwellenanlage der Welt. Mit seinem Laborschiff ‚Elettra‘ schipperte der kosmopolitische Sohn eines begüterten Italieners und einer Irin Publicity-bewusst über die Weltmeere, in unterschiedlichen politischen Gewässern“ 2) schreibt Andres Wysling 2021 in der Zürcher Zeitung.
Politisch war Marconi seit 1923 in der italienischen nationalen faschistischen Partei (PFN) aktiv. „Marconi bekannte sich ausdrücklich zu Mussolini und zum Faschismus: ‚Ich nehme für mich die Ehre in Anspruch, in der Radio-Telegrafie der erste Faschist gewesen zu sein, nämlich der Erste, der den Nutzen der Bündelung der elektrischen Strahlen erkannte, so wie Mussolini in der Politik als Erster die Notwendigkeit erkannt hat, die gesunden Energien des Landes (im Rutenbündel) zu bündeln zum Zweck der grösseren Grösse Italiens.‘“ 3)

1924 wurde Marconi auf Vorschlag der faschistischen Regierung geadelt: Titel: Marchese. 1930 wurde er auf Vorschlag von Mussolini Präsident der Königlich Italienischen Akademie der Wissenschaften. Damit war er gleichzeitig Mitglied im großen faschistischen Rat. 1931 wurde er Mitglied der vatikanischen Pontifikal-Akademie der Wissenschaften. 1937 starb er an einem Schlaganfall.