Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Govertsweg

Altona-Altstadt (1950), nach der Mennonitenfamilie Govert im 17. und 18. Jahrhundert. Die Familie betrieb eine Reederei.


Vor 1950 hieß die Straße Konradstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Govertsweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Konradstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Zur Familie Govert gehörten z. B.: Hermann Govert (29.5.1707 Altona – 19.3.1780 Hamburg). Er war der Sohn des Kaufmanns Hermann Govert und Margaretha de Vlieger. Er wurde Makler in Hamburg und heiratete 1733 Maria Elking. In zweiter Ehe war er ab 1752 mit Charlotte Quenouault (11.5.1719 Aalborg/Dänemark – 3.4.1775 Hamburg) verheiratet. Diese war die Tochter des Kaufmanns Quenouault.

Aus der Ehe mit Maria Elking entstammte der Sohn Hermann Friedrich Govert (29.1.1741 Hamburg – 18.2.1817 Hamburg). Dieser wurde wie sein Vater Makler. 1766 heiratete er Maria Sara Brüst. Seine zweite Ehe ging er 1783 mit Elisabeth Jahn (18.4.1754 Kronstadt – 5.4.1802 Hamburg) ein und seine dritte Ehe 1802 mit Charlotte Damm, verw. Hesse.

Der Sohn aus der ersten Ehe von Hermann Friedrich Govert und Maria Sara, geb. Brüst, Ernst Friedrich Govert (4.7.1768 Hamburg – 22.3.1855 Hamburg) wurde wie sein Vater Kaufmann und Makler und heiratete 1799 Lucia Amalia Adamy.

Sein Sohn Alexander Wilhelm Govert (29.12.1805 Hamburg – 22.4.1856 Hamburg) studierte von 1826-1829 Jura mit Promotion zum Dr. jur und arbeitete von 1829-1837 als Advokat in Hamburg. 1837 trat er als Makler ins väterliche Geschäft ein.

Auch der Sohn Hermann Friedrich Govert (17.12.1799 Hamburg – 26.11.1879 Hamburg). wurde Kaufmann und Makler. Er heiratete 1847 Emilie Georgine Kunhardt.

Zur Familie Govert zählte auch Thusnelda Govert, geb. Hudtwalcker (23.1.1819 Hamburg – 19.5.1889 Adelsberg bei Triest). Sie absolvierte eine künstlerische Ausbildung im Zeichnen und heiratete 1841 den Versicherungskaufmann Giesbert Conrad Govert.

Hermann Otto Govert (25.10.1777 Hamburg – 5.11.1855 Hamburg) war der Sohn von Giesbert Wilhelm Govert und von Catharina Margaretha, geb. Nolte. Er war Kaufmann und in vielen bürgerlichen Ehrenämtern tätig. Verheiratet war er seit 1802 mit Caroline Friederike Elisabeth Hesse.

Familie Goverts und die Mennonitische Gemeinde
„Bis zum 20. Jahrhundert waren die Diakone fast immer Männer. Die einzigen Ausnahmen waren Rimsken Quins (gest. 1626) und Maeyken Goverts (gest. 1672), die in einer Zeit dienten, in der sich die institutionellen und damit patriarchalischen Strukturen des Gemeindelebens noch nicht verfestigt hatten.“ 1)

Michael D. Driedger schreibt in seinem Buch über die Mennonitengemeinde: „Je reicher und einflußreicher Mennoniten wurden, desto mehr standen sie vor der Frage, ob sie sich in die lutherische Gesellschaft integrieren oder ererbte Abgrenzungen zu erhalten versuchen sollten. Eine kleine Anzahl mennonitischer Familien entschied sich für eine vollständige Integration in die lutherische Gesellschaft und trat zum Lutherrum über. Das dramatischste Beispiel ist die Familie Goverts. Einige Zweige der Familie blieben mennonitisch, doch am 17. März 1751 wurden Herman Goverts, seine Frau und ihre elf Kinder Mitglieder der lutherischen Kirche Hamburgs in der Gemeinde St. Petri Höhepunkt des Gottesdienstes war die Taufe der Kinder vor einem großen Publikum. Der Vorfall war derart spektakulär, daß noch dreißig Jahre später die Predigt dieses Gottesdienstes erneut gedruckt wurde, zusammen mit dem öffentlichen Glaubensbekenntnis der Kinder bei ihrer Taufe. In einer lutherisch dominierten Gesellschaft die mennonitische Identität zu bewahren, bedeutete, mit eingeschränkten Rechten zu leben. Herman Goverts war nicht länger bereit, diese Einschränkungen hinzunehmen.“ 2