Bei der Martinskirche
Horn (1929), nach der Lage zur Kirche, Namensherleitung Heiliger Martin
Bei dem Heiligen Martin handelt es sich um Martin von Tours, geb. 316 oder 317 in Savaria (heute Ungarn), gest.8.11.397). Unter www.katholisch.de heißt es über den heiligen Martin: „Sein Vater war ein römischer Offizier [wer seine Mutter war, denn ohne diese wäre auch ein Heiliger Martin nicht geboren worden, wird verschwiegen, R. B.] und deswegen musste auch Martin gegen seinen Willen zum Militär. Schon mit 15 Jahren wurde er als Leibwache bei Kaiser Konstantin eingestellt. Während seiner Zeit als Soldat (…) [war] der 17-Jährige (..) im Norden des heutigen Frankreichs stationiert. An einem eiskalten Tag im Winter ritt er gerade zum Stadttor hinaus, als er einen armen Mann traf, der keine Kleider anhatte. Der Bettler sprach ihn an und bat um Hilfe. Martin hatte außer seinen Waffen und seinem Mantel nichts bei sich, was er ihm hätte geben können. So nahm er kurzerhand sein Schwert und teilte den Mantel in der Mitte durch. Die eine Hälfte gab er dem Bettler, die andere legte er sich um die Schultern. In der folgenden Nacht hatte Martin einen Traum: Er sah Jesus, bekleidet mit dem halben Mantel, den er dem Bettler gegeben hatte. Für diese gute Tat wird Martin heute noch verehrt und soll ein Vorbild dafür sein, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst.“ 1)
Über seinen weiteren Werdegang heißt es in Wikipedia: „Im Jahr 351 – also im Alter von 34 oder 35 Jahren – wurde Martinus von Bischof Hilarius von Ponitiers getauft. Nachdem er nach seinem Militärdienst einige Zeit bei ihm gelernt hatte, zog er sich als Einsiedler auf die Insel Gallinara bei Genua zurück. Bald aber folgten ihm viele Anhänger, sodass er dieses Leben wieder aufgab. Er reiste zu seiner Mutter nach Pannonien, die er zum christlichen Glauben bekehrte. Anschließend begab er sich erneut nach Gallien. Dort errichtete er 361 in Ligugé das erste Kloster des Abendlandes, die Abtei de Ligugé, die später ihm geweiht wurde. Im Jahre 375 errichtete er in der Nähe von Tours das Kloster Marmoutier. (…)
Martin war Bindeglied zwischen Rom und dem Reich der Franken. Er verkörperte als asketischer Mönch das spätantike Ideal eines Bischofs oder Priesters. Als Nothelfer und Wundertäter wurde Martin schnell in der gesamten Touraine bekannt. Im Jahr 370 oder 371 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Statt in der Stadt zu leben, wohnte er lieber in den Holzhütten vor der Stadtmauer.
Er festigte die Christianisierung der Landbevölkerung durch die Zerstörung nicht-christlicher religiöser Stätten und die Errichtung von Kirchen und Klöstern, (…).“ 2)
Das am 11. November begangene St. Martinsfest hat seit einigen Jahren nun auch eine weibliche Komponente. So veröffentlichte die Rheinische Post (RP) online am 10. November 2014 folgenden Artikel von Leslie Brook und Christian Schwerdtfeger: „St. Martin und die Moderne. Wenn Frauen den Mantel teilen“.
„(…).Als Willi Wolters ein letztes Mal als Sankt Martin auf der Schimmelstute Shams durch die Menge aus Kindern und Erwachsenen in Dam-Birth (Gemeinde Niederkrüchten) reitet, schaut ihm seine Tochter Britta dabei zu. Im nächsten Jahr wird die 37-Jährige selbst den Martinsmantel überstreifen, den Goldhelm aufsetzen und dabei Geschichte schreiben als erster weiblicher Sankt Martin des Ortes. (…) Der Martinsverein machte sich frühzeitig um die Nachfolge Gedanken und fragte bei der Hobbyreiterin an. ‚Wir sind dankbar, dass sie diese Rolle übernehmen will. Bei uns haben alle offen und mit Zustimmung darauf reagiert‘, sagt der Ehrenvorsitzende des Martinsvereins, Hermann Meyer. Auch in der Bruderschaft gebe es Frauen. Warum sollte nicht eine von ihnen St. Martin sein? Nur ein kleiner Zusatz sei in der Satzung nötig gewesen.
In vielen Städten und Gemeinden, Schulen und Kindergärten, teilweise sogar in Kirchengemeinden verkörpern inzwischen Frauen oder Mädchen den Sankt Martin. Das hat häufig praktische Gründe. Wenn ein Sankt Martin aus dem Amt scheidet, gestaltet sich die Suche nach einem Nachfolger meist schwierig. ‚Ein Pferd zu mieten, das kann sich kaum ein Kindergarten leisten‘, sagt Tanja Hilgers, Erzieherin in der Krefelder Kita Krokobär. Leichter sei es, eine gute Reiterin für die Aufgabe zu gewinnen, die ihr Pferd mitbringt. ‚Für die Kinder macht es keinen Unterschied, ob auf dem Pferd ein Mann oder eine Frau sitzt, ob er einen Samtmantel trägt oder einen Jutesack. Für sie ist es der Sankt Martin‘, meint Hilgers. (…)
Das sieht die Dormagenerin Diana Bartussek etwas anders. Zwar reitet auch sie im Martinsumzug voran, jedoch achtet die 34-Jährige darauf, nicht sofort als Frau erkennbar zu sein. ‚Ich trage ein Bischofskostüm mit Mitra und einem Bart‘, sagt die Erzieherin, die in einer Einrichtung in Grevenbroich arbeitet. (…) Seit drei Jahren mimt die Dormagenerin beim Umzug auf Hof Nixberg in Korschenbroich-Lüttenglehn den Martin. Der frühere Sankt Martin sei abgesprungen, gesucht wurde nach einem qualifizierten Ersatz. (…) . ‚Ich glaube schon, dass es für Kinder eine Rolle spielt, von wem der Sankt Martin gespielt wird. Ich möchte die Illusion aufrecht erhalten‘, sagt sie. ‚Ich winke den Kindern zu, rede aber nicht, so dass die männliche Rolle glaubhaft bleibt.‘
Dass zunehmend Frauen als ‚Sankt Martina‘ auftreten, sei gut nachvollziehbar, erklärt die Volkskundlerin Gabriele Dafft vom LVR in Bonn. ‚Auch Bräuche verändern sich‘, sagt die wissenschaftliche Referentin. Das sei Teil einer allgemeinen Entwicklung und passiere im Zuge der Emanzipation. In immer mehr Bereiche des Brauchtums - Maibaumsetzen oder Schützenvereine - dringen Frauen vor‘, erklärt Dafft. In der Kirche gebe es auch weibliche Messdiener. ‚Warum soll nicht auch eine Frau den Sankt Martin spielen?‘, fragt Dafft. Es handelt sich nicht um eine biblische Geschichte, sondern um eine Legende.
Doch der Trend hat sich bei weitem noch nicht überall im Land durchgesetzt. In Kempen etwa möchte der örtliche St-Martins-Verein nicht auf einen männlichen Reiter verzichten. ‚In der Geschichte ist es nun einmal so hinterlegt, dass St. Martin ein Mann war und keine Frau‘, sagt der Vereinsvorsitzende Heiner Wirtz. Der 73-Jährige organisiert seit 40 Jahren Umzüge in seiner Stadt. Eine Frau auf dem Sattel habe es in dieser Zeit noch nicht gegeben. Zwar werde in den Vorbereitungstreffen gelegentlich mal der Vorschlag gemacht, eine Frau zum St. Martin zu machen. ‚Aber dann wird darüber meistens herzlich gelacht und das Thema ist erledigt‘, berichtet Wirtz. Ähnliche Ansichten vertritt auch Willi Krämers aus Duisburg, der seit vielen Jahren Grundschulen ehrenamtlich bei der Organisation der Umzüge behilflich ist. ‚Die Tradition sollte bewahrt bleiben. Nur wenn sich kein Mann finden lässt, sollte man über eine Frau als St. Martin nachdenken.‘
Der Reitsport sei überwiegend weiblich geprägt - meist seien nur die Profis Männer - und deshalb falle es schwer, einen männlichen Freiwilligen zu finden, weiß Tanja Busch von der Jugend- und Behindertenhilfeeinrichtung Gestüt Moorbach in Radevormwald. (…).“ 3)