Radickestraße
Wilstorf, Rönneburg (1950), nach der Gärtnerfamilie Radicke aus Rönneburg. Sie betrieb dort seit 1899 eine Handelsgärtnerei.
Vor 1950 hieß die Straße Meckelfelder Straße In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Erzherzog-Karl-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städten erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Meckelfelder Straße und wurde dann umbenannt in Radickestraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Die Gärtnerei Radicke wurde 1895 von den Brüdern Franz und Hermann Radicke „als Kleinbetrieb in Langenbeck bei Harburg begründet [und] 1900 an den heutigen Standort verlegt.“ 1) Es wurden ausschließlich Marktpflanzen für den Hamburger Bedarf angebaut. „1929 trat der Sohn Carl Radicke als Mitinhaber ein, (…).“ 2)
Haus und Grundstück von Carl Radicke (5.1. 1898 Langenbeck/Krs. Harburg – 18. 9. 1974 Hamburg-Harburg) befand sich an der Meckelfelderstraße 5 und 26. 2 ½ ha wurden zum Gemüseanbau genutzt.
In der NS-Zeit gehörte Carl Radicke 1933 dem Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten) an, 1931-34 war er Mitglied im Reichsverband des Deutschen Gartenbaus, 1934-1937 Kreisfachwart der Kreisbauernschaft Harburg. Er gehörte div. Freizeitclubs an, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem Reichskriegerbund. 1939 erwarb er den Meistertitel als Gärtner, seit 1942 war er Vorsitzender der Saatbaugenossenschaft und aktives Mitglied mehrerer Berufsverbände.
Carl Radicke beschäftigte in seinem Betrieb Zwangsarbeiterinnen. Die Entnazifizierungskommission erhob im Februar 1947 keine Einwände gegen ihn, er galt als nicht belastet.
Durch Radickes Engagement kam es „schon 1946 zur Gründung eines Zentralverbandes des Gemüse-, Obst- und Gartenbaues (…) zwei Jahre später zu dem Zusammenschluss der nord- und süddeutschen Gartenbauverbände (…).“ 3)