Bei der Petrikirche
Altstadt (1843), nach der Lage zur Kirche, Namensherleitung Heiliger Petrus.
Siehe auch: Peterstraße
Es gibt Vermutungen, dass Petrus verheiratet gewesen sein soll. Jedoch ist das nicht belegt. Seine Frau soll Perpetua geheißen haben und schon vor ihm als Märtyrerin gestorben sein. Das Paar soll eine Tochter gehabt haben, die hl. Petronilla, die auch als Märtyrerin starb.
Über Perpetua schreibt Julia Martin auf „katholisch.de“ am 5.2.2019 in ihrem Artikel „Sieben Frauen: Gleichberechtigung im Hochgebet“: „Sieben weibliche Märtyrerinnen im Hochgebet? Wo denn? Tatsächlich ist die Nennung dieser Heiligen optional und wird kaum noch praktiziert. Und das, obwohl ihre Nennung schon seit dem 7. Jahrhundert für ‚Gleichstellung‘ zwischen Männern und Frauen sorgt. Im I. Hochgebet, dem Canon Missae oder Canon Romanus, finden sie sich traditionell nach der Wandlung im Rahmen der Eucharistiefeier. Die exakten Worte lauten: ‚Auch uns, deinen sündigen Dienern, die auf deine reiche Barmherzigkeit hoffen, gib Anteil und Gemeinschaft mit deinen heiligen Aposteln und Märtyrern: Johannes, Stephanus, Matthias, Barnabas (Ignatius, Alexander, Marcellinus, Petrus, Felicitas, Perpetua, Agatha, Luzia, Agnes, Cäcilia, Anastasia) und mit allen deinen Heiligen; wäge nicht unser Verdienst, sondern schenke gnädig Verzeihung und gib uns mit ihnen das Erbe des Himmels. Darum bitten wir dich durch unseren Herrn Jesus Christus.‘
Bis zur Liturgiereform 1970 wurde der Canon Romanus vom Priester still gebetet. Bis dahin war er auch das einzige Hochgebet im ‚Missale Romanum‘, dem Messbuch für den römischen Ritus. Das heutige Messbuch, das nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) üblich wurde, beinhaltet vier Hochgebete zur Auswahl und das erste wird relativ selten genutzt. Seit der 3. Ausgabe aus dem Jahr 2002 gibt es Hinweise, wann welches Hochgebet besonders geeignet ist. Hinzu kommt, dass die elf Heiligen, die in Klammern stehen, nicht immer genannt werden. Auffällig an den Geschichten der Martyrien der Frauen, die laut Legende überliefert wurden, ist, dass sie sich sehr ähnlich sind.
Felicitas und Perpetua
Felicitas und Perpetua gehören zu den ersten zuverlässig belegten Märtyrerinnen des Christentums. Ihre Geschichte hat Perpetua selbst in einem Tagebuch aufgeschrieben und Augenzeugen haben sie auch überliefert. Felicitas lebte im dritten Jahrhundert als Sklavin Karthago, im heutigen Tunesien. Am 7. März 202 starb sie gemeinsam mit ihrer Herrin Perpetua den Märtyrertod. Sie wurden verhaftet, weil sie sich auf die Taufe vorbereiteten. Mit ihnen kam auch Perpetuas einjähriger Sohn ins Gefängnis. Der Vater von Perpetua versuchte sie mit Gewalt, später mit Bitten, vom Christentum abzuhalten. Doch noch im Gefängnis empfingen Felicitas und Perpetua die Taufe. Felicitas brachte in Gefangenschaft eine Tochter zur Welt, die später von einer christlichen Familie aufgezogen wurde.
Sie wurden gefoltert und dann von Kaiser Septimius Severus bei einer Vorführung wilden Tieren vorgeworfen. Aber Felicitas und Perpetua überlebten. Die ‚Regeln‘ sahen vor, dass Überlebende erstochen werden sollten. Der Legende nach soll sich Perpetua schwer verletzt noch die Haare geordnet haben. Sie schritt erhobenen Hauptes zum Henker und half ihm, ihre Kehle zu durchbohren. Die Reliquien der beiden liegen heute in der Kirche St. Pater und Paul in Bochum, ihr Gedenktag ist der 7. März. (…).“ 1)
Petrus angebliche Tochter Petronilla, deren Gedenktag der 31. Mai ist, wird im Ökumenischen Heiligenlexikon wie folgt beschrieben: „Petronilla von Rom (…) war eine der frühchristlichen Märtyrerinnen in Rom. Petronilla wurde in den Katakomben der Domitilla beigesetzt; dort zeigt ein Wandbild aus dem 4. Jahrhundert, wie die Märtyrerin eine verstorbene Frau ins Paradies geleitet. Erstmals in der Leidensgeschichte von Nereus und Achilleus wird Petronilla als Tochter des Petrus bezeichnet; schon die vermutlich Ende des 2. Jahrhunderts in Kleinasien entstandenen apokryphen Petrusakten kannten eine - namenlose - Tochter von Petrus. Petronillas Sarginschrift AVR. PETRONILLAE FILIAE DULCISSIMAE, deutete das Buch der Päpste als von Petrus selbst verfasst mit der Bedeutung die Goldene, süßeste Tochter Petronilla; tatsächlich weist sie Petronilla als aus der Familie der Aurelier stammend aus: der Aurelier süßeste Tochter Petronilla. Legenden des 5./6. Jahrhunderts erzählen von Petronilla als Petrustochter. Sie war demnach lange krank und wurde von ihrem Vater geheilt. Sie verweigerte die Ehe und bat Gott um eine dreitägige Frist, da sie lieber sterben als ihrem Keuschheitsgelübde untreu werden wolle, empfing die Eucharistie und starb, wie sie es erbeten hatte, am dritten Tag. Schon im 9. Jahrhundert, so im Martyrologium des Usuard, wurde die Vaterschaft von Petrus als eine geistliche verstanden: er habe sie zum Zölibat ermuntert.“ 2)
In dem Eintrag „Die heilige Petronilla Jungfrau“ in „katholischglauben.info Katholische Kirche“ kommt auch der Aspekt der angedrohten Vergewaltigung durch den Freier, der sie unbedingt heiraten wollte zur Sprache: Petronilla wollte „lieber (..) sterben, als die Gott gelobte jungfräuliche Reinigkeit zu verlieren, sagte ihm, dass sie fest entschlossen sei, sich niemals zu verehelichen; weil aber Flaccus [so hieß der Freier, ein römischer Edelmann] nicht nachließ mit Schmeicheleien, Liebkosen und Versprechen, ja auch mit Drohungen, in sie zu dringen, und sie fürchtete, er könne gegen sie Gewalt brauchen: so verlangte sie, er wolle ihr nur drei Tage Bedenkzeit geben. Flaccus war mit dieser Antwort zufrieden. Petronilla aber, so wie sie sich von dieser Gefahr befreit sah, wendete sich durch Gebet an Christus, ihrem Bräutigam, demütigst bittend, er wolle sie nicht verlassen. Dieses Gebet setzte sie fort bis zum dritten Tag. Weil sie aber gewiss hoffte, Gott sie früher aus dieser Welt zu der himmlischen Hochzeit abrufen, als zulassen, daß ihr Gelöbnis in Gefahr käme, so bereitete sie sich zum Tode durch den Empfang der Heiligen Sakramente. Sie wurde in ihrer Hoffnung auch nicht enttäuscht; denn nach verrichteter Andacht legte sie sich zu Bett und beendigte duch einen ganz sanften Tod ihr unschuldiges, keusches Leben.“ 3)
Im Traunsteiner Tagblatt vom 31.5.2014 heißt es über Petronilla: „Petronilla war die Tochter des heiligen Apostels Petrus und seiner Ehefrau Perpetua. Als Petrus zum Apostel erwählt wurde, lebte er von diesem Augenblick an enthaltsam. Seine Frau und Tochter hingen mit innigster Liebe Jesu an. Da erkrankte Petronilla plötzlich an einem ruhrartigen Fieber und blieb Jahre lang leidend. Wiewohl der heilige Petrus nach dem Pfingstfeste so viele Kranke heilte - seine Tochter heilte er nicht. Darüber befragt, antwortete er: ‚Diese Krankheit ist meiner Tochter heilsam; sie nützt ihrer Seele als eine reinigende und stäkende Arznei, welche sie von Wunden heilt und vor Übeln bewahrt. Oder zweifelt ihr, dass der Name Jesu auch sie heilen kann?‘ Und er rief der Kranken zu: ‚Petronilla, stehe auf und bediene uns bei Tisch!‘ Sogleich erhob sich die Jungfrau frisch und gesund und bediente die Gäste. Doch bald wurde sie nach dem Ratschlusse Gottes von derselben Krankheit wieder befallen und ertrug die Leiden mit der vorigen Geduld und Ergebung. Nun belohnte Gott seine treue Dienerin, gab ihr die volle Gesundheit und schenkte ihr neue Gnaden. Um so eifriger diente sie Gott und half durch die Kraft des Glaubens auch vielen Leidenden. Petronilla reiste mit ihrer Mutter Perpetua nach Rom. Diese starb kurze Zeit vor dem heiligen Petrus als Martyrin; ihr Andenken wird am 4. November gefeiert. Petronilla weihte sich Gott durch das Gelöbnis der Jungfräulichkeit und verschied selig im Herrn den 31. Mai um das Jahr 80. Zu ihrer Ehre wurde in Rom eine Kirche erbaut und nach ihr benannt.“ 4)
Die amerikanische Feministin und Autorin Barbara Walker schreibt u. a. über Petrus: „Welchen Ursprung Petrus auch immer gewesen sein mag, er stand für die patriarchalische Opposition gegen das weibliche Prinzip, wie aus den gnostischen Evangelien hervorgeht, die später aus dem Kanon gestrichen wurden. Der Dialog des Erlösers stellt die heilige Hure Maria Magdalena über alle Apostel; im Evangelium der Maria heißt es, Christus habe sie am meisten geliebt und ihr eine geheime Offenbarung gegeben, die Petrus ihr habe entlocken wollen. In den Pistis Sophia erklärt Maria, sie wage es kaum, freimütig mit Jesus zu sprechen, da ‚Petrus mich zögern läßt; ich fürchte mich vor ihm, denn er haßt das weibliche Geschlecht.‘
Mittelalterliche Legenden deuten ebenfalls auf einen Antifeminismus Petri hin. Es hieß, Petrus habe eine Tochter gehabt, Petronella (Kleine Petra), die seiner Ansicht nach zu schön war, daher betete er zu Gott, er möge sie mit einer tödlichen Krankheit schlagen, und Gott erhörte sein Gebet. In der Lengenda Aurea heißt es, Petrus habe Frauen gefoltert, um ihnen die Teufel auszutreiben, und habe sie die Teufel ‚mit viel Blut‘ ausspeien lassen.“ 5)