Regerstieg
Bahrenfeld (1970): Max Reger (19.3.1873 Brand/Oberpfalz – 11.5.1916 Lepzig), Komponist.
Siehe auch: Ilse-Fromm-Michaels-Weg
Siehe auch: Regerstraße

„Max Reger war der Sohn des Dorfschullehrers Joseph Reger und seiner Ehefrau Philomena, geborene Reichenberger. (…) Er erhielt schon früh musikalische Unterweisung. Nach einem Besuch der Bayreuter Festspiele 1888 beschloss er gegen den Wunsch seines Vaters, Musiker zu werden.
Er studierte an den Konservatorien in Sonderhausen (…) und in Wiesbaden (…). Am Wiesbadener Konservatorium fand er eine Anstellung als Lehrer für Klavier und Orgel. Infolge seiner Militärdienstzeit und beruflicher Rückschläge erlitt er einen nervlichen und physischen Zusammenbruch. 1898 holte ihn seine Schwester Emma hochverschuldet, alkoholabhängig und krank ins Elternhaus zurück. (…) Wieder zu Hause steigerte sich Regers musikalische Tätigkeit enorm. 1901 siedelte er nach München um, (…). 1902 heiratete Reger die geschiedene Protestantin Elsa von Bercken, [25.10. 1870 Kolberg – 3.5.1951, in erster Ehe von 1887 bis 1899 verheiratet mit dem Offizier Ernst von Bercken, R. B.], die er schon 1893 in Wiesbaden [als sie bei ihm Gesangsunterricht nahm, R. B.] kennengelernt hatte, aber erst in München wiedertraf.“ 1)
Elsa Reger war die Tochter von Augusta Karoline Josepha Marie Theresia Fanny Olga, geborene Reichsfreiin von Seckendorff-Aberdar und des Hauptmanns Ernst Hugo Robert von Bagenski. Im Alter von 21 Jahren heiratete sie, die als „höhere Tochter“ keine Berufsausbildung erhalten hatte, 1891 den sieben Jahre älteren, späteren preußischen Generalmajor Franz von Bercken. Acht Jahre später, 1899, ließ sie sich von ihm scheiden.
Swantje Koch-Kanz schreibt in der Datenbank fembio über Elsa Regers Leben mit Max Reger: „Es war und blieb eine Mesaillance, als sich die 32jährige protestantische und geschiedene Offizierstochter Elsa von Bagenski, geschiedene von Bercken, 1902 von dem langjährigen Liebeswerben des fast drei Jahre jüngeren katholischen und mittellosen Lehrersohnes Max Reger erweichen ließ. Sie wußte von seinen Depressionen, von seiner hohen Schuldenlast, der auch finanziellen Abhängigkeit von seiner Familie, seinen Ängsten, Arbeitsstörungen und Alkoholproblemen, den Ansprüchen an ihre Bescheidenheit, Duldsamkeit und Opferbereitschaft.
14 Jahre hat diese Ehe gedauert. So lange hat Elsa, trotz vieler Krankheiten und oft bis zur Selbstaufgabe, ihren ‚Herrenmenschen‘ gestützt, ihm den Haushalt geführt, die beiden Adoptivtöchter [Marie-Marta Heyer (geb. 1905, adoptiert 1907) als Christa Reger und später Selma Charlotte Meinig als Lotti Reger (geb. 1905], großgezogen, sieben Umzüge bewältigt, Schüler ‚wie Kinder‘ aufgenommen, ihm Konzertprogramme ausgearbeitet und ihn auf vielen Tourneen begleitet, Korrespondenz erledigt und ihm die Verwirklichung seiner immer ehrgeizigeren beruflichen Pläne und das schier überwältigende Arbeitspensum ermöglicht, in das er sich zwanghaft ‚retten‘ mußte. Außerdem galt es, die oft peinlichen Folgen des Grundgefühls von sozialer Unterlegenheit (natürlich auch ihr gegenüber) auszuhalten.
‚Gut‘ ging das immerhin etwa 4 Jahre lang. Doch Regers Empfindlichkeit, Überheblichkeit, Ehrsucht und Aggressivität nehmen zu, sein Flucht- und Suchtverhalten wird immer deutlicher, und Elsa sieht sich, um z. B. die Alkoholexzesse und den sich beschleunigenden gesundheitlichen Niedergang nur etwas einzudämmen, zu immer größerer Strenge gezwungen. Sie fühlt sich an das gemeinsame Ziel des künstlerischen Erfolges gebunden und hält zu ihm. Sogar auf Kosten der Töchter, die die Vernachlässigung nie verwinden.“ 2)
Nach dem plötzlichen Tod von Max Reger 1916 wurde Elsa Reger die Nachlassverwalterin ihres Mannes. „Sie beteiligte sich an der Gründung einer Max-Reger-Gesellschaft, veranstaltete eigene Musikfeste und gründete ein Reger-Archiv. Dem Gedenken des großen Wegbereiters in der neuen Musik widmete sie das Buch ‚Mein Leben mit und für Max Reger‘ (1930); auch seine Briefe gab sie heraus und bereitete die Gesamtausgabe seiner Werke vor.“ 3) Sie gründete auch die Elsa-Reger-Stiftung und das Max-Reger-Institut (1947).
Elsa Reger, so Teresa Fischer in ihrer Biografie über Elsa Reger: „stilisierte sich selbst als Komponistenwitwe, (…). Sie unterschrieb jegliche Korrespondenz mit ‚Frau Max Reger‘ und ließ sich von seinen Schülern, Freunden und Bekannten ‚Reger-Mutter‘ nennen, (…). Sie betonte vielfach die Bedeutung ihrer Rolle als legitime Nachlassverwalterin und trat durchaus selbstbewusst auf, wofür sie zum Teil stark kritisiert wurde, u. a. mit dem Vorwurf, sie stelle ihre eigene Person zu sehr in den Vordergrund. Zudem neigte sie stets dazu, ihren Mann, sich selbst und ihre Ehe zu idealisieren, indem sie alle negativen Aspekte der gemeinsamen Geschichte unerwähnt ließ bzw. in ihren Erzählungen abänderte. Der heutige Forschungsstand lässt tatsächlich erkennen, dass sowohl die Briefedition von 1928 als auch Elsa Regers ‚Erinnerungen‘ aus wissenschaftlicher Sicht erhebliche Mängel aufweisen. Die veröffentlichten Briefe Max Regers wurden teilweise umdatiert oder nur ausschnittweise veröffentlicht, so dass sie in vielen Fällen ein falsches Bild des Briefverfassers vermitteln (…) Elsa Regers ‚Erinnerungen‘ sind äußerst subjektiv, wobei sie dies selbst thematisierte und jeden wissenschaftlichen Anspruch von sich wies (…). Das größte Problem an ihrer Autobiographie ist allerdings nicht, dass sie Begebenheiten aus subjektiver Sicht schilderte und (womöglich bewusst) zu ihren Gunsten veränderte, sondern dass sie sehr genaue Zeitangaben und Datierungen vornahm, die aber erwiesenermaßen fehlerhaft sind. (…)
In den Publikationen spiegelt sich ihr Rollenbild, das sie selbst entwarf und das zugleich ihrer Zeit entsprach: sie zeigt sich darin als perfekte Komponisten-Frau und -Witwe, die ihr gesamtes Leben mit absoluter Hingabe in den Dienst ihres berühmten Mannes stellt (…).“! 4)