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nach Personen benannt

Reinheimerweg

Iserbrook, seit 1953, benannt nach Sophie Reinheimer (20.7.1874 Brüssel – 9.10. 1935 Hofheim/Taunus), Kindergärtnerin, Kinderbuchautorin. Erste Autorin des neugegründeten Kinderbuchverlages Friedrich Schneider


Ihr Vater Josef Adolph Christian Reinheimer (1842–1910), von Beruf Kunstmaler, besaß eine Fabrik zur Produktion von Brüsseler Spitzen. Verheiratet war er mit der Frankfurterin Sofie Elise van der Heyden (1850–1915), Tochter eines Mode-Kaufmannes und Perückenmachermeisters. 1878 zog die Familie nach Leipzig, zehn Jahre später nach Frankfurt am Main.

In Leipzig hatte sich Sophie Reinheimer, die noch eine zwei Jahre jüngere Schwester hatte, mit den Töchtern des Verlagsbuchhändlers Carl Reissner angefreundet. Dieser gab einen der Briefe von Sophie, die sie an seine Kinder geschrieben hatte und dessen Inhalt von Puppen und Spielen handelte, in einer Zeitschrift heraus – das erste Gedruckte von Sophie Reinheimer, die von Geburt an kränkelte. Sie selbst beschrieb sich einmal als „armes, gebrechliches Großstadtkind“. 1)

Sophie Reinheimer liebte Vögel, Blumen, Bäume, Sonne, Natur. „Ihre wahren Seelenverwandten sieht [sie] in den Kindern, die gleich ihr in einer Welt leben, ‚in der es noch Einfalt, frische, rosa Brillen und fröhliche Märchengläubigkeit‘ gibt.“ 2)

Sophie Reinheimers Berufswunsch lag nahe: Sie wollte Kindergärtnerin werden. Ihre Eltern hatten wegen der zarten Konstitution ihrer Tochter jedoch starke Bedenken. Dennoch setzte Sophie Reinheimer ihren Berufswunsch durch und begann 1898 eine Kindergärtnerinnenausbildung am Fröbelschen Kindergärtnerinnen-Seminar in Frankfurt am Main. Nach dem Ausbildungsabschluss arbeitete sie einige Jahre im Seminar und in Privathaushaltungen. Aber ihre körperliche Konstitution ließ dies nicht lange zu. Es folgten zahlreiche Kuraufenthalte, bis die 28-jährige Sophie Reinheimer sich schließlich – unter einer rheumatischen Erkrankung leidend und wegen ihres labilen psychischen Gesundheitszustands – in die Kurklinik von Sanitätsrat Dr. Max Schulze-Kahleyß in Hofheim am Taunus begab.

1907 erschien ihr erstes Kinderbuch „Von Sonne, Regen, Schnee und Wind und anderen guten Freunden“. 1913 begann die langjährige Zusammenarbeit mit dem Franz Schneider Verlag, dessen Ziel es war, Kindern kindgerechte Bücher anzubieten. Sophie Reinheimer schrieb märchenhafte Erzählungen. Durch sie sollte dem kleinbürgerlichen Stadtkind des Industriezeitalters die Natur nahegebracht werden. Insgesamt erschienen von ihr ca. 40 Bücher in einer Gesamtauflage von mehr als fünf Millionen Exemplaren. Besonders in den 1920er- und 1930er-Jahren waren ihre Kinderbücher sehr beliebt.

Wegen ihrer Erkrankung konnte Sophie Reinheimer keine weiten Reisen unternehmen und keine großen Gesellschaften abhalten. Sie hatte aber einige beste Freundinnen.

Nach dem Tod der Eltern gerieten die beiden Schwestern Sophie und Marie, die zusammen lebten, in finanzielle Schwierigkeiten und mussten einen Teil ihres geerbten Besitzes verkaufen.

Ihre letzten Lebensjahrzehnte verbrachte Sophie Reinheimer mit ihrer Schwester in Hofheim. Dort lebten sie seit 1924 in einer Dachstube im Alten- und Pflegeheim Marienheim, betreut von den dortigen Schwestern. 1925 schloss die Stadt Hofheim mit den Schwestern Reinheimer einen Versorgungsvertrag. Danach übernahm die Stadt die Versorgung der Schwestern und erhielt als Gegenleistung deren Besitz.

1926 wurde Margarete Hilsboe Sophie Reinheimers Reisebegleiterin. Gemeinsam mit der Schwester Marie unternahmen die drei trotz Sophie Reinheimers Gebrechlichkeit beispielsweise Fahrten in den Schwarzwald und in den Rheingau. Sophie Reinheimer besuchte Veranstaltungen und Jahrmärkte und besonders Radrennen. Auch nahmen die Schwestern noch die Strapazen eines Umzuges aus dem Marienheim in eine Wohnung in der Hofheimer Mainstraße auf sich.

Befreundet war Sophie Reinheimer auch mit der Puppenherstellerin Käthe Kruse, von der sie auch zwei Puppen besaß.

Als ihre Erkrankung es ihr immer weniger erlaubte, das Haus zu verlassen, pflegte Sophie Reinheimer noch weiter Kontakte und Freundschaften. So wurde sie von Mädchengruppen besucht, denen sie Geschichten erzählte. Als Gegenleistung spielten die Mädchen der Schriftstellerin Kaspertheater vor. Nachbarjungen führten den Hund Gassi und erledigten für einige Bonbons kleine Besorgungen.

Nach dem Tod von Sophie Reinheimer wurde die Mainstraße nach ihr umbenannt. Die Schwester Marie zog nach Frankfurt am Main, wo sie 1952 verstarb.

„Die letzte Veröffentlichung von Sophie Reinheimers Märchen erscheint 1990 im Schneider-Verlag mit dem Titel ‚Meine Märchenwelt‘. Aufgrund fehlender Nachfrage gibt es jedoch keine weiteren Auflagen mehr.“ 3)