Rembrandtstraße
Wilstorf (1928): Rembrandt Harmensz van Rijn (15.7.1606 Leiden – 4.10.1669 Amsterdam), niederländischer Maler des Barock. Mätresse war Hendrikje Stoffels.
In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Kärtner Straße (Motivgruppe: Großdeutschland Länder, Orte, Flüsse und Berge in Österreich, Helden und Opfer der Bewegung und des volksdeutschen Gedankens in Österreich; Sudeten- und Karpatendeutschtum, Industrielle und Industrie. Sächsische Herrschergeschlechter. Harburger Persönlichkeiten, Flurnamen) umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bei Rembrandtstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38. Anlage 2. Große Umbenennung von 1938. Die neu vorgeschlagenen Straßennamen nach Stadtteilen geordnet unter Angabe der verwendeten Benennungsmotive)

Rembrandt „gilt als einer der bedeutendsten und bekanntesten niederländischen Künstler des Barock. (…). 1) Er war der Sohn von Neeltgen van Riyn, geb. Willemsdochter van Zuytbrouck, einer Bäckerstochter und des Müllers Harmen Gerritszoon van Rijn, und besuchte, nachddem er von 1612 bis 1616 die Grundschule absolviert hatte, eine calvinistische Lateinschule und studierte nach achtjähriger Schulzeit kurz an der philosophischen Fakultät in Leiden. Nach Abbruch dieses Studiums ließ er sich als Maler ausbilden, u. a. bei Pieter Lastmann in der Historienmalerei. 1625 eröffnete er in Leiden sein erstes Atelier. Er betätigte sich als Maler, Radierer und Zeichner und bildete Künstler aus. Rembrandt hatte Erfolg und zog 1631 nach Amsterdam. „Dort kaufte er sich bei dem Kunsthändler Hendrick van Uylenburgh ein, der eine große Werkstatt besaß, in der Kopien hergestellt und Restaurierungen durchgeführt wurden.“ 2) Rembrandt wurde „zu einem gefeierten Künstler (…). Trotzdem litt er zeitweise unter erheblichen finanziellen Problemen, ging 1656 in Insolvenz und starb in Armut.“ 3)
Rembrandts Ehe- und Liebesleben

Im Alter von 28 Jahren heiratete Rembrandt 1634 Saskia van Uylenburgh [2.8.1612 – 14.6.1642], die Nichte seines Kunsthändlers Henrick van Uylenburgh. Ihre Mutter war Sjoukje van Uylenburgh, geb. Aessinga (1564–1619) und entstammte einer angesehenen friesischen Familie. Ihr Vater hieß Rombertus Uylenburgh, ehemaliger Bürgermeister von Leewarden. Saskia van Uylenburgh war also eine Patriziertochter und stand damit gesellschaftlich höher als der Künstler Rembrandt. Sie brach mit den gesellschaftlichen Konventionen und heiratete „unter ihrem Stand“.
Das erste Kind des Paares wurde im Dezember 1635 geboren und starb nach wenigen Monaten. „1636 zog das Ehepaar, das bis dahin (…) beim Kunsthändler Uylenburgh gewohnt hatte, in die Nieuwe Doelenstraat um. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit handelte Rembrandt dort mit Kunstwerken und baute eine Sammlung von historischen und wissenschaftlichen Objekten, Pflanzen und Tieren sowie Exotika (Gegenständen aus fernen Ländern wie Indien) auf.“ 4)
Im Wikipediaeintrag zu Saskia van Uylenburgh heißt es: „Saskia bildete für Rembrandt eine Quelle der Inspiration. Sie stand für Gemälde wie Saskia als Flora und Zeichnungen Modell, jedoch nie für ein konventionelles Porträt. Stets erschien sie in einer Rolle – als Göttin, Sagenfigur aus der klassischen Mythologie oder biblische Frauengestalt. Die amerikanische Kunsthistorikerin Stephanie S. Dickey spricht in diesem Zusammenhang von einer ‚Vereinigung von Liebe, Kunst und Kommerz‘.“ 5)

„1638 verklagte Rembrandt die Verwandten seiner Frau in einem Beleidigungsprozess, weil diese ihr Verschwendung vorgeworfen hatten. Diesen Vorwurf begründeten die Verwandten Saskias damit, dass ihr Erbe von etwa 40.000 Gulden nahezu aufgebraucht war. Ebenfalls in diesem Jahr wurde seine erste Tochter namens Cornelia geboren (…).
Rembrandt kaufte am 5. Januar 1639 ein neues Haus in der Breestraat, in dem sich heute das Museum Het Rembrandthuis befindet. (…) 1640 war für Rembrandt durch zwei Schicksalsschläge gekennzeichnet: Seine zweite Tochter, die am 29. Juli auf den Namen Cornelia getauft worden war, verstarb kurz darauf. Nur einen Monat später starb auch die Mutter Rembrandts. (…) Sein zweiter Sohn Titus wurde am 22. September 1641 getauft. (…).“ 6)
Neun Monate später, am 14. Juni 1642, verstarb Rembrandts Ehefrau Saskia. In ihrem Testament hatte sie bestimmt, „dass Rembrandt im Falle einer erneuten Heirat sofort die Hälfte ihres gemeinsamen Vermögens an Titus überschreiben müsse. Sollte Titus sterben, würde das Erbe Saskias Verwandten zufallen. Diese Bestimmung dürfte Rembrandt in seiner Entscheidung beeinflusst haben, nie mehr zu heiraten.“ 7)
Das „große Doppelporträt in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, das Rembrandt in der Rolle des Verlorenen Sohnes im Bordell zeigt und die auf seinem Schoß sitzende Saskia als Kurtisane“ 8), und welches zu Anfang seiner Ehe mit Saskia entstand, und – so die US-Kunsthistorikerin H. Perry Chapman - „als ironischer Kommentar Rembrandts zu seinen eigenen sozialen Ambitionen“ 9) interpretiert werden kann, wurde von Rembrandt im Jahr des Todes seiner Frau überarbeitet: „Das reiche altertümliche Gewand lässt sie wie eine Figur aus längst vergangener Zeit erscheinen, der aktuellen Zeit enthoben, verklärt in eine andere Welt. (…) Die Hinzufügung der Hutfeder kann ein Hinweis auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens sein, als ein deutliches Zeichen des beendeten Lebens erscheint aber die Pflanze in ihren Händen: Die dünnen Blätter erinnern am ehesten an Rosmarin, der ein Zeichen ehelicher Treue, aber auch des ewigen Gedenkens ist. Auf niederländischen Totenbildnissen findet man ihn auf der Bettdecke liegen oder in den Händen der Verstorbenen. Damit wird das Kasseler Porträt der Saskia zu einem privaten Erinnerungsbild Rembrandts an seine verstorbene Frau.“ 10)
Die Trauer um seine verstorbene Frau führte zu einer geringeren Produktivität bei Rembrandt. „Zudem identifizierte er sich stark mit seiner Vaterrolle und kümmerte sich in besonderem Maße um seinen Sohn Titus. Seine familiäre Situation griff Rembrandt auch in Kunstwerken auf, wie etwa in der Zeichnung, die einen Mann beim Füttern eines Kindes zeigt. Damit sie ihn im Haushalt entlastete, holte er Geertje Dircx [um 1610 – 1656] zu sich, die ein besonders enges Verhältnis zu Titus entwickelte.“ 11)
Über Geertje Dircx heißt es in Wikipedia: „Geertje Dircx wurde um 1610 in der nordholländischen Stadt Edam in bescheidenen Verhältnissen geboren. Ihr Vater war Schiffszimmermann. Als junge Frau arbeitete sie zunächst in einem Gasthaus in der Seefahrerstadt Hoorn. Dort lernte sie den Schiffstrompeter Abraham Claeszoon kennen und heiratete ihn. Wie viele Seemannsfrauen wurde sie jedoch schon bald Witwe. Danach trat sie eine Stellung als Haushälterin in Hoorn an. Um 1642 wechselte sie nach Amsterdam in den Haushalt Rembrandts. Dieser war zu dieser Zeit ein berühmter und wohlhabender Künstler. Seine Frau Saskia Uylenburgh war im Juni 1642 gestorben und hatte ihn mit dem kleinen Sohn Titus van Rijn zurückgelassen. Geertje wurde dessen Amme. Schon bald entwickelte sich eine Liebesbeziehung zu Rembrandt. Er schenkte oder lieh ihr sogar Saskias Schmuck. 1648 bestimmte Geertje den sechsjährigen Titus zu ihrem ‚einzigen Universalerben‘. Wenig später beendete Rembrandt jedoch die Beziehung zu ihr, weil er ein Verhältnis mit seinem Dienstmädchen Hendrickje Stoffels begann. Diese war ungefähr 16 Jahre jünger als Geertje. Geertje zog daraufhin aus und verklagte Rembrandt, weil er ihr die Ehe versprochen und dies nicht eingehalten habe. Der Maler versuchte, eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. Er sagte ihr eine jährliche Unterhaltszahlung von 160 Gulden zu. Doch kurz vor der geplanten Vertragsunterzeichnung machte Geertje ihm eine Szene und schrie ihn in Anwesenheit des Notars an, dass dieser Betrag nicht ausreichend sei. Nun wurde die Angelegenheit von der ‚Huwelijkskrakeelkamer‘, der Kammer für Ehekrach, entschieden. In einer Anhörung am 23. Oktober 1649 erklärte Geertje vor den Richtern, ‚dass der Vorgeladene diverse Male mit ihr geschlafen hat‘. Deshalb verlange sie, dass er sie entweder heirate oder für ihren Unterhalt aufkomme. Das Gericht verurteilte Rembrandt zu einer jährlichen Unterhaltszahlung von 200 Gulden. Geertje musste sich im Gegenzug verpflichten, Titus nicht zu enterben und ihm später auch den gesamten Schmuck zu vermachen, den sie von Rembrandt bekommen hatte. Stattdessen verpfändete sie jedoch einen Teil der Wertsachen. Daraufhin war Rembrandt so wütend, dass er ihren Bruder Pieter Dircx bestach und gemeinsam mit ihm belastende Zeugenaussagen gegen Geertje sammelte. [eine boshafte Intrige, um der Alimentation von 200 Gulden im Jahr für Geertje zu entkommen. Rembrandt ließ sie der Hurerei bezichtigen.] Dies führte dazu, dass sie 1650 zur Einweisung in das Frauengefängnis von Gouda verurteilt wurde. Für die Kosten ihrer Festnahme und Überstellung kam Rembrandt auf. Er finanzierte auch ihren Aufenthalt in dem sogenannten Spinnhaus. In dem Gefängnis vegetierte Geertje unter entsetzlichen Bedingungen dahin. Fünf Jahre später gelang es jedoch ihrer Freundin Trijn Jacobs, ihre Freilassung zu erreichen. Die einfache Witwe verhandelte dafür erfolgreich mit dem Stadtrat von Gouda. Rembrandt drohte ihr mit den Worten, das werde ihr ‚noch leid tun‘, und versuchte ebenfalls, den Stadtrat auf seine Seite zu ziehen, aber Trijn Jacobs setzte sich durch. Obwohl Geertje krank war, begann sie mit dem Sammeln von Zeugenaussagen, um Rembrandt zu verklagen. Der mittlerweile hoch verschuldete Künstler rüstete sich gleichfalls für den Prozess. Geertje erlebte noch, wie Rembrandt Konkurs anmelden musste, doch kurz danach starb sie. Ihr Biograf Christoph Driessen urteilt: ‚Die Hartnäckigkeit, mit der sie den viel einflussreicheren Rembrandt bekämpfte, nötigt Respekt ab.‘“ 12)

Die dritte Lebensgefährtin von Rembrandt war Hendrickje Stoffels.
Über sie heißt es in Wikipedia: „Hendrickje Stoffels wurde 1626 in Ramsdorf als Tochter von Stoffel Stoffelse, auch Jegers/Jaegher genannt († 1646), und Mechteld Lamberts († ca.1661) in eine Soldatenfamilie geboren. Das Ehepaar hatte noch fünf weitere Kinder und siedelt nach Bredevoort um, wo die väterliche Garnison stationiert ist. Nach dem Tod des Vaters heiratete die Mutter erneut. Hendrickje Stoffels ging 1647 oder 1648 nach Amsterdam. Sie wurde die Haushälterin Rembrandts in der Sint-Anthonisbreestraat (heute Jodenbreestraat), später seine Lebensgefährtin und Mutter einer gemeinsamen Tochter. Nachdem 1650 Geertje Dircx (1610/15–ca.1656), die Amme von Rembrandts Sohn Titus, den Haushalt verlassen musste, wurde Hendrickje Titus' Ziehmutter. Im Jahre 1654 wurde Hendrickje Stoffels mehrfach vor den Rat der Reformierten Kirche geladen und der Hurerei angeklagt, da sie von Rembrandt ein Kind erwartete ohne mit ihm verheiratet zu sein. Im selben Jahr fand die Taufe der neugeborenen Tochter Cornelia (1654–1684) in der Oude Kerk statt. Rembrandt konnte die Raten für das Haus nicht mehr aufbringen und meldete 1656 Konkurs an. Die Wertsachen wurden inventarisiert und zusammen mit dem Haus versteigert. Die Familie zog kurz darauf in die Rozengracht um. 1660 gründeten Hendrickje und Titus eine Kunsthandlung, die auf die Werke Rembrandts spezialisiert war. Rembrandt selbst wurde als Angestellter geführt, damit die Einkünfte durch den Verkauf der Werke nicht an die Gläubiger des Malers weitergeben werden mussten. Hendrickje und Titus waren, rein formal betrachtet, seine Vorgesetzten. Nach der Gründung dieser Firma stellte Rembrandt auffällig viele Gemälde fertig. Möglicherweise hatte dies damit zu tun, dass Hendrickje ihn tatkräftig unterstützte. Hendrickje Stoffels starb 1663 vermutlich an der Pest und wurde in der Westerkerk in Amsterdam beigesetzt. Ein Jahr später bezeichnete Rembrandt sie in einem Dokument als seine ‚selige Ehefrau‘. Dies deutet darauf hin, dass er sie als seine De-facto-Ehefrau betrachtete, auch wenn sie offiziell nicht verheiratet waren. Umgekehrt hatte auch sie sich 1661 als seine Ehefrau bezeichnet. Wie auch Rembrandts erste Frau (…) und Geertje Dircx, stand Hendrickje Stoffels dem Maler für zahlreiche Werke Modell. In manchen kann sie aber nicht eindeutig identifiziert werden.“ 13)