Riechelmannweg
Wilhelmsburg (1975): nach dem Hof von Johann Hinrich Konrad Riechelmann (1794-19.2.1876), Kantor in Wilhelmsburg, Landtagsabgeordneter in Hannover, Begründer der Lehrervereinigung an der Elbe.
Riechelmann war in Wilhelmsburg als erster Schullehrer tätig. Außerdem gründete er mit anderen Lehrern 1843 den Lehrerverein „An der Elbe“ und bewirtschaftete auch noch seinen Hof. Darüber hinaus betätigte sich Riechelmann politisch
1838 erhielt er den Titel Kantor. Über Riechelmann schreibt Ernst Reinstorf: „Im Jahr 1820, regte Riechelmann die Eindeichung der Harburger Schweineweide an, die 1851 auch ausgeführt wurde. Am 21. März 1832 wurde Riechelmann als Bauer (er hatte durch seine Frau [Anna Margaretha Becker, R. B.], die Tochter des Vogts Becker in Kirchdorf, hier einen Hof erheiratet) einstimmig als Wahlmann für die Wahl eines Vertreters zur 2. Kammer gewählt. [Wilhelmsburgs Wahlen zu den allgemeinen hannoverschen Landesversammlungen 1831 bis 1849]. Am 10. Februar 1838 wurde Riechelmann im 1. bäuerlichen Wahlbezirk des Fürstentums Lüneburg einstimmig als Deputierter in die 2. Kammer gewählt, was möglich war, da sein Hof einen Reinertrag von mindestens 300 Taler hatte. (…).“ 1)
Der Generalsuperintendent Breiger in Harburg war damit gar nicht einverstanden und so schrieb er am 17. Februar 1838 an das Konsistorium: ‚Es ist mir keineswegs lieb zu berichten, dass der erste Schullehrer zu Wilhelmsburg, Riechelmann, von den Landleuten im Lüneburgischen zum Deputierten in die Ständeversammlung erwählt ist. Riechelmann muss jetzt Urlaub haben. So sehr ich gewünscht hätte, dass die Landleute nicht einen Schullehrer gewählt hätten, so bedenklich schien es mir doch, Hindernisse in den Weg zu legen und die schon mit der heutigen Post notwendige Abreise des Erwählten zu inhibieren“.2)
Das Konsistorium und Generalsuperintendent Breiger befürchteten, dass solche Nebentätigkeiten nachträglich für die Ausübung des Lehrerberufes seien. Als Riechelmann 1839 erneut gewählt wurde und deshalb wieder um Urlaub bitten musste, wurde Breiger noch deutlicher und schrieb an das Konsistorium: „‘Wäre es in meiner Macht gewesen, so würde ich die Wahl verhindert haben und würde ihm auch den Urlaub versagen, wenn ich nicht fürchten müsste, dann in irgend einer Zeitung als arroganter Feind der Konstitution genannt zu werden.‘
Das Konsistorium verfügte darauf am 24. Januar 1839: ‚Da die Erfahrung es bestätigt hat, dass ohne Nachteil für den Dienst eine lange Abwesenheit des Schullehrers zumal in der Zeit vor Ostern nicht stattfinden kann, so sehen wir uns genötigt, dem Kantor Riechelmann den erbetenen Urlaub zu verweigern.‘ (…) Daraufhin trat der Kantor Riechelmann, der bereits nach Hannover abgereist war, als Deputierter zurück.“ 3)
In den folgenden Jahren wurde Riechelmann immer wieder zum Deputierten gewählt, und immer wieder ging es deshalb um die Bewilligung von Urlaub, damit Riechelmann in Hannover seinen politischen Geschäften nachgehen konnte. In dieser Zeit wurden ihm die Urlaube bewilligt.
„Zum 1. Oktober 1852 wurde Riechelmann zum Amtsgehülfen in Wilhelmsburg ernannt und gab deshalb seine Schulstelle auf. 1854 wurde er nach Rethem versetzt, kehrte aber 1867 als Pensionär nach Wilhelmsburg zurück.“ 4)