Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Riemenschneiderstieg

Bahrenfeld (1947): Tilman Riemenschneider (um 1460 Heiligenstadt – 7.7.1531 Würzburg), Bildschnitzer, Bildhauer.


Vor 1947 hieß die Straße Lohweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Riemenschneiderstieg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1947 bei Lohweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Tilman Riemenschneider gilt als „der bedeutendste Bildschnitzer und Bildhauer der deutschen Spätgotik. Er betrieb zwischen 1485 und 1531 in Würzburg eine große Werkstatt. Seine Arbeiten lieferte er bis über die Stadtgrenzen hinaus nach Franken. Zu Riemenschneiders bekanntesten Werken zählen die geschnitzten Flügelaltäre in Münnerstadt, Rothenburg und Creglingen. Er schuf Steinfiguren für die Marienkapelle in Würzburg, das Bamberger Kaisergrab sowie die Grabdenkmäler der Fürstbischöfe Rudolf von Scherenberg und Lorenz von Bibra im Würzburger Dom.“ 1)
Tilman Riemenschneider war der Sohn von Tile (Tilman d. Ä.), Münzmeister in Osterode und von Margarete, deren Nachname nicht bekannt ist.

Um 1473 erlernte er das Bildhauer- und Bildschnitzerhandwerk. 1483 wurde er in Würzburg als Malerknecht in die Sankt-Lucas-Gilde der Maler, Bildhauer und Glaser aufgenommen.

1485 heiratete er, der damals noch Geselle war, Anna Uchenhofer (gestorben vor 24.2.1495), verwitwete Schmidt, die Witwe eines Goldschmiedemeisters. Durch die Heirat mit einer in Würzburg Ansässigen konnte er die Würzburger Bürgerrechte erwerben und Meister werden. „Dieser Weg des gesellschaftlichen Aufstiegs war im Spätmittelalter üblich. Die starre Zunftordnung ließ Ortsfremden oft gar keine andere Möglichkeit, in die Reihen der einheimischen Handwerksmeister aufgenommen zu werden. Außer Status und Vermögen, unter anderem den ‚Hof zum Wolfmannszichlein‘ in der Franziskanergasse, brachte Tilman Riemenschneiders erste Ehefrau drei Söhne in die Ehe mit. Sie starb nach fast zehn Ehejahren und hinterließ ihm eine gemeinsame Tochter.“ 2)

Durch die Heirat wurde Tilman Riemenschneider in die Lage versetzt, sich eine eigene Werkstatt im Haus, das seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte, einzurichten, außerdem seine Werkstatt mit Lehrknaben und Gesellen zu führen, denn die Heirat war die Voraussetzung für die Aufnahme und die Versorgung der bei Riemenschneider wohnenden Lehrlinge und Gesellen. Die Versorgung übernahm die Ehefrau des Meisters.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Tilman Riemenschneider1497 Anna Rappolt, Auch sie brachte ein Haus (Haus hinter der Münze) mit in die Ehe. Das Paar bekam eine Tochter und drei Söhne. Tilmans zweite Ehefrau starb nach neunjähriger Ehe im Jahr 1506/1507.

Ein Jahr nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete er 1507 Margarete Wurzbach, Witwe eines Schmiedes, die ein Haus und ein Grundstück in die Ehe einbrachte. Nachdem auch diese verstorben war, heiratete er um 1520 „Margarete, Witwe des Kilian Thurner (…), die ihn überlebte.

Im November 1504 wurde Tilman Riemenschneider in den Unteren Rat der Stadt Würzburg berufen, dem er danach über 20 Jahre angehörte. Er bekleidete in dieser Funktion die Ämter eines Baumeisters und Fischereimeisters sowie eines Pflegers und Vermögensverwalters der Würzburger Marienkapelle. Viermal wurde Riemenschneider in den übergeordneten bischöflichen Oberrat entsandt. Hier vertrat er gegenüber dem Bischof und den Domherren die Interessen der Stadt.

Durch die öffentlichen Ämter und Privilegien als Ratsherr mehrte er nicht nur sein gesellschaftliches Ansehen, sondern erlangte auch viele große, lukrative Aufträge. 1520/1521 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Dieses Amt übte er bis 1524 aus.“ 3)

1525 wurde er – wie es in der Allgemeinen Deutschen Biographie aus dem Jahre 1910 heißt: „in den allgemeinen Strudel des Bauernkrieges hineingezogen. Die Antheilnahme der Würzburger Bürger scheint allgemein auf Seiten der Aufständischen gewesen zu sein. Wahrscheinlich hofften sie auch, ihr Gemeinwesen von der geistlichen Herrschaft zu lösen und zur freien Reichsstadt zu erheben. (…) Als (…) der Bischof endgültig gesiegt hatte und unerbittlich Gericht hielt, wurde unter 70 Bürgern neben anderen Mitgliedern des Raths auch R. ins Gefängnis; gesetzt. Später ist er mit zwei Mitangeklagten vom Henker ‚gewogen‘ und gemartert worden. Schließlich mußte er Urfehde schwören und wurde unter Einziehung eines Theiles seines Vermögens wieder in Freiheit gesetzt. (…).“ 4)

Nach seiner Haftentlassung führte er mit seiner vierten Ehefrau ein sehr zurückgezogenes Leben und lebte mit ihr in dem von seiner ersten Ehefrau in die Ehe gebrachten Haus.