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Röntgenstraße

Ohlsdorf (1931): Prof. Wilhelm Conrad Röntgen (27.3.1845 Lennep -10.2.1923 München), Physiker, entdeckte die X-Strahlen, Nobelpreisträger für Physik.


Geboren wurde Wilhelm Conrad Röntgen in Lennep als einziges Kind von Charlotte Constanze Frowein (1806-1880) und ihres Mannes Friedrich Röntgen (1801-1884), Tuchfabrikant. Aus wirtschaftlichen Gründen zog die Familie 1848 nach Apeldoorn. Ein weiterer Grund für den Umzug war die niederländische Herkunft der Mutter; sie wurde in Amsterdam geboren.

Röntgens Schullaufbahn verlief nicht glatt. Nach der Grundschule besuchte er eine Privatschule für Knaben, auf der die Schüler auf technische Berufe vorbereitet wurden. Doch Röntgen musste die Schule ohne Abschluss verlassen, weil „er irrtümlich für den Urheber einer Karikatur seines Klassenlehrers gehalten wurde.“ 1)

1865 begann er ein Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Hier brauchte er nur eine Aufnahmeprüfung bestehen und nicht den Nachweis des Abiturs erbringen. Röntgen beendete das Studium mit dem Diplom als Maschinenbauingenieur. Es folgte ein Aufbaustudium in Physik; 1869 promovierte er an der Universität Zürich in Physik.

Röntgen, der schon einige Zeit Assistent von August Kundt war, begleitete diesen als „Assistent nach Würzburg ans dortige ‚Physikalische Kabinett‘ im Gebäude der Alten Universität in der Domerschulstraße.“ 2)

Am 19. Januar 1872 heiratete Wilhelm Conrad Röntgen in Apeldoorn Anna Bertha Ludwig (22.4.1839 – 31.10.1919), die Tochter eines Gastwirts aus Zürich. Die beiden hatten sich 1866 in der Züricher Gastwirtschaft „Zum grünen Glas“, die von Anna Berthas Vater betrieben wurde, kennengelernt. Drei Jahre nach dem Kennenlernen stimmten Röntgens Eltern der Verlobung zu. Zuvor hatte Anna Bertha jedoch eine ausgiebige Ausbildung in hoher Haushaltungs- und Kochkunst bei ihrer zukünftigen Schwiegermutter absolvieren müssen.
Röntgens wohlhabender Vater gewährte dem jungen Brautpaar nur eine geringe finanzielle Unterstützung, da er sich für seinen Sohn eine Frau aus einer gesellschaftlich und finanziell „höherstehenden“ Familie gewünscht hatte.
„Als kleiner Assistent verdiente Röntgen nur wenig Geld und so musste sich die junge Familie anfangs mit einer sehr kleinen Wohnung zufriedengeben. Das Gehalt eines Assistenten war nicht gerade üppig und so verdiente sich Bertha Röntgen ein kleines Zubrot durch Blumensammeln auf dem Züricher Ütliberg.

Obwohl sich beide Kinder wünschten, blieb die Ehe kinderlos. Frau Röntgen war häufig krank. Insbesondere Nierenkoliken machten ihr sehr zu schaffen.“ 3)

Einige Monate nach der Hochzeit ging Röntgen in Begleitung seiner Ehefrau an die Universität in Straßburg, wo er sich 1874 habilitierte und als Privatdozent tätig wurde. Von April 1875 bis Oktober 1876 arbeitete er als außerordentlicher Professor für Physik und Mathematik an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim bei Stuttgart. „Auf Wunsch seines früheren akademischen Lehrers und Förderers Kundt erhielt Röntgen sodann ab 1. Oktober 1876 eine Stelle als außerordentlicher Professor für Physik in Straßburg“. 4)

Sein erstes festes Gehalt bekam Röntgen erst 1879, als er eine ordentliche Professur in Gießen bekam.
„Im Jahre 1887 nahmen die Röntgens die sechsjährige Josephine Berta (1881–1972), die in Zürich geborene Tochter von Anna Röntgens [verwitweten] Bruder Hans Ludwig, in ihren Haushalt auf. Später adoptierten sie das Kind, welches nach seiner Heirat in München 1909 den Namen Josephine Berta Donges-Röntgen trug.“ 5)

„(…) Conrad Röntgen wird als introvertierter Mensch beschrieben, zu dem nur wenige einen tieferen Zugang fanden. Hervortretende Wesensmerkmale waren seine Bescheidenheit und sein Gerechtigkeitssinn. Wenn Röntgen in seine wissenschaftliche Arbeit vertieft war, konnte er sich nur schwer auf andere Menschen einstellen. So sah sich wohl auch seine Frau öfters ihrem schweigsamen Mann gegenüber, der nicht einmal auf Fragen reagierte.“ 6)
1888 erhielt Röntgen eine Stelle als ordentlicher Professor an der Universität Würzburg, an der er 1893 und 1894 zum Rektor der Universität gewählt wurde.

Als Röntgen 1895 die von ihm als X-Strahlen benannten Strahlen entdeckte, bat er am 22. Dezember 1895 „seine Frau Bertha still zu sitzen - und bestrahlte rund 25 Minuten lang ihre Hand, über einer Fotoplatte. Dieses erste echte Röntgenbild der Geschichte zeigte die Knochen von Berthas Hand, nur schattenhaft darum das Fleisch, deutlich aber ihren scheinbar von nichts gehaltenen Ehering. ‚Ich habe meinen Tod gesehen‘, soll Bertha gesagt haben.“ 7) Diese von Frau Röntgens Hand angefertigte Röntgenaufnahme war und ist eines der wichtigsten Zeitdokumente dieser Epoche.

„Bei einem Vortrag vor Kaiser Wilhelm II. am 12. Januar 1896 stellte Röntgen seine Entdeckung öffentlich vor und am 23. Januar hielt er anlässlich einer Sitzung der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft einen Vortrag vor begeisterten Zuhörern aus allen Kreisen der Wissenschaft und Gesellschaft im vollbesetzten Hörsaal des Physikalischen Instituts. Im Anschluss an den Vortrag schlug der Anatom Albert Kölliker die Umbenennung der ‚X-Strahlen‘ in ‚Röntgen’sche Strahlen‘ (oder ‚Röntgen-Strahlen‘) vor, was von der Versammlung (…) umgehend angenommen wurde.“ 8)

Ab 1900 arbeitete Röntgen als ordentlicher Professor für Physik an der Universität München. 1901 wurde ihm der Nobelpreis für Physik verliehen.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, zeichnete Röntgen Kriegsanleihen und beteiligt sich an der Aktion "Gold gab ich für Eisen".

1919 starb Anna Bertha Röntgen nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren am 31. Oktober 1919 in München. „Ihr Mann hatte sie bis zum Ende in aufopfernder Weise gepflegt. Im selben Jahr wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ernannt. Nach dem Tod seiner Frau Bertha am 31. Oktober 1919 vereinsamte Wilhelm Conrad Röntgen und begann zu kränkeln. (Seine Emeritierung erfolgte 1920)
Am 10. Februar 1923 erlag er im Alter von 77 Jahren in München einem Darmkrebsleiden. Bestattet wurde er auf dem Alten Friedhof in Gießen, wo auch seine Eltern und seine Frau die letzte Ruhe gefunden hatten.“ 9)

Röntgen, der durch das väterliche Erbe zum Millionär geworden war, ließ seine Entdeckung der Röntgenstrahlen nicht patentieren; „wodurch sein Röntgenapparat schneller Verbreitung fand. Auf Anfrage sagte er der AEG, er sei der Auffassung, dass ‚seine Erfindungen und Entdeckungen der Allgemeinheit gehören und nicht durch Patente, Lizenzverträge und dergleichen einzelnen Unternehmungen vorbehalten bleiben dürften‘. 10)