Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Rungedamm

Allermöhe (1980): Friedlieb Ferdinand Runge (8.2.1794 Billwerder -25.3.1867 Oranienburg), Chemiker, Entdecker des Anilins und Stearins.


2526 Friedlieb Runge Gedenktafel
Der Verein Deutscher Chemiker ließ diese Tafel für Friedlieb Ferdinand Runge 1936 anbringen. (Billwerder Billdeich 140); Foto: Günter Stello

Runge blieb zeit seines Lebens ledig. Er forschte, schrieb Bücher und gab in seinen „Hauswirthschaftlichen Briefen“ den Hausfrauen gute Ratschläge wie man zum Beispiel den Geruch von Heringslake von den Essbestecken beseitigen könne oder wie man Obstwein herstellt sowie Fleisch und Gemüse einmacht.

Runge war der Sohn von Johann Gerhard Runge, Pastor an der Kirche St. Nikolai in Billwerder. Er wurde am Billwerder Billdeich geboren. Über seine Mutter ist nichts bekannt.

Er „absolvierte (…) eine Apothekerlehre in Lübeck, [studierte] Medizin und später Chemie (…). 1825 wurde er Professor im Breslau (…). 1832 (…) technischer Leiter in der Oranienburger Chemischen Produktenhandlung und entwickelte hier ein Verfahren, um aus Steinkohleteer (….), Farbstoffe zu destillieren. 1834 gelang ihm die Herstellung des ersten Teerfarbstoffes Anilin. Im Auftrag der preußischen Staatsbank befasste er sich mit der Kernzenherstellung, entdeckte die Grundstoffe Stearin und Paraffin.“ 1)

2526 Friedlieb Ferdinand Runge
Friedlieb Ferdinand Runge; Quelle: via Wikimedia Commons

„Seine Hauptarbeitsgebiete waren die Pflanzen- und Teerfarbenchemie. Aber auch in der Anorganischen Chemie entwickelte Runge ein Verfahren zur Darstellung von Soda und Pottasche, das sich nur wenig von dem von Leblanc unterschied. Als sich in Deutschland 1831 eine Choleraepidemie ausbreitete, empfahl er Chlor zur Desinfektion der Häuser und Wohnungen. Hände, Gesicht und Haare sollten mit einer Chlor-Soda-Flüssigkeit befeuchtet werden. 1833 hatte er Phenol (Karbolsäure) entdeckt, einen Stoff, den Joseph Lister (1827 bis 1912) 1867 als Desinfektionsmittel propagierte. Trotz seiner zahlreichen Entdeckungen verstand Runge es nicht, diese für sich auch wirtschaftlich zu nutzen.“ 2)

Kein Wunder, denn damals erkannte man die Bedeutung seiner Entdeckungen noch nicht. Gerade auch seine Entdeckung aus Palmöl die Substanz Stearin zu extrahieren und aus Torfteer die ersten Stearinkerzen herzustellen, war bahnbrechend, denn diese Kerzen waren wesentlich rentabler als Wachskerzen. „1841 stellte er die ersten Paraffinkerzen her. Leider mangelte es dem Direktorium der Seehandlung und den Unternehmern an chemischen Kenntnissen, so daß Runge wenig Anerkennung fand. Die von der Seehandlung abhängige Produktion in Oranienburg entließ ihn sogar, nachdem auch noch ein Brand ihm um seine ganze Habe gebracht hatte. Eine kleine Rente des Königs bewahrte ihn vor völliger Verarmung. Dennoch arbeitete er unermüdlich weiter.“ 3)

Runge war auch der Begründer der Papierchromatographie und „Anreger einer chemotechnischen Kunstästhetik (…). Bildungstrieb nannte er die Fähigkeit, bestimmte chemische Stoffe, sich gegenseitig zu verformen (…). Runge begann, dem formästhetischen Prinzip der Natur nachzuforschen, und machte die faszinierende Entdeckung, daß Bilder sich selbst gestalten (…). Dazu träufelte er Lösungen verschiedener mineralsaurer Salze in bestimmter Abfolge auf saugfähiges Papier. Die chemischen Reaktionen erzeugten dabei verblüffende Strukturen, die mehrschichtig wirken und u. a. riesigen Vergrößerungen von Eisblumenfeldern oder farbenprächtigen Gewässern ähneln.“ 4)