Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Brombergstieg

Stellingen, seit 2017, nach Eleonore "Laura" Bromberg (15.12.1852 Frankfurt/Main – 20.12.1927 Hamburg), Frauenrechtlerin


Laura Bromberg war Mitbegründerin des Frauenvereins zur Unterstützung der Armenpflege. Intensiv widmete sie sich auch dem Rechtsschutzverein für Frauen, dessen zweite Vorsitzende sie war. (Erste Vorsitzende war Julie Eichholz).

Die 1896 gegründete Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins hatte den Rechtsschutzverein Am Brandsende Nr. 5 eingerichtet. In den von der Frauenrechtlerin Julie Eichholz gemieteten Räumen wurde „von Frau zu Frau“ beraten. „Die beratenden Frauen mussten sich dafür eigenständig und unabhängig von einer Ausbildungseinrichtung in wichtige juristische Fragen einarbeiten, um kompetent Rat zu erteilen.

Bis 1908 durften Frauen in Preußen nur mit Ausnahmegenehmigung studieren, und in Hamburg selbst gab es bis 1919 noch keine Universität. Aufgrund dieser Situation konnten nur wirtschaftlich unabhängige bzw. nicht auf Erwerbsarbeit angewiesene Frauen in der Rechtsberatung tätig werden, da nur sie die entsprechende Zeit für das Selbststudium erübrigen konnten,“ resümierte die Historikerin Kirsten Heinsohn in ihrer Dissertation zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. (Kirsten Heinsohn: Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. Hamburg 1997, S. 240.)

1911 gründete Julie Eichholz den Rechtsschutzverein für Frauen. Seine Auskunftstelle befand sich im Parterre eines großbürgerlichen Etagenhauses an der Moorweidenstraße 5. Die Sprechzeiten waren: Mi u. Sa. 19-21 Uhr, Fr.: 10-12 Uhr. Rechtsschutz: Di: 7.30 - 9 Uhr.

In Laura Bromberg hatte Julie Eichholz eine kompetente zweite Vorsitzende. Der Hamburgische Correspondent schrieb in einem Nachruf über Laura Bromberg: „Hier tätig zu sein, hier mit jener so oft als Fraueninstitut gekennzeichneten scharf logischen, und in aller Wirrnis der meist mit bedeutend mehr Breitschweifigkeit als Klarheit von den Klientinnen (aller Gesellschaftsschichten) vorgetragenen Klagen, den Kernpunkt erkennenden Art der Sache auf den Grund zu gehen und ihren Schützlingen mit weitsichtigem, lebenserfahrenem Rat und Tat beizustehen, war ihr selbverständliche, liebgewordene Pflicht. Pflicht, in deren Dienste sie mit bewußter Energie auch den Kreis ihrer Helferinnen einzuspannen wußte, denen sie nach dem Hinscheiden von Frau Eichholz eine zielbewußte und von allen hochgeschätzte Führerin wurde, bis zu jenem Tage, an dem der ‚Rechtsschutzverein für Frauen‘ sich auflöste. In der Erkenntnis, daß seine Zeit abgelaufen, da die Notwendigkeit einer solchen Beratungsstelle nicht mehr vorhanden war, weil jetzt Staat und Soziale Fürsorge auch auf diesem Gebiete Hand in Hand gehen.

Aber auch nach der Auflösung des Rechtsschutzvereins suchte Frau Bromberg dem Kreis der ihr lieb gewordenen Mitarbeiterinnen in ihrem eigenen Haus eine Stätte geistig regen Zusammenseins zu bieten.
Am ‚runden Tisch‘ fanden sie sich nur allzu gern alle zusammen, wenn der Ruf an sie erging. In den Austausch der Erinnerungen aus gemeinsamer Arbeit mischten sich heitere Stunden froher Geselligkeit, denen die vielfertige, anmutige und schönheitsdürstende Lebenskunst der Entschlafenen eigenartig fesselten, mitreißenden Reiz verlieh.“

Laura Bromberg war auch Mitbegründerin des Frauenvereins zur Unterstützung der Armenpflege und Vorstandsmitglied der Stellenvermittlung für weibliches Hauspersonal mit Sitz in der ABC-Straße 57. Die Stellenvermittlung war 1900 auf Anregung des Allgemeinen deutschen Frauenvereins, Ortsgruppe Hamburg gegründet worden, um den damals bestehenden Mangel an Dienstbotinnen zu beheben und eine „Hebung des Dienstbotenstandes“ zu erreichen. Um Letzteres voranzutreiben, wies die Stellenvermittlung Arbeitgeberinnen auf ihre Vorbildfunktion hin: „Hier ist ein Arbeitsfeld, dem sich schon die jüngsten Mädchen (die Töchter der bürgerlichen Hausfrauen, K. H.) unter ihnen widmen können, indem sie damit anfangen, daß sie den Dienstmädchen im eigenen Hause ein warmes Interesse entgegenbringen [...]. Schon dies wird ein Beitrag zur Besserung der Dienstmädchen sein, manche von ihnen wird schon dadurch, daß sie Mitgefühl und Interesse von Seiten der Arbeitgeber findet, von dem Wege des Verderbens und Lasters zurückgehalten werden“, [1] schreibt die Historikerin Kirsten Heinsohn.

Die Mitglieder der Stellenvermittlung waren meist Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Ihnen war daran gelegen, „ordentliche“ Dienstmädchen einzustellen. Deshalb erhielten Dienstbotinnen die Möglichkeit, sonntags zwischen 17 und 22 Uhr die Sonntäglichen Heimstuben zu besuchen. Dort gab es eine kleine Bibliothek. Im Winter wurde „gesellige, ernste und heitere Unterhaltung“ geboten, im Sommer monatlich einmal ein Ausflug unternommen und jeden Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr ein Gesangsabend veranstaltet.

Text: Dr. Rita Bake