Sapperweg
Iserbrook, seit 1953, benannt nach Agnes Sapper, geb. Brater (12.4.1852 München - 19.3.1929 Würzburg), Kinder- und Jugendbuchautorin, Erziehungsschriftstellerin
Agnes Brater war die Tochter von Pauline Brater, geb. Pfaff, und des Juristen, Politikers und Gründers der Süddeutschen Zeitung, Karl Brater. Erzogen wurde sie vom Vater liberal, von der Mutter fränkisch-protestantisch. Agnes Sapper genoss die Bildung einer „höheren Tochter“, bekam Privatunterricht und arbeitete zunächst als Privatlehrerin. 1875 heiratete sie den fünfzehn Jahre älteren und späteren Gerichtsnotar und Lokalpolitiker Eduard Sapper (1837–1898). Fünf Kinder wurden geboren, von denen zwei im Kleinkindalter verstarben. Die Familie lebte zuletzt in Calw.
1882, ermuntert durch ihren Ehemann, begann Agnes Sapper mit ersten schriftstellerischen Tätigkeiten. Es entstanden kleine Erzählungen für Kinder und populärwissenschaftliche Erziehungsbücher, aus denen ihre Erfahrungen als Lehrerin in einer Sonntagsschule mit hineinflossen.
Als sie mit 46 Jahren Witwe wurde, zog Agnes Sapper zu ihrer Mutter; die Schriftstellerei wurde zu ihrem Broterwerb – und sie hatte damit großen Erfolg. Agnes Sapper wurde eine der erfolgreichsten und meistgelesenen deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Allein von ihrem bekanntesten Roman „Die Familie Pfäffling“ – ein dreibändiges Werk, welches erstmals 1907 erschien – wurden bis zur Neuauflage 2002 etwa 800.000 Exemplare verkauft. Agnes Sapper widmete dieses Buch ihrer Mutter, die in dem Roman die Mutter Pfäffling ist. Die Geschichte der „Familie Pfäffling“ ist ein Loblied auf die kinderreiche, bürgerliche, deutsche Familie. Die Botschaft der Geschichte lautet: hält man als Familie zusammen, dann ist es auch möglich, trotz materieller Not zufrieden und glücklich zu sein.
Agnes Sapper schrieb z. B. auch die Bücher: „Die Mutter unter ihren Kindern. Ein Büchlein für Mütter“ (1895); „Das erste Schuljahr. Erzählung für Kinder von sieben bis zwölf Jahren“ (1895) und „Das kleine Dummerle und andere Erzählungen“ (1904). Während des Ersten Weltkriegs veröffentlichte sie zwei „deutsch-nationale bis zum Chauvinismus“ 1) hin geprägte Kriegsbücher für Kinder, eins davon hieß „Kriegsbüchlein für unsere Kinder“ (1914).
In einigen ihrer Werke werden aber, so schreibt Dorothea Keuler in ihrer Vita über Agnes Sapper, die sie in fembio veröffentlicht hat: „auch sozialkritische Töne laut. Aus ihrem Engagement für strafgefangene Frauen entstand die Geschichte von Regine Lenz, in der sich die Tochter einer Strafgefangenen gegen Anfeindungen und Verdächtigungen behaupten muss, was ihr mit Hilfe eines wohlwollenden Pfarrers auch gelingt. Auch die Erzählung ‚Im Thüringer Wald‘ weist beträchtlichen sozialkritischen Gehalt auf. Agnes Sapper schildert darin die Not der Spielzeugmacher-Familien. (…) Aber was wie eine gut recherchierte Sozialreportage beginnt, endet mit einem Ausweg, für den ein gütiges Schicksal, Gottes Hilfe und ein glücklicher Zufall verantwortlich sind. (…)
Frau Sappers Tugendkatalog heißt: Pflichtbewusstsein, Fleiß, Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Anstand und gutes Benehmen. Und immer wieder Gehorsam. (…) Kinderbuchexperten von heute würdigen ihre Sensibilität für soziale Probleme, ihr einfühlendes Verständnis für das, was in einer Kinderpsyche vorgeht. Eine Anwältin des Kindes ist sie bei aller Liebe dennoch nicht. Ihre Erzählungen stärken die Autorität der Eltern. Auf kindliche Bedürfnisse und Erfahrungen eingehend, bringt sie ihren Lesern den Elternstandpunkt nahe.“ 2).
Einen Teil ihres Honorars aus der Veröffentlichung von „Die Familie Pfäffling“ stiftete Agnes Sapper für ein Altenheim in Würzburg, aus dem heute ein Wohnheim für psychisch Kranke entstanden ist.