Schaudinnstwiete
Barmbek-Nord (1938): Dr. Fritz Schaudinn (19.9.1871 Röseningken/Ostpreußen – 22.6.1906 Hamburg), Abteilungsleiter für Protozoenforschung am Institut für Schifffahrts- und Tropenkrankheiten, Entdecker des Syphilis-Erregers.
1929 war die Straße in Fraenkelstraße benannt worden, Dr. Eugen Fraenkel (1853-1925), Arzt und Pathologe (siehe Fraenkelstraße). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Straße wegen Fraenkels jüdischer Herkunft in Schaudinnstwiete umbenannt. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus erfolgte keine Rückbenennung in Fraenkelstraße und es blieb bei Schaudinnstwiete. Stattdessen wurde der Schaudinnsweg in Barmbek-Nord in Fraenkelstraße umbenannt (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Schaudinns Mutter war eine Klavierlehrerin, sein Vater ein Oberinspektor und Gutsverwalter. 1901, im Alter von 30 Jahren, heiratete Fritz Schaudinn die damals 24-jährige Geigerin Hanna Schmidt (18.4.1977-1.8. nach 1930). Das Paar bekam drei Kinder. Bereits fünf Jahre nach der Hochzeit verstarb Fritz Schaudinn.
In der Neuen Deutschen Biografie steht über ihn: „S. besuchte das Gymnasium (…), studierte seit 1890 in Berlin Zoologie und wurde 1894 mit einer Arbeit über die Foraminiferen bei Franz E. Schulze (1840–1917) promoviert. Als Assistent von Max Hartmann (1876–1962) am Zoologischen Institut der Univ. Berlin klärte er die Entwicklungszyklen der Rhizopoden, Heliozoen und Coccidien auf und entdeckte deren Generationswechsel. Es gelang ihm, die komplizierten Abläufe der Entwicklung bei den Rhizopoden (Trichosphaerium) an lebendem Material und an fixierten und gefärbten Präparaten zu erforschen und die ungeschlechtliche Fortpflanzungsweise (Schizogonie) von der geschlechtlichen (Sporogonie) zu unterscheiden. Damit und mit an Coccidien vorgenommenen Untersuchungen gab er der Erforschung der Malaria neue Impulse. 1898 habilitierte er sich für Zoologie und unternahm anschließend gemeinsam mit Fritz Römer (1866–1909) eine halbjährige Forschungsreise zum Studium der arktischen Fauna nach Spitzbergen, deren Ergebnisse er seit 1900 in dem von ihm herausgegebenen großangelegten Werk ‚Fauna arctica‘ publizierte (abgeschl. 1933 v. Walther Arndt).
1901 wurde S. vom Reichsgesundheitsamt an die Zoologische Station Rovigno (Istrien) entsandt. Dort entstanden zahlreiche Arbeiten über Coccidien, Trypanosomen und die Malariaerreger, über Moskitos und über den Entwicklungszyklus der Malariaplasmodien.“ 1)
Zum Hintergrund für die Beschäftigung mit diesen Krankheiten steht im Wikipedia-Eintrag zu Fritz Schaudinn: „In dieser Zeit wurde im Deutschen Reich die Erforschung von Tropenkrankheiten vorangetrieben, um die Bemühungen um ein eigenes Kolonialreich zu unterstützen.“ 2)
„Im Frühjahr 1904 nach Berlin zurückberufen und zum Regierungsrat ernannt, wurde er mit zahlreichen Aufträgen für Nachprüfungen betraut, die z. B. das Eindringen der Ankylostoma-Larven durch die Haut oder einen Erreger betrafen, der für Syphilis, Pocken, Scharlach und die Maul- und Klauenseuche zugleich verantwortlich sein sollte. Dabei entdeckte S. 1905 den Erreger der Syphilis (Spirochaeta pallida), (…). 1906 erhielt S. einen Ruf an das Hamburger ‚Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten‘ und wurde zum Leiter der Abteilung für Protozoenforschung ernannt. Vor Antritt seiner neuen Position besuchte S. den ‚Internationalen Medizinischen Kongress‘ in Lissabon, mußte sich dort einer Notoperation zur Entfernung von Papillomen am Darm unterziehen und kehrte schwerkrank nach Hamburg zurück, wo er an einer Sepsis verstarb.“ 1)