Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Schreberstraße

Groß Borstel (1932): Dr. Daniel Gottlob Schreber (15.10.1808 Leipzig – 10.11.1861 Leipzig), Arzt, Begründer der Schrebergartenbewegung.


Die Schrebergärten haben kaum etwas mit Herrn Schreber zu tun. Er hat diese nicht erfunden oder initiiert. Die Schrebergartenbewegung benannte diese Gärten nach ihm aus folgendem Grund: „In der Schrebergartenliteratur wird Moritz Schreber als ehrbarer Mann und idealer Familienvater beschrieben. ‚... daß unser Schreber nicht nur ein tüchtiger Arzt und Gelehrter, nicht nur ein klarer, weitblickender Kopf, sondern zugleich ein bescheidener, einfacher, wahrer Mensch, ein lieber Gatte und Vater, ein durchaus gerader Charakter ohne Falsch war, und das alles bringt ihn unsern Herzen so nahe, daß wir ihn nicht nur mit Stolz, sondern noch vielmehr mit Liebe den geistigen Vater der Schrebervereine nennen‘.

In der Schrebergartenliteratur werden vor allem das gesunde Leben und die bürgerlichen Tugenden in der Lebensführung der Familie Schreber angeführt.“ 1)

Daniel Gottlob Moritz Schreber war der Sohn von Friederike Charlotte, geb. Grosse und des Advokaten Johann Gotthilf Daniel Schreber.

Er studierte Medizin und wurde 1844, als er 36 Jahre alt war, Leiter der Leipziger orthopädischen Heilanstalt.

„Als Vorsitzender des Leipziger Turnvereins kann er seine Ideen von der Körperertüchtigung auch in der ‚besseren Gesellschaft‘ der Stadt popularisieren. Seine Heilanstalt wird ein lukratives Unternehmen. Moritz Schreber tüftelt an heute merkwürdig scheinenden orthopädischen Apparaturen. Schrebers Söhne müssen zur Erprobung herhalten. Auch darüber hinaus bestimmt das Turnen und eine asketische Lebensweise den Alltag der Familie. Von Prügelstrafen hält Schreber nichts, gestraft wird eher durch Liebesentzug. Die Mutter unterstützt die Ideen ihres Mannes.“ 2)

Verheiratet war Schreber seit 1838 mit Pauline Haase (1815–1907), Tochter eines Medizinprofessors. Durch sie erhielt Schreber Zugang zur sogenannten höheren Gesellschaft. Das Paar bekam fünf Kinder. „Der älteste Sohn Daniel Gustav (1839–1877) beging Suizid.“ 3)

„Im Jahre 1851 erleidet Moritz Schreber in der Turnhalle seiner Anstalt einen Unfall. Es wird vermutet, dass ein Nervenleiden dadurch wieder ausbricht. Depressionen und Wahnvorstellungen plagen ihn. Er bezieht eine separate Wohnung im Haus, bricht weitestgehend alle sozialen Kontakte ab und widmet sich nun ausschließlich seiner literarischen Arbeit.“ 2)

In Wikipedia steht über ihn: „In seinen Schriften beschäftigte er sich vor allem mit der Gesundheit der Kinder und den sozialen Folgen des Stadtlebens am Beginn der Industrialisierung. Neben ‚systematischer Heilgymnastik‘ warb er auch für eine Ertüchtigung der Stadtjugend durch Arbeit im Grünen, etwa in Armen- und Specialgärten, da das Umfeld der Mietskasernen wenig entsprechende Möglichkeiten bot. (…) Der Begriff der Gesundheit schloss in dieser Zeit auch den Gedanken an ‚gesunde Triebabfuhr‘ mit ein, weshalb Schreber unter anderem mit mechanischen Geräten zur Verhinderung der Masturbation experimentierte. Überdies empfahl er Axthauen und Sägebewegungen, in schwierigen Fällen abendliche kalte Sitzbäder, Kaltwasserklistiere und das Abreiben der Schamgegend mit kaltem Wasser. Um gesunde Körper zu formen, konstruierte Schreber außerdem zahlreiche Apparaturen: etwa orthopädische Kinnbänder, um Fehlbissen vorzubeugen, Schulterriemen, die das Kind im Bett in Rückenlage hielten, und ‚Geradhalter‘ für aufrechtes Sitzen. (…)

Ingrid Müller-Münch schrieb über die von ihm durchgeführten und propagierten Erziehungsmethoden: ‚Schreber lehrte seine Kinder, ihn als eine gottähnliche Gestalt zu verehren und zu fürchten. Er malträtierte sie durch diverse mechanische Geräte, fesselte sie, zwängte sie in ein Gestell, das die Kinder mittels Riemen und Stahlfedern zu einem kerzengeraden Gang zwang. Ließ diese Geräte herstellen und verkaufen. Prügel wurden bei ihm schon zur Disziplinierung des Säuglings eingesetzt, denn: ‚Eine solche Prozedur ist nur ein- oder höchstens zweimal nötig, und – man ist Herr des Kindes für immer.‘(…).“ 3)

Und in der Saarbrücker Zeitung heißt es über Schreber: „Moritz Schreber war ein Haustyrann, der seine Frau und fünf Kinder fest im Griff hatte. Der sensible Sohn Daniel Paul erfuhr wenig Zuwendung und wurde von des Vaters Schraubstockmethoden psychisch erdrückt. Trotz höchst erfolgreicher juristischer Laufbahn hin bis zum Senatspräsidenten am Oberlandesgericht Dresden musste [Daniel Paul] Schreber mehrfach psychiatrische Kliniken wegen ‚schwerer Hypochondrie‘ und Paranoia aufsuchen. Insbesondere litt er an religiösen Halluzinationen und dem Wahn, sich in eine Frau verwandeln zu müssen.“ 4)