Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Sebastiangasse

Horn (1929), nach dem Heiligen Sebastian, dem Patron der Schützengilde.


Der Heilige Sebastian war der Schutzpatron der Schützen. In der Nähe dieser Verkehrsfläche fanden im 18. Jahrhundert Vogelschießen statt.

Sebastiano starb um 288 in Rom und war ein römischer Soldat. Laut Wikipedia wurde er „wegen seines guten Benehmens zum Offizier der Leibwache von Kaiser Diokletian und Maximian ernannt. Der Überlieferung zufolge hatte sich Sebastian als Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof öffentlich zum Christentum bekannt und notleidenden Christen geholfen, woraufhin ihn Diokletian zum Tode verurteilte und von numidischen Bogenschützen erschießen ließ. Im Glauben, er sei tot, ließ man ihn danach liegen. Sebastian war jedoch nicht tot, sondern wurde von einer frommen Witwe, der hl. Irene, die ihn eigentlich für das Begräbnis vorbereiten wollte, gesundgepflegt.“ 1)

Die Heilge Irene (gest. um 288) „war die Witwe des heiligen Kastulus, der das Martyrium erlitten hatte.“ 2)

„Nach seiner Genesung kehrte [Sebastian] zu Diokletian zurück und bekannte sich erneut zum Christentum. Diokletian befahl daraufhin, ihn mit Keulen im Circus zu erschlagen. Sebastians Leichnam warf man in die Cloaca Maxima, einen städtischen Abflussgraben in der Nähe des Tiber, aus dem er von Christen geborgen wurde, nachdem er ihnen im Traum den Ort seines Verbleibens gezeigt haben soll. Danach wurde er in der Sebastian-Katakombe beerdigt. Über seinem Grab wurde schon im 4. Jahrhundert die Kirche San Sebastiano fuori le mura errichtet.

Der heilige Sebastian wird gegen die Pest, andere Seuchen sowie als Schutzpatron der Brunnen angerufen, da man seiner Fürbitte das schnelle Erlöschen der sogenannten Justinianischen Pest 680 in Rom zusprach. Sein Kult erwuchs vor allem seit dem Schwarzen Tod in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Außerdem ist er Patron der Sterbenden, Eisenhändler, Töpfer, Gärtner, Gerber, Bürstenbinder, der Polizisten in Deutschland und Italien, Soldaten und Schützenbruderschaften, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisen- und Zinngießer, Steinmetze, Jäger, Leichenträger, Waldarbeiter und wird gegen die Feinde der Kirche angerufen. (…)

Spätestens seit der Renaissance wird der hl. Sebastian als standhafte Ikone männlicher, adonis-ähnlicher Schönheit dargestellt. (…) Neuere Darstellungen des Heiligen mit homoerotischen Anspielungen wie Le Myrtyre de Saint Sébastien, einem Bühnenwerk von Claude Debussy mit Text von Gabriele D‘Annunzio, oder Derek Jarmans 1976 erschienener Film Sebastiane verursachten Skandale.“ 1)

Der Heilige Sebastian gilt auch als Schutzpatron homosexueller Männer. Dazu heißt es vom Verein schwuler Seelsorger Schweiz: „Wo christliche Glaubenstradition und homosexuelle Kultur aufeinander treffen, da ist in der Regel der Hl. Sebastian nicht weit - und dies, obwohl die klassische Ikonographie der schwulen Gemeinde ganze Heerscharen potentieller Schutzpatrone anbietet. (…).

Unisono haben sich ‚die‘ Schwulen den altchristlichen Märtyrer Sebastian zum Schutzpatron erkoren. Dass es soweit kommen konnte, war nicht unbedingt von Anfang an zu erwarten. (Früh-)Mittelalterliche Bildnisse zeigen den Heiligen als zumeist betagten, kettengerüsteten Soldaten. Erst im 15. Jahrhundert setzte sich in der Kunst - zunächst in Italien, dann auch anderen Ortes - der Typus des schönen Jünglings durch. Zugleich emanzipierten sich die Maler hinsichtlich ihres Sujets von der bildhaft-narrativen Darstellung der Folter; allein die attributiven Pfeile, die den Heiligen als Nothelfer gegen die Pest ausweisen, verblieben ihm.

Nun auch verlor Sebastian endgültig seine Kleider. Damit war den Künstlern endlich die Gelegenheit gegeben, den nackten Männerkörper jenseits des thematisch fixen Gehalts der Legende als Inbegriff jugendlicher Schönheit darzustellen.

Fast schon in skandalöser Weise weit über die so entstandenen Konventionen hinaus führt ein Kupferstich des Venezianers Jacopo de' Barbari (* um 1445 in Venedig [?], + um 1515 in Brüssel [?]), insofern hier die einzig gebliebene Legitimation zur Präsentation des nackten Jünglings, nämlich die auf das Martyrium verweisenden Pfeile, ausgeblendet sind. Mit seinem auf diese Weise innovativen Bild treibt der Künstler den erotischen Aspekt, der dem Sebastian-Motiv seit der Renaissance unterlegt ist, in eine bis dahin nicht bekannte Dimension vor: Der gefesselte Heilige bietet sich dem Betrachter in unverletzter Schönheit dar ‚und gleicht sich so den Darstellungen der in Liebesbanden Schmachtenden an. Wehrlos, wie dem Betrachter, ist er seiner eigenen erotischen Spannung ausgeliefert: Sein erigiertes Glied hält das Lendentuch, das im nächsten Augenblick herabzugleiten verspricht. Die Blicke des Zuschauers aber werden zu ‚Pfeilen der Liebe‘ (Francesco di Barbarino), die den Leib Sebastians treffen. - Die Grenze zur Pornographie ist nun nicht mehr weit. (...)

Das Bildnis des Hl. Sebastian beschwört (...) noch lange vor jedweder Benennung im wissenschaftlichen Begriff die schwule Phantasie in ihrer ganzen Bandbreite - von der Sehnsucht nach körperlicher Nähe, erotischer Schönheit, sexuell erfüllter Liebe und intimen Beziehungen über die Angst vor und dem Kampf gegen AIDS bis hin zu Befriedigung sado-masochistischer Lust. (Auszug aus dem Artikel "Ja, mein Erbe gefällt mir gut" von Ulrich Engel, in Zeitschrift: Wort und Antwort, 2/98, 39. Jahrgang, Homosexualität, S. 78- 81.“ 3)

Der Gedenktag des Heiligen Sebastians ist der 20. Januar.