Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Sievertstraße

Bahrenfeld (1947): Wilhelm Heinrich Friedrich Sievert (16.3.1864 Bützow - 14.11.1945 Hamburg), Senator in Altona.


Vor 1947 hieß die Straße Emmichstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Wilhelm Sieverts Mutter war Sophie Friederice Francisca, geb. Westen, sein Vater der Arbeitsmann Johann Wilhelm Christian Sievert. Die Eltern lebten in Bützow.

Wilhelm Heinrich Friedrich Sievert erlernte das Schneiderhandwerk. Im Alter von 25 Jahren heiratete er 1889 die damals 27-jährige Maria Magdalena Feddern (29.7.1862- 11.7.1948 Hamburg).1)

Nach der November Revolution 1918 wurde Sievert Senator in Altona. Dazu schreibt Johannes tom Dieck: „Im Zuge der Revolution kamen (…) fünf Sozialdemokraten, die bereits Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung waren, als kommissarische Senatoren (Beigeordnete) in den Magistrat: Hermann Thomas, Max Brauer, Carl Stoll, Wilhelm Sievert und August Kirch. Maßnahmen, welche die städtische Verwaltung betrafen, bedurften fortan ihrer Zustimmung.“ 2)

Sievert blieb bis zu den Wahlen 1933 Senator. Sandra Budy schreibt über den Machtwechsel 1933: „Bei den Reichstagswahlen am 5. März lag die Wahlbeteiligung in Altona bei 86 %, die NSDAP erhielt 42,5 % der Stimmen, SPD und KPD gemeinsam 43,5 %.

In den Arbeitervierteln hatte die NSDAP diesmal mehr Stimmen erhalten. Am 12. März stand auch in Altona die Gemeindewahl an. In der Nacht von Freitag auf Samstag vor der Wahl besetzten SS- und SA-Mitglieder das Altonaer Rathaus und andere öffentliche Gebäude.

Der Mitinitiator der Besetzung und neue Altonaer Oberbürgermeister Emil Brix äußerte sich am Tag danach in einem Schreiben an das preußische Ministerium des Inneren wie folgt: ‚...gestern (habe ich) aus eigener Machtvollkommenheit durch die SS-Altona unter Führung des SS-Oberführers Moder, MdR, das Altonaer Rathaus besetzen lassen. Die Besetzung erfolgte Freitagabend, 12 Uhr nachts; die Übergabe

ging ohne Schwierigkeiten vor sich. Als kommissarischen Oberbürgermeister habe ich mich selbst eingesetzt...Die vollziehende Gewalt ist auf den SS-Oberführer Moder...übergegangen. Die SS hält das Rathaus besetzt und garantiert für Ruhe und Ordnung. Sämtliche Akten im Rathaus sind beschlagnahmt. (...), sämtliche Dienststellen sind durch die SA besetzt. Die lebenswichtigen Betriebe ebenfalls...‘.

Es war das erste Rathaus Norddeutschlands, das auf diese Weise eingenommen wurde. NSDAP-Anhänger plakatierten an Hauswänden Flugblätter, die das Ende des ‚roten Altonas‘ verkündeten. Bei den Wahlen am nächsten Tag wurde die NSDAP mit 46,7% stärkste Fraktion, verfehlte aber die absolute Mehrheit. Die beiden Arbeiterparteien kamen gemeinsam auf 38,8% der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag mit 73% niedriger als bei der Reichstagswahl in der Woche zuvor. Vermutlich auch, weil gerade die Anhänger der KPD aus Angst oder Protest der Wahl fernblieben. Der neue Magistrat wurde im April gebildet. Neben Oberbürgermeister Brix repräsentierten Bürgermeister Dr. Dehning und die Stadträte Grottop, Piwitt, Rüß, Dr. Saß, Schmidt, Schumann und Stamer, die alle der NSDAP angehörten, die neue Verwaltungsspitze. Die einzigen beiden Magistratsmitglieder, die nicht der NSDAP angehörten, die SPD-Mitglieder Paul Nevermann und Wilhelm Sievert, wurden unmittelbar nach ihrer Wahl ‚beurlaubt‘.“ 3)