Söderblomstraße
Tonndorf (1950): Lars Olaf Jonathan Söderblom (15.1.1866 Trönö-12.7.1931 Uppsala), Theologe, Erzbischof von Uppsala, Friedensnobelpreisträger.
Früher hieß die Straße Scharnhorststraße, „vermutl. nach Gerhard Johann David Scharnhorst (1755-1813), preuß. General, Reformator des preußischen Heeres, Schöpfer der allgemeinen Wehrpflicht.“ (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Söderblom entstammte einem Pfarrershaushalt und wurde bis zu seinem 10. Lebensjahr von seinem Vater unterrichtet. Auch Söderblom Junior nahm den beruflichen Weg in die Kirche: Studium der Theologie und dann weitere Stationen im kirchlichen Dienst.
Sein besonderes Verdienst ist sein Engagement für die Ökumene. Söderblom war ein ökumenischer Wegbereiter.
In Wikipedia steht, wie er dazu kam. „1890 nahm er an der internationalen christlichen Studentenkonferenz in Northfield (Massachusetts) teil. Diese Konferenz und die Begegnung mit Menschen anderer Nationen und Konfessionen weckte seine Leidenschaft für die Ökumene; die hier geschlossenen Freundschaften (…) hielten zeit seines Lebens.“ 1)
Als Söderblom 1894 im Alter von 26 Jahren Gesandtschaftspfarrer in Paris wurde, heiratete er Anna Forsell (24.9.1870 Stockholm –16.8.1955 Uppsala), die Tochter eines Kapitäns aus Stockholm. 1890 hatte sie als eine der ersten Studentinnen an der Universität Uppsala begonnen, Geschichte zu studieren. Omi Söderblom schreibt im schwedischen biografischen Wörterbuch für Frauen über den Werdegang von Anna Söderblom: „Bevor sie 1894 heiratete, arbeitete sie kurze Zeit als Lehrerin an der städtischen Mädchenschule Halmstad und der Wallinska-Schule in Stockholm.
Anna Söderblom war eine der Pionierinnen der Universität Uppsala. Darunter war auch Lydia Wahlström, eine der führenden Persönlichkeiten der Frauenbewegung und eine aktive Debattiererin und Autorin zu kirchlichen Themen. Anna Söderblom und Lydia Wahlström, Schulkameradinnen, waren an der Gründung der Uppsala Women's Student Association (später Uppsala Women's Student Association) beteiligt, die zu einer [?]stätte für Frauen wurde, die für die Rechte der Frauen kämpften. Die Mitglieder wurden darin geschult, in der Öffentlichkeit zu sprechen, einen Club zu leiten, (…), Politik zu betreiben, in Gremien zu arbeiten und Orte zu erobern – insbesondere solche, die als unerreichbar galten. Obwohl Anna Söderblom - ein bürgerliches Mädchen - in den 1890er Jahren das Privileg hatte, ein Universitätsstudium zu [absolvieren] und Initiatorin eines Frauenvereins war, propagierte sie gegen das Frauenwahlrecht und setzte sich für den Platz der Frau im Haushalt ein. Gleichzeitig zögerte sie nicht, in der männlichen öffentlichen Debatte Platz zu nehmen.“2)
Ihr Ehemann Jonathan Söderblom war für ein Frauenwahlrecht, gleichwohl verbot er seiner Tochter Brita (31.12.1896-16.1.1989) ein Universitätsstudium aufzunehmen – sie wollte gerne Ärztin werden. Dass seine Söhne studierten, war für Söderblom selbstverständlich. Erst seiner jüngsten Tochter erlaubte er, das Abitur zu machen. 3)
Die Heirat mit Söderblom bestimmte die Richtung des weiteren Lebens von Anna Söderblom.
„Ihr Leben war nun das der Ehefrau, Mutter von 12 Kindern [geboren: Januar 1896, Dezember 1896, 1898, 1899 (das Kind wurde nur 1 ½ Jahre alt), 1900, 1902, 1903, 1905 (starb bei der Geburt), 1906, 1908, 1912, 1914], und Gastgeberin in einem Haus, das ständig offen war für gemeinsame Freunde, aber auch für Studenten, Gemeindemitglieder und Professorenkollegen ihres Mannes. (…).
Selbstbewusst und vorbehaltlos hat sie sich durch die öffentliche Verbreitung ihrer Ideen (…) ein eigenes Profil erarbeitet und wurde nicht zuletzt über den Rundfunk als großartige Rednerin bekannt. Auf einer Konferenz zu Weltfrieden und Weltmission hielt sie beispielsweise Vorträge über Reisen in Nord- und Südamerika. (…) Als Ehefrau des Erzbischofs widmete sie ihre öffentlichen Aktivitäten verschiedenen philanthropischen und sozialen Projekten sowie der Geselligkeit für Geistliche (…). Sie steckte viel Energie in ihren Vorsitz des Schwedischen Frauenmissionsvereins 1916–1927.Sie war auch Initiatorin und seit vielen Jahren aktiv im Betrieb der Andreas Ands Minne Foundation, einem Altenheim für pflegebedürftige Menschen in Uppsala. Während der NS-Zeit war sie Vorstandsmitglied der Freunde der Hebräischen Universität.“ 2)
Auch ihre Tochter Brita wurde die Ehefrau eines Erzbischofes. Sie heiratete Yngve Brilioth. Er war der Sekretär ihres Vaters gewesen, als dieser Erzbischof war und wurde später selbst Erzbischof. Und auch Brita engagierte sich – so wie auch ihre Mutter – auf karitativem Gebiet. Außerdem bemühte sie sich, die „Rolle der Pfarrerfrau zu einem anerkannten Beruf zu machen“ und um mehr Einfluss für Frauen in der Kirche. 3) Jedoch: weibliche Geistliche hielt sie für unnötig. 3)
Zurück zu Anna Söderblom. Omi Söderblom schreibt über sie: „Zweifellos führten die Erfolge und die Attraktivität des Mannes unter den Ehren- und Prominenten der Zeit Anna Söderblom zu einem aufregenden Leben mit Niederlassungen an verschiedenen Orten Europas und im Erzbischöflichen Palast in Uppsala. Sie durfte reisen und Kontakte knüpfen mit Königen, Herrschern, Wissenschaftlern, Adligen, der intellektuellen und künstlerischen Creme - während Nathan Söderblom seine Karriere begründete und festigte, die 1925 mit dem Ökumenischen Treffen in Stockholm gipfelte, woraufhin ihm 1930 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Im folgenden Jahr starb er. So wurde Anna Söderblom mit 61 Jahren Witwe. Einige ihrer Söhne waren noch Teenager. (…). Ihr Leben ab Juli 1931 war auf diese und andere Weise darauf ausgerichtet, die Erinnerung an das Wirken ihres Mannes wach zu halten und die ökumenische Erweckung so weit wie möglich voranzutreiben. Sie hat sich von ganzem Herzen für die Sache des jüdischen Volkes eingesetzt. Aus diesem Grund unternahm sie im August 1936 eine, wie sie es nannte, ‚Wallfahrt‘ über Deutschland in die Schweiz, bei der sie an Konferenzen teilnahm und Reden gegen Antisemitismus hielt. (…).“ 2)
In der schwedischen Wikipedia werden folgende Ehrenämter, die Anna Söderblom innehatte, aufgeführt: „Sie war unter anderem Vorsitzende des Schwedischen Missionsfrauenbundes 1916–1927, des Zentralkomitees der schwedischen Heimschulen, stellvertretende Vorsitzende der Andreas Ands Gedächtnisstiftung, Mitglied des Schwedischen Roten Kreuzes 10. Bezirk 1918–1939, im Ökumenischen Rat 1932–1937 und Schatzmeister der Stiftung Frideborg 1931–1940.“ 4)
Zurück zum Straßennamensgeber Jonathan Söderblom, denn nach Anna Söderblom ist die Straße ja nicht be – und auch nicht mitbenannt worden.
„In Paris beschäftigte Söderblom sich intensiv mit der sozialen Frage und schloss sich dem Evangelisch-Sozialen Kongress an. Daneben studierte er an der Sorbonne (…). Im Januar 1901 erwarb er den theologischen Doktortitel (…). Im Juli desselben Jahres wurde er auf eine Professur für Religionsgeschichte an der Universität Uppsala berufen, verbunden mit dem Pfarramt in der Helga Trefaldighets kyrka. Aufgrund seiner eher liberalen Einstellung war er an der Fakultät zunächst weitgehend isoliert. 1909 konnte er aber auf der Grundlage einer großzügigen Donation die Olaus Petristiftelsen gründen, von der die jährlich stattfindenden Olaus-Petri-Vorlesungen an der Universität organisiert wurden. Als geschätzter akademischer Lehrer hatte er großen Einfluss auf die Jungkirchenbewegung. Ab Oktober 1912 hatte er, (…) neben seiner Professur in Uppsala zusätzlich den ersten deutschen Lehrstuhl für Religionswissenschaft an der Universitä Leipzig inne,“ 1) heißt es in Wikipedia.
Über Söderbloms Zeit in Leipzig und danach schreibt der Theologe Klaus Fitschern: „Dramatisch waren seine letzten Wochen in Leipzig: Gerade zum Erzbischof von Uppsala berufen, musste er in den ersten Kriegstagen mit seiner Frau Anna (...) und seinen elf Kindern ausreisen.
Söderblom war für das Bistum Uppsala und somit den Sitz des Primas der Lutherischen Staatskirche von Schweden nicht der erste Kandidat. Vielen galt er als zu liberal und zu wissenschaftlich für dieses höchste kirchliche Amt. Allerdings war er der Wunschkandidat der Regierung. In den folgenden Jahren wuchs seine Prominenz und Popularität nicht nur in kirchlichen Kreisen und weit über Schweden hinaus. Von seinem neutralen Heimatland aus versuchte Söderblom während des Ersten Weltkriegs, Vertreter aus den evangelischen Kirchen der miteinander im Krieg stehenden Staaten an einen Tisch zu bringen - wenn auch ohne Erfolg.
Söderblom gehörte nach dem Krieg zu den führenden Vertretern der Idee, durch den christlichen Versöhnungsgedanken eine neue Gemeinschaft der Völker zu stiften: Für ihn brauchte der Völkerbund eine Seele, und diese konnte nur eine christliche sein. Eine zentrale Rolle in Söderbloms Denken spielte in diesem Zusammenhang das soziale Engagement des Protestantismus. So setzte Söderblom auf den Zweig der Ökumene, der sich ‚Life and Work‘ (‚Praktisches Christentum‘) nannte:
Bevor man den mühsamen Weg theologischer Einigung ging, sollten soziale und ethische Grundfragen unter den christlichen Konfessionen - freilich unter Verweigerung der Mitarbeit der katholischen Kirche - geklärt werden. Nach längeren Mühen gelang es Söderblom, 1925 eine große ökumenische Versammlung zu organisieren und rund 600 Kirchenvertreter evangelischer und orthodoxer Kirchen aus 37 Ländern nach Stockholm einzuladen. Für sein Ökumenisches Engagement zugunsten der Versöhnung erhielt Nathan Söderblom 1930 den Friedensnobelpreis.“5) Ein Jahr später starb er.