Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Speckmannstraße

Wellingsbüttel (1950): Dietrich Speckmann (12.2.1872 Hermannsburg – 28.5.1938 Fischerhude), Schriftsteller.


Dietrich (oder auch Diedrich) Speckmann gehörte im Oktober 1933 zu den 88 Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler aussprachen.

Vor 1950 hieß die Straße Johann Hinrich Fehrs-Straße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Dietrich-Speckmann-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Johann Hinrich Fehrs-Straße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Dietrich Speckmann war der Sohn eines Missionsinspektors. Selbst studierte Dietrich Speckmann Theologie und übte den Beruf des Pastors aus. Er hatte eine Pfarrstelle in Grasberg und zog 1910 ins nahegelegene Fischerhude, wo er sich fortan ganz der Schriftstellerei widmete und seinen Beruf aufgegeben hatte. Auch in Fischerhude ist eine Verkehrsfläche nach ihm benannt. Im Alter von 54 Jahren heiratete Speckmann seine Hausgehilfin, die 15 Jahre jüngere Marie Alfke (1887-1982). Die Ehe blieb kinderlos.

Der Beirat zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen schreibt in seinem Abschlussbericht über den Düseldorfer Speckmannweg: „Diedrich Speckmann gehört zu den zahlreichen deutschen Lokalschriftstellern, die sich im Dritten Reich anpassten, politisch allerdings nicht sonderlich in Erscheinung traten. Ungeachtet fehlender antisemitischer oder rassistischer Inhalte entsprachen seine heimatbezogenen Romane und Erzählungen - mehrheitlich in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik entstanden - durchaus der nationalsozialistischen ‚Blut-und-Boden-Literatur‘ und ließen sich dementsprechend ideologisch vereinnahmen. Im Ersten Weltkrieg diente Speckmann zunächst beim Landsturm und in einem Infanterie-Regiment, bevor er aufgrund einer Verletzung in die belgische Etappe versetzt wurde. In seinen Tagebüchern brachte er anfangs seine Hoffnungen auf einen deutschen Endsieg zum Ausdruck, äußerte mit zunehmender Dauer der militärischen Auseinandersetzung allerdings den Wunsch nach Frieden und beklagte das ‚Kriegselend‘ der Zivilbevölkerung. Der ‚Machtergreifung‘ der Nationalsozialisten stand Diedrich Speckmann skeptisch gegenüber; in einem seiner Briefe aus dem Mai 1933 heißt es: ‚Man traut sich in diesen Zeiten nicht recht vom Hause fort. Ein Hakenkreuz an meinem Wägelchen anzubringen kann ich mich nicht entschließen [...].‘ Dennoch trat der Literat im selben Jahr dem ‚Reichsverband Deutscher Schriftsteller‘ bei, der als Zwangsorganisation später in die Reichsschrifttumskammer integriert wurde, und unterzeichnete das ‚Gelöbnis treuester Gefolgschaft‘ für Adolf Hitler. Neben seinen Romanen, die als ‚vorzügliche und preiswerte Volks- und Heimatkunde-Literatur‘ sogar für den Schulunterricht empfohlen wurden, publizierte Speckmann auch in NS-Zeitschriften und Zeitungen, so zum Beispiel anlässlich des 70. Geburtstags seines völkischen Kollegen Gustav Frenssen. Obwohl er selbst nicht in die NSDAP eintrat, war der Schriftsteller auf Parteiveranstaltungen seines Heimatortes zugegen und wurde für sein kulturelles Engagement gewürdigt: ‚Der Ausrichtung nationalsozialistischen Kulturschaffens ist D. Speckmann ein überzeugter, einflußreicher [sic] Anwalt geworden, so daß [sic] gerade in Fischerhude Begriffe wie Volkstum und Heimat sinnvoll mit echtem Leben erfüllt werden konnten.‘ Darüber hinaus begrüßte der Autor die vom NS-Regime angestrebte Stärkung des Bauernstandes sowie die Pflege der Volksgemeinschaft. Nach seinem Ableben im Jahr 1938 beantragte die Ehefrau Diedrich Speckmanns eine Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer, um seine Werke weiterhin verkaufen zu können. Der Roman ‚Ehler Wittkopp und sei Geheimnis‘ aus dem Jahr 1935, in dem sich der Protagonist einer ‚jungen Partei‘ zuwendet, ‚die sämtliche alten Parteien überflüssig zu machen‘ verspricht, wurde nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone auf die sogenannte‘„Liste der auszusondernden Literatur‘ gesetzt.“ 1)