Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Spoerlweg

Bramfeld (1979): Heinrich Spoerl (8.2.1887 Düsseldorf – 25.8.1955 Rottach-Egen), Schriftsteller


Sprüche von Heinrich Spoerl zur Geschlechterfrage: „Frauen sind merkwürdig: Sie wollen alle einen Don Juan zum Mann, aber einen für sich allein.“ ?Heinrich Spoerl, aus: - https://gutezitate.com/zitat/148250

„Frauen haben nur im Plural Daseinsberechtigung“ (Zitat aus der Feuerzangenbowle“)

In der Neuen Deutschen Biographie steht zu Spoerls Werdegang: Sein Vater war Inhaber einer Fabrik für Druck- u. Papierverarbeitungsmaschinen. Seine Mutter hieß Maria Gertrud Josefine gen. Anna Frisch (1862–1910).

„Nach dem Jurastudium in Marburg, Berlin, Bonn und München berichtete S. seit 1911 als freier Journalist für die Lokalpresse in Düsseldorf und wurde hier 1913 Gerichtsassessor.“ 1)

1911 hatte Heinrich Spoerl im Alter von 24 Jahren die 28-jährige Emma Pra(t)zlik (1883–1913) geheiratet, die eine damals 5-jährige Tochter mit in die Ehe brachte und zwei Jahre nach der Hochzeit verstarb. Zwei Jahre nach ihrem Tod heiratete der 28-jährige Spoerl 1915 die damals 19-jährige Konzertsängerin Gertrud Kebben (1896–1947) aus Berlin. Das Paar bekam 1917 einen Sohn, der ebenfalls Schriftsteller wurde, und 1918 eine Tochter, die später als Fotografin arbeitete.

Die Ehe soll sehr glücklich gewesen sein. „Gertrud Spoerl entdeckte und förderte das schriftstellerische Talent ihres Mannes, gab seinem Leben Halt und bildete für seine literarische Laufbahn den eigentlichen Bezugspunkt.“ 2) Nach dem Tod seiner Frau soll Heinrich Spoerl keine Zeile mehr geschrieben haben.

Nachdem Heinrich Spoerl nun Vater von drei Kindern war, promovierte er 1919 in Marburg und fand eine Anstellung als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Düsseldorf.

Lovis Warmbach schreibt im Spoerl in der NS-Zeit: „Mit dem beginnenden Aufstieg als Erfolgsschriftsteller durch die Verfilmung der Romane Wenn wir alle Engel wären und Der Maulkorb im Jahre 1936 fiel ein Jahr später das vorläufige Ende der Anwaltskarriere Spoerls zusammen. In diese Zeit fiel eine Verteidigung, die mein Vater [berichtet vom Sohn] für einen Gaswerks-Angestellten übernommen hatte. Wegen ‚Heimtücke‘. Denn inzwischen trampelten braune Horden durch die Straßen. Der Angeklagte hatte in der Trambahn geäußert, ein BDM-Mädel habe Zwillinge bekommen. – Der Staatsanwalt tat sein Bestes. Mein Vater auch. Es waren aber weder das geschwängerte BDM-Mädel aufzutreiben noch dessen Zwillinge, und so versuchte mein Vater es auf die lustige Tour: er beantragte Sachverständigen-Gutachten, dass die Zugehörigkeit zum BDM es biologisch verunmögliche, Zwillinge zu entwickeln. Papa musste dafür 100 Mark wegen ‚Ungebührlichkeit vor Gericht‘ bezahlen. Aber das Gericht lachte dabei und sprach den Gasmenschen frei. – Als der in die Freiheit und aus dem Sitzungssaal marschieren wollte, wurde er von SS-Hilfspolizei ins KZ gebracht. – Erst weinte mein Vater, der immer so an Justizia geglaubt hatte. Dann schrie er so, dass es die Leute über uns hören mussten. Und dann meldete er sich als Anwalt ab. So wurde er Schriftsteller.“ 3)

„S. gehört zu den erfolgreichsten Vertretern der dt.sprachigen Unterhaltungsliteratur in der NS-Zeit. Er entwarf eine heitere, harmlose Welt im meist rhein. Ambiente mit preuß. Zuschnitt, die zeitlich vor der Hitler-Diktatur angesiedelt war.“ 1)

„Gerade mit der ‚Feuerzangenbowle‘ war Spoerl unter seinem Namen durch einen Abdruck als Fortsetzungsroman in der Düsseldorfer Zeitung ‚Der Mittag‘ bekannt geworden. Deren Verleger Heinrich Droste eröffnete unter Zureden seiner Frau Trude, die wie Spoerls Frau ausgebildete Sängerin war, seinen 1933 neu gegründeten Verlag mit der Buchfassung der‘„Lausbüberei in der Kleinstadt‘, wobei Frau Spoerl als Vermittlerin auftrat. (…)

Diese noch in Odernitz an der Oder spielende Fassung weicht von den späteren, ein wenig gekürzten Auflagen mit dem neuen Ortsnamen Babenberg ab, ist aber ansonsten bereits jener phantasievolle und der Zeit enthobene Hort einer ebenso harmlos lockeren wie hintersinnig verklärten Schulerinnerung, die ihrerseits noch erfunden und sich am Ende nur als Folge des Genusses einer Feuerzangenbowle herausstellt. Besonders die Verfilmung von 1944 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle macht den Stoff bis in die Gegenwart zu einem Dauerbrenner.

Auch mit dem Roman ‚Der Maulkorb‘ von 1936 verstand es Spoerl, mit lustig-kritischer Note über die wilhelminische Ära zu schreiben. Eine Übertragung auf die Gegenwart war nicht ausgeschlossen, aufgrund des rheinisch-karnevalesken Tons aber ungefährlich. Während seines ersten Berliner Jahres 1937 veröffentlichte Spoerl die humoristische Kleinprosa ‚Man kann ruhig darüber sprechen‘. Sie zeigt, dass er von einigen zeitgenössischen Ressentiments, beispielsweise gegenüber dem amerikanischen Jazz, nicht unbeeinflusst war. Harmlose Unterhaltung bietet auch sein 1940 erschienener Roman ‘Der Gasmann.

1941 zog Spoerl nach Rottach-Egern. Dort verfasste der inzwischen mit dem Filmgeschäft vertraute Autor im gleichen Jahr das Drehbuch für Wolfgang Liebeneiners (1905-1987) Film ‚Das andere Ich‘. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wieder als Rechtsanwalt tätig, gab aber seinen Beruf nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1947 auf. (…).“ 2)